Die Saga vom Dunkelelf 2 - Im Reich der Spinne
haben...«
»Ich kenne die Geschichten«, unterbrach ihn Drizzt, der von der zunehmenden Lautstärke der Stimme seines erregten Bruders alarmiert war. Drizzt schaute über die Schulter. »Wenn die Patrouille beendet ist, sollten wir die anderen näher bei der Stadt treffen. Dieser Ort ist zu gefährlich für solche Unterhaltungen.« Er erhob sich und begab sich auf den Rückweg, mit Guenhwyvar an seiner Seite.
»Nicht so gefährlich wie der Ort, an den ich Euch bald führen werde«, erwiderte Dinin mit demselben hinterhältigen Lächeln. Drizzt blieb stehen und sah ihn neugierig an.
»Ich denke, Ihr solltet es wissen«, spöttelte Dinin. »Wir wurden ausgesucht, weil wir die beste der Patrouillengruppen sind, und Ihr habt sicherlich eine wichtige Rolle bei der Erlangung dieser Ehre gespielt.«
»Ausgesucht wofür?«
»In zwei Wochen werden wir Menzoberranzan verlassen«, erklärte Dinin. »Unsere Reise wird uns viele Tage und viele Meilen von der Stadt fortführen.«
»Wie lange?« fragte Drizzt, der plötzlich sehr neugierig war.
»Zwei Wochen, vielleicht drei«, antwortete Dinin, »aber es wird die Zeit wert sein. Wir werden diejenigen sein, mein junger Bruder, die ein Maß der Rache an unseren verhaßtesten Gegnern ausüben, diejenigen, die einen ruhmreichen Schlag für die Spinnenkönigin führen!«
Drizzt glaubte zu verstehen, aber der Gedanke erschien ihm zu schändlich, um sicher zu sein.
»Die Elfen!« strahlte Dinin. »Wir sind für einen Überfall an der Oberfläche auserwählt worden!«
Drizzt war nicht so offensichtlich erregt wie sein Bruder, denn er war unsicher bezüglich dessen, was eine solche Aufgabe mit sich bringen würde. Letztendlich würde er die Oberflächenelfen sehen und der Wahrheit seines Herzens und seiner Hoffnungen gegenüberstehen. Etwas eher Reales für Drizzt, die Enttäuschungen, die er so viele Jahre lang kennengelernt hatte, zügelte seine Begeisterung und erinnerte ihn daran, daß die Wahrheit über die Elfen Erleichterung in die dunkle Welt seines Volkes bringen könnte, aber auch etwas Wichtigeres fortnehmen könnte. Er wußte nicht, wie er empfinden sollte.
»Die Oberfläche«, sann Alton. »Meine Schwester ist einmal dort gewesen... bei einem Angriff. Eine überaus phantastische Erfahrung, sagte sie.« Er sah Masoj an und wußte nicht, wie er den unglücklichen Ausdruck auf dem Gesicht des jungen Hun'ett deuten sollte. »Jetzt macht Eure Patrouille die Reise. Ich beneide Euch.« »Ich werde nicht gehen«, erklärte Masoj.
»Warum?« keuchte Alton. »Das ist wirklich eine seltene Gelegenheit. Menzoberranzan hat - zum Ärger der Lloth, da bin ich sicher - seit zwei Jahrzehnten keinen Angriff an der Oberfläche mehr ausgeführt. Es können gut zwanzig Jahre vergehen bis zum nächsten Mal, und dann werdet Ihr nicht mehr bei den Patrouillen sein.« Masoj sah aus dem kleinen Fenster von Altons Raum im Hause Hun'ett, von wo aus man das Anwesen überschauen konnte.
»Nebenbei gesagt«, fuhr Alton ruhig fort, »dort oben, so weit von neugierigen Augen entfernt, habt Ihr vielleicht die Chance, Euch zweier Do'Urden zu entledigen. Warum wollt Ihr also nicht gehen?«
»Habt Ihr die Entscheidung vergessen, bei der Ihr eine Rolle spieltet?« fragte Masoj und wirbelte anklagend zu Alton herum. »Vor zwei Jahrzehnten beschlossen die Meister von Sorcere, daß keine Zauberer irgendwo in die Nähe der Oberfläche reisen dürfen!«
»Sicher«, erwiderte Alton, der sich an das Treffen erinnerte. Aber Sorcere schien ihm jetzt so weit entfernt, obwohl er sich erst seit ein paar Wochen im Hause Hun'ett aufhielt. »Wir kamen zu dem Schluß, daß die Magie der Drow unter freiem Himmel anders - unerwartet - wirken könnte«, erklärte er. »Bei diesem Angriff vor zwanzig Jahren...«
»Ich kenne die Geschichte«, grollte Masoj und beendete den Satz für Alton. »Der Feuerball eines Zauberers dehnte sich über seine normalen Dimensionen hinaus aus und tötete mehrere Drow. Gefährliche Nebenwirkungen habt Ihr Meister es genannt, obwohl ich fast glaube, daß sich der Zauberer unter Vortäuschung eines Unfalles auf bequeme Art einiger seiner Feinde entledigt hat!«
»Ja«, stimmte Alton zu. »So lauteten die Gerüchte. Aber da es keine Beweise gab...« Er ließ den Gedanken fallen, denn er bemerkte, daß er Masoj damit kaum beruhigen konnte. »Das war vor so langer Zeit«, sagte er in dem Versuch, ein wenig Hoffnung zu erwecken. »Habt Ihr keinen Ersatzanspruch?«
»Nein«, erwiderte
Weitere Kostenlose Bücher