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Die Saeulen der Macht

Die Saeulen der Macht

Titel: Die Saeulen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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Weil du unbedingt etwas über meine Familie hören wolltest. Es gibt keinen Krüppel, dem ich von meinen Kriegserlebnissen erzählen könnte, wenn ich heimkehre. «
    Ihr Gesicht wurde dunkel.
    In diesem Moment öffnete sich der Nebel wie eine Tür, und die Tiere strömten heraus.
    Â» Geh zurück « , flüsterte Tahan. » Langsam, ganz langsam. Kein Wort. « Er brauchte Platz, um sein Schwert zu ziehen, sehr viel Platz, wenn es gleich losging.
    Jalimey riss erschrocken den Mund auf, doch sie hatte sich zum Glück so weit in der Gewalt, dass sie nicht schrie.
    Noch nie hatte Tahan so viele Glasbestien auf einmal gesehen– außer vielleicht damals in Dasnarees Zimmer. Doch dort waren sie klein und leblos gewesen. Diese hier waren groß und überaus lebendig. Hunde mit dolchartigen Zähnen, Eber mit Hörnern, Raubkatzen auf Vogelfüßen, Schlangen, die Ziegenköpfe trugen. Sie griffen nicht an, noch nicht, sondern bewegten sich unruhig und glotzten ihn mit ihren starren Glasaugen an, als hätten sie ihn lange gesucht und wüssten nicht so recht, was sie mit ihm anstellen sollten, jetzt, da sie ihn gefunden hatten. Keins der Tiere knurrte oder brüllte. Das leise Klirren war das einzige Geräusch.
    Er wusste nicht, wie viele von ihnen der Nebel noch verbarg.
    Tahan wagte einen vorsichtigen Blick über die Schulter. Noan und Jalimey hatten ihre Pferde unter den Felsüberhang geführt. Ganashko stand abwartend da und wirkte unentschlossen.
    Tahan zögerte. Solange die Bestien sich friedlich verhielten, war es Wahnsinn, sie anzugreifen, denn dann würden sie alle über ihn herfallen. Trotz der Glassplitter in seinem Fleisch war er nicht unsterblich; er hatte den Tod gespürt, als er dem Hirsch begegnet war. Mit jedem Schritt, den er sich zurückzog, näherte er sich jedoch ihrem Lager und führte die Gefahr dichter an Noan und Jalimey heran.
    Die Zeit verstrich, endlos lange kam es ihm vor. Immer noch griffen die Tiere nicht an. Er wagte einen Schritt rückwärts. Noch einen Schritt.
    Â» Was jetzt? « , flüsterte Noan, als er bei ihnen angekommen war. » Was wollen sie? «
    Â» Dort hinten ist ein Pfad, der von hier wegführt « , sagte Jalimey leise. » Wenn wir die Pferde unter der Klippe hindurchführen, können wir fortreiten. «
    Â» Vielleicht sind da hinten noch mehr Bestien « , meinte Noan. » Der Nebel ist so dicht, dass wir geradewegs in eine Falle reiten könnten. Wenn sie dann von allen Seiten auf uns losgehen, ist es aus. «
    Â» Ihr glaubt, sie können denken? « , fragte Jalimey. » Dass sie genau das von uns wollen? Es sind Tiere, verdammt, magisch oder nicht, bloß Tiere! «
    Noan machte eine sorgenvolle Miene. » Der Pfad führt steil am Hang vom Berg hinunter. Ihn bei diesen schlechten Sichtverhältnissen zu benutzen ist Wahnsinn. «
    Â» Aber es ist unsere einzige Chance « , sagte Tahan. » Gehen wir. «
    Â» Ach, seit wann bestimmt du das denn? « , fragte Jalimey, unzufrieden wie immer, obwohl sie ihren Willen bekam.
    Â» Ihr trefft die Entscheidung, Herr « , beeilte er sich zu sagen, doch natürlich würde Noan sich nach dem richten, was er wollte.

14
    D ie Tiere waren da, unsichtbar im Nebel. Manchmal war ihm, als schälten sich Umrisse aus dem Grau, ein grotesk geformter Kopf, Hörner wie Zweige, an denen Eiszapfen hingen, aber der Pfad vor ihnen blieb frei.
    Noan ging mit Vala voran, die am trittsichersten war und ihre zierlichen Ziegenhufe mit beruhigender Sicherheit voreinandersetzte. Danach kam Jalimey, sodass Tahan, der die Nachhut bildete, ihren braunen Zopf hin und her schwingen sah und sich darüber Gedanken machen konnte, wie es sich wohl anfühlen mochte, wenn sie wieder ihre kühle Hand auf seine warme Haut legte.
    Sie lenkte ihn ab, ein denkbar schlechter Zeitpunkt. Nie im Leben hätte er einwilligen dürfen, dass sie dieses Mädchen mit auf die Reise nahmen.
    In der zunehmenden Dunkelheit schien der Nebel zu leuchten. Der Hang wurde steiler, und Tahan trat in tiefen Schnee, der seine Stiefel sofort verschlucken wollte. Von einem Pfad wäre auch bei Tageslicht nichts mehr zu sehen gewesen. Obwohl sie nicht hoch in den Bergen waren, konnte ein Fehltritt dennoch gefährlich sein, denn die Gegend war steinig und rau, und auch hier konnte ein Sturz unglücklich enden. Wenn eins der Pferde sich ein Bein brach,

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