Die Saga vom Dunkelelf 1 - Der dritte Sohn
sollen. Wenn Ihr vielleicht ein paar Kämpfer mehr besiegt hättet, dann hätte ich besser als nur als Dritter der Klasse abschneiden können.«
»Wenn wir zusammengearbeitet hätten, wie wir es ausgemacht hatten, hättet Ihr vielleicht gesiegt oder wäret zumindest zweiter geworden«, signalisierte Drizzt zurück, wobei die scharfen Bewegungen seiner Hände seinen Zorn widerspiegelten.
»Höchstwahrscheinlich zweiter«, erwiderte Kelnozz. »Ich wußte von Anfang an, daß ich Euch nicht gewachsen bin. Ihr seid der beste Schwertkämpfer, den ich je gesehen habe.«
»Nicht nach Ansicht des Meisters«, murrte Drizzt laut.
»Der achte Platz ist nicht so schlecht«, flüsterte Kelnozz zurück. »Berg'inyon ist nur zehnter geworden, und er gehört dem herrschenden Haus Menzoberranzans an. Ihr solltet froh sein, daß Euer Rang von Euren Klassenkameraden nicht mit Neid betrachtet wird.« Ein Scharren vor der Tür veranlaßte Kelnozz, wieder zur Zeichensprache zurückzukehren. »Einen höheren Rang einzunehmen bedeutet nur, daß mehr Kämpfer meinen Rücken als geeignetes Ziel für ihre Dolche betrachten.«
Drizzt überdachte die Folgen, die sich aus Kelnozzs Fest Stellung ergaben. Er weigerte sich, solchen Verrat an der Akademie für möglich zu halten. »Berg'inyon war der beste Kämpfer, den ich in dem großen Kampf gesehen habe«, signalisierte er. »Er hätte Euch besiegt, wenn ich nicht zu Euren Gunsten eingegriffen hätte.«
Kelnozz tat den Gedanken mit einem Lächeln ab. »Laßt Berg'inyon meinetwegen als Koch in einem niederen Haus arbeiten«, flüsterte er eher noch leiser als vorher, denn der Sohn des Hauses Baenre lag nur ein paar Yards von ihnen entfernt. »Er wurde zehnter, aber ich, Kelnozz von Kenafin, wurde dritter!«
»Und ich wurde achter«, sagte Drizzt mit einem uncharakteristischen Unterton in der Stimme, der eher zornig als eifersüchtig klang, »aber ich könnte Euch mit jeder Waffe besiegen.«
Kelnozz zuckte mit den Schultern, eine seltsam verschwommene Bewegung für einen Betrachter, der im infraroten Spektrum sah. »Aber Ihr habt es nicht getan«, signalisierte er. »Ich habe bei unserem Kampf gesiegt.«
»Kampf?« keuchte Drizzt. »Ihr habt mich getäuscht, das ist alles!«
»Wer blieb bestehen?« erinnerte ihn Kelnozz scharf. »Wer trug das blaue Licht des Zauberstabs eines Meisters?«
»Die Ehre verlangt Regeln bei einem Kampf«, grollte Drizzt.
»Es gibt eine Regel«, fauchte Kelnozz zurück. »Ihr könnt tun, was immer Ihr vertreten könnt. Ich habe in unserem Kampf gesiegt, Drizzt Do'Urden, und einen höheren Rang eingenommen! Das ist das einzige, was zählt!«
In der Hitze des Gefechts waren ihre Stimmen zu laut geworden. Die Tür des Raums schwang auf, und ein Meister trat über die Schwelle. Seine Umrisse zeichneten sich deutlich vor dem blauen Licht des Ganges ab. Beide Schüler rollten sich sofort zur Seite und schlössen die Augen - und den Mund.
Die Endgültigkeit von Kelnozzs letzter Feststellung bewog Drizzt zu einigen vernünftigen Überlegungen. Schließlich erkannte er, daß seine Freundschaft mit Kelnozz beendet war und vielleicht, daß er und Kelnozz niemals wirkliche Freunde gewesen waren.
»Ihr habt ihn gesehen?« fragte Alton, und seine Finger klopften besorgt auf den kleinen Tisch im höchstgelegenen Raum seines Wohnbereichs. Alton hatte den jüngeren Schülern von Sorcere die Arbeit übertragen, den verbrannten Ort in Ordnung zu bringen, aber die Brandmale blieben an den Felswänden sichtbar, ein Vermächtnis von Altons Feuerkugel.
»Das habe ich«, erwiderte Masoj. »Und man hat mir von seinem Können an den Waffen berichtet.«
»Achter in der Klasse nach dem großen Gefecht«, sagte Alton, »eine gute Leistung.«
»Den Berichten nach hat er das Zeug dazu, erster zu werden«, sagte Masoj. »Eines Tages wird er diesen Titel beanspruchen. Ich werde ihn aufmerksam beobachten.«
»Er wird nicht lange genug leben, um diesen Titel beanspruchen zu können!« versprach Alton. »Das Haus Do'Urden setzt großen Stolz in diesen Jungen mit den purpurfarbenen Augen, und daher habe ich beschlossen, daß Drizzt das erste Ziel meiner Rache sein wird. Sein Tod wird der verräterischen Oberin Malice Qualen verursachen!«
Masoj sah darin ein Problem und beschloß, es ein für allemal zu verhindern. »Ihr werdet ihm nichts antun«, warnte er Alton. »Ihr werdet noch nicht einmal in seine Nähe kommen.«
Altons Ton wurde ebenso grimmig. »Ich habe zwei Jahrzehnte
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