Die Saga vom Dunkelelf 2 - Im Reich der Spinne
Erlaubnis fragen - obwohl ich sie dieses Mal nicht geben werde!«
SiNafay lächelte angesichts der Möglichkeiten, die ein solches Treffen bieten würde. »Allein mein Ärger, meine Befürchtungen könnten ein höheres Haus gegen das Haus Do'Urden ins Spiel bringen. Selbst eine Verschwörung von mehr als einem Haus«, sagte sie und genoß offensichtlich die Vorstellung der zusätzlichen Vorteile. »Die Oberin Malice wird über vieles nachdenken und sich um vieles Sorgen machen müssen!«
Alton hatte SiNafays letzte Bemerkungen noch nicht einmal gehört. Ihre Worte bezüglich des »dieses Mal« eine Erlaubnis zu erteilen, hatte in ihm eine beunruhigende Assoziation wachgerufen. »Und hat sie es getan?« wagte er zu fragen, obwohl seine Worte kaum zu hören waren.
»Was meint Ihr?« fragte SiNafay, die seinen Gedankengängen nicht folgen konnte.
»Ist die Oberin Malice zu Euch gekommen?« fuhr Alton fort, der zwar Angst vor der Antwort hatte, sie aber auch brauchte. »Vor dreißig Jahren: Hat die Oberin SiNafay da ihre Erlaubnis dafür erteilt, daß Gelroos Hun'ett ein Spion würde, ein Mörder, der die Auslöschung des Hauses DeVir vervollständigen sollte?«
Ein böses Lächeln machte sich auf SiNafays Gesicht breit, aber es verschwand im Handumdrehen, als sie dann den Tisch quer durch den Raum warf, Alton vorn an seinem Gewand packte und ihn grob bis auf wenige Zentimeter vor ihr grimmiges Gesicht zog.
»Vermischt niemals persönliche Gefühle mit Politik!« grollte die kleine, aber offensichtlich kräftige Oberin, und ihr Ton hatte etwas unmißverständlich Drohendes. »Und stellt mir nie wieder eine solche Frage!«
Sie warf Alton zu Boden, entließ ihn aber nicht aus ihrem durchdringenden Blick.
Alton hatte die ganze Zeit gewußt, daß er nur eine Marionette in dem Intrigenspiel zwischen dem Haus Hun'ett und dem Haus Do'Urden war, ein für die Oberin SiNafay notwendiges Verbindungsglied, damit ihre verräterischen Pläne ausgeführt werden konnten. Immer wieder mal veranlaßte Altons persönlicher Groll gegen das Haus Do'Urden ihn jedoch dazu, seinen geringen Stellenwert in diesem Konflikt zu vergessen. Als er nun zu SiNafays offenbarter Macht aufschaute, erkannte er, daß er die Grenzen seiner Position überschritten hatte.
Am hinteren Ende des Pilzwäldchens, an der Südwand der Höhle, die Menzoberranzan beherbergte, gab es eine kleine, schwerbewachte Höhle. Hinter den eisenbeschlagenen Türen war ein einziger Raum, der nur für Zusammenkünfte der acht herrschenden Mütter Oberin benutzt wurde.
Der Rauch von hundert süß duftenden Kerzen durchdrang die Luft. Die Mütter Oberin mochten es so. Nach fast einem halben Jahrhundert des Studiums der Schriften in Sorcere fühlte sich Alton durch das Licht nicht gestört, aber tatsächlich war ihm in dem Raum unbehaglich zumute. Er saß am hinteren Ende eines spinnenförmigen Tisches auf einem kleinen, unverzierten Stuhl, der für Gäste des Konzils reserviert war. Zwischen den acht haarigen Beinen des Tisches standen die Throne der Mütter Oberin, die alle mit Juwelen besetzt waren und im Kerzenlicht glitzerten.
Die Oberinnen traten in einer Reihe ein, gewichtig und böse, und warfen dem Mann verächtliche Blicke zu. SiNafay, die an Altons Seite saß, legte eine Hand auf sein Knie und gab ihm ein Zeichen zuversichtlich zu sein. Sie hätte nicht gewagt, das Herrschende Konzil um eine Zusammenkunft zu bitten, wenn sie sich des Wertes ihrer Informationen nicht sicher gewesen wäre. Die herrschenden Mütter Oberin sahen ihre Stellung als von Natur aus ehrenvoll an und schätzten es nicht, zusammengerufen zu werden, es sei denn in Krisenzeiten, Am Kopf des Spinnentisches saß die Oberin Baenre, die mächtigste Gestalt in ganz Menzoberranzan, eine uralte und verwelkte Frau mit bösartigen Augen und einem nicht an Lächeln gewöhnten Mund.
»Wir sind versammelt, SiNafay«, sagte die Baenre, als alle acht Mitglieder ihre zugewiesenen Plätze eingenommen hatten. »Aus welchem Grund habt Ihr das Konzil einberufen?«
»Um eine Bestrafung zu erörtern«, erwiderte SiNafay.
»Bestrafung?« echote die Oberin Baenre verwirrt. Die vergangenen Jahre in der Drowstadt waren ungewöhnlich ruhig gewesen, ohne Zwischenfälle seit dem Teken'duis-FrethKonflikt. Soweit die erste Oberin wußte, waren seitdem keine Handlungen erfolgt, die eine Bestrafung erforderten, und mit Sicherheit war keine so offensichtlich erfolgt, daß das Herrschende Konzil gezwungen werden müßte zu
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