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Die Säulen der Schöpfung - 13

Die Säulen der Schöpfung - 13

Titel: Die Säulen der Schöpfung - 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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wiederholte er.
    Er war Oba Rahl, eine bedeutende Persönlichkeit. Er hatte wichtige Dinge zu erledigen, er konnte nicht einfach in dieser Zelle herumhocken und ihre kleinkarierten Spielchen mitspielen. Allmählich hatte er genug von diesem Unfug; es wurde Zeit, nicht nur sein verbrieftes Recht einzufordern, sondern sich auch zu seinem besonderen Wesen zu bekennen.
    »Kommt zu mir«, rief er.
    Er rief immer wieder, nicht laut, denn er wußte, sie konnten ihn hören, nicht nachdrücklich, denn sie würden kommen, und erst recht nicht verzweifelt, denn sie würden gehorchen. Zeit verging, aber darauf kam es nicht an, denn sie waren längst unterwegs.
    »Kommt zu mir«, murmelte er leise in das lautlose Dunkel.
    Von irgendwoher vernahm er eine Antwort in Gestalt von leisen Schritten.
    »Kommt zu mir«, betörte er seine entfernten Lauscher.
    Er hörte, wie in der Ferne knarrend eine Tür geöffnet wurde. Die Schritte wurden lauter, kamen näher.
    »Kommt zu mir«, girrten er und die Stimme.
    Dann hörte er, sehr viel näher, die schlurfenden Schritte von Soldaten auf dem Steinfußboden. Ein Schatten fiel im dämmrigen Licht über die kleine Öffnung in der zweiten Tür.
    »Was gibt’s denn?«, erkundigte sich eine hallende Männerstimme unschlüssig.
    »Du mußt zu mir kommen«, erklärte Oba ihm.
    Die Bemerkung war so eindeutig und harmlos, daß der Mann zögerte.
    »Komm zu mir, auf der Stelle«, befahlen Oba und die Stimme mit unwiderruflicher Autorität.
    Oba lauschte, wie jemand den Schlüssel in der zweiten Tür herumdrehte. Die schwere Tür wurde scharrend aufgezogen. Ein Gardist trat in den winzigen Flur zwischen beiden Türen, während der Schatten eines zweiten Mannes die äußere Türöffnung füllte.
    »Was willst du?«, fragte der Gardist mit leichtern Zaudern in der Stimme.
    »Wir möchten jetzt gehen«, sagten Oba und die Stimme. »Öffnet die Tür. Es wird Zeit, daß wir diesen Ort verlassen.«
    Der Soldat beugte sich vor und machte sich an dem Schloß zu schaffen, bis der Riegel mit einem metallischen, durch die Dunkelheit hallenden Klicken zurückschnappte, die Tür schwang auf. Der andere Soldat trat hinter ihn und warf mit demselben ausdruckslosen Gesicht einen Blick in die Zelle.
    »Was, Herr, sollen wir tun?«, erkundigte sich der Gardist und schaute Oba unerschrocken in die Augen.
    »Wir müssen gehen«, erklärten Oba und die Stimme. »Und ihr zwei werdet uns hinausbegleiten.«
    Die beiden Gardisten nickten und machten kehrt, um Oba aus dem finsteren Verschlag zu führen. Nie wieder würde er sich in enge, winzige Löcher sperren lassen müssen, denn er hatte ja die Stimme auf seiner Seite, also war er unbesiegbar; er war froh, daß er sich daran erinnert hatte.
    Althea hatte sich getäuscht, was die Stimme anbetraf; wie alle anderen auch, war sie nur neidisch gewesen. Er lebte, und die Stimme hatte ihm geholfen, sie dagegen war einfach tot. Er fragte sich, wie ihr das wohl gefiel.
    Oba befahl den beiden Gardisten, die Türen zu seiner leeren Zelle wieder zu verschließen, wodurch sein Fehlen vermutlich erst eine ganze Weile später bemerkt werden würde. Die Gardisten führten Oba anschließend durch ein Labyrinth aus engen, dunklen Korridoren.
    »Ich benötige mein Geld«, sagte Oba. »Wißt ihr, wo es aufbewahrt wird?«
    »Ja«, antwortete einer der beiden mit tonloser Stimme.
    Sie passierten etliche Eisentüren, dann ging es weiter durch Korridore, die mit derben Steinquadern ausgekleidet waren; schließlich gelangten Oba und seine Eskorte in einen kleinen Raum am Fuß einer engen Wendeltreppe. Ein Soldat ging vor Oba die Treppe hinauf, während der andere die Nachhut bildete. Oben angekommen, geleiteten sie ihn in einen verriegelten Raum, anschließend durch eine weitere Tür.
    Die Lampen, die die Gardisten mit hereinnahmen, warfen kantige Schatten zwischen den Regalen, auf denen sich ein Sammelsurium verschiedenster Gegenstände häufte, Kleidungsstücke und Waffen, die unterschiedlichsten persönlichen Dinge, von Spazierstöcken bis hin zu Flöten oder Puppen. Oba ließ den Blick suchend über die mit Einzelstücken vollgestopften Regale schweifen, bückte sich, um unten nachzusehen, stellte sich auf die Zehenspitzen, um die oberen Regale abzusuchen. Er vermutete, daß man all diese Gegenstände Gefangenen vor ihrer Einkerkerung abgenommen hatte.
    Kurz vor dem Ende einer Reihe erspähte er den Griff seines Messers, hinter dem Messer die zerlumpten Kleidungsstücke. Sein Stiefelmesser war

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