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Die Saeulen der Macht

Die Saeulen der Macht

Titel: Die Saeulen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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paar jämmerliche Grashalme frei.
    Â» Schau mich nicht so an. Das ist alles. «
    Jetzt sprach er schon mit seinem Pferd. Es war höchste Zeit, dass er wieder unter Menschen kam, unter richtige Menschen, die weder verrückt noch Leibeigene waren.
    Der Hengst hob den Kopf, ein überfrorener Stängel ragte ihm aus dem Maul.
    Langsam drehte Tahan sich um.
    Da waren sie. Diesmal war da kein Nebel, der ihre Anzahl verhüllte. Diesmal musste er niemanden außer sich selbst schützen. In Ganashkos Augen glühten bereits Flammen auf.
    Tahan schlug zu. Er zerschmetterte. Er zerbrach. Um ihn herum flogen die Splitter, fielen hohle Körper klirrend in sich zusammen. Unter seinen Stiefel knirschte es. Das Moorpferd tanzte neben ihm, wirbelte herum, trat aus, schrie vor Wut, während es brannte wie eine Fackel. Der Schnee schmolz, spülte den Wesen den Boden unter den Füßen weg. Tahan zerteilte einen unförmigen Hasen mit Hörnern, wehrte einen Greif ab und fuhr herum, um die Ziege mit den Katzenkrallen mitten im Sprung zu erwischen. Die meisten Wesen erkannte er kaum, bis sie zerbrachen, da waren nur ein Flirren und das Spiel von Licht auf Glas, dann Zerstörung, Knirschen, Krachen.
    Kein Blut floss, nur sein eigenes, nur das des Pferdes. Als es endlich vorbei war, lehnte er die Stirn an Ganashkos Flanke, der aufgehört hatte zu brennen, und atmete den Trost spendenden Pferdegeruch ein.
    Er ging in die Knie. Neue Splitter bohrten sich in seine Haut, und seine Hände, mit denen er sich abstützte, waren gespickt von feinsten Scherben.
    Â» Wir haben sie besiegt, mein Freund « , lachte er. Dann sah er zu, wie seine Haut das Glas verschlang, und lachte wieder. » Was geschieht mit mir? «
    Das Moorpferd hatte keine Antwort für ihn. Es senkte den Kopf und rupfte die letzten Halme ab, wobei Scherben zwischen seinen Zähnen knirschten. Tahan tastete seinen Körper ab und schob die Hand in seine Weste, wo er zu seiner Überraschung feststellte, dass der Brief verschwunden war.
    Er erinnerte sich an Jalimeys Tränen und die Umarmung und schüttelte den Kopf. » Was hattest du vor, Mädchen– ihm einen Gefallen tun? Das wird euer beider Untergang sein. «
    Der Weg zum Pass war frei, und sie kamen nun gut voran. Mit seinen gewaltigen Hufen sank Ganashko kaum ein, sie dienten ihm als Schneeschuhe. Zwei Tage lang litt Tahan unter Schmerzen und konnte sich kaum auf dem Pferderücken halten, dann wurde es allmählich besser. Das dunkle Gesicht wisperte in seinem Inneren, ganz gleich, ob er wach war oder schlief, es fragte und lockte, bohrte und kitzelte. Das Fremde in ihm wuchs. Es waren Zweige, und es war Glas, beides gleichzeitig. Magie. Und wo Magie war, da waren die Götter niemals weit.
    Manchmal fürchtete Tahan sich davor, ganz plötzlich befiel ihn die Angst wie ein Feind aus dem Hinterhalt, und er fragte sich, was ihn bei dem toten Baum erwartete. Ob der Mönch zwischen den Wurzeln sitzen und ihm mit einem Lächeln entgegenblicken würde: Endlich bist du da?
    Â» Ergib dich « , raunte die Stimme, aber er war Prinz Tahan Dor Ilan, er ergab sich nicht.
    Dafür entdeckte er, was ein verfluchter Held noch alles vermochte. Seine Gabe, die sich bisher nur in der Hitze der Schlacht entzündet hatte oder bei einem lebensgefährlichen Angriff der Bestien, half ihm nun bei seinem einsamen Marsch über die Berge. Sein Schwert stand in Flammen, sodass er sich dort, wo selbst Ganashko nicht weiterkam, mit Brand einen Weg durch den Schnee bahnen konnte. Das Brennholz war längst verbraucht, und hier oben gab es nichts außer Schnee und Felsen, aber das brennende Schwert wärmte ihn besser als jedes Lagerfeuer. Als Tahan das erste Mal einen Falken mit einem Blitzstrahl vom Himmel schoss, lachte er ungläubig, beim zweiten Mal erwischte er einen Schneehasen, der trotz der schönsten Haken und Sprünge nicht entkommen konnte.
    Es war, als wäre er allein auf der Welt, allein mit seinem Fluch, der sich hier in der tödlichen Einöde der Berge als Segen erwies. Das erste Mal seit fünf Jahren gehorchte ihm das Feuer. Es kam über ihn, wenn er es brauchte, und verschwand, wenn er es ihm befahl. Es ließ sich als Waffe einsetzen und als Herdfeuer, es war sein Zuhause und sein Freund, sein Schutz und seine Familie.
    Der Fluch war hier, wo niemand ihm Befehle erteilte, zweifelsfrei ein Geschenk, und Tahan dachte mit Bedauern

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