Die Saga vom Dunkelelf 2 - Im Reich der Spinne
heiß streifte. »Ihr wißt etwas!«
Drizzt wich vor der überwältigenden Gestalt zurück und sah sich nervös nach seiner versammelten Familie um. Dinin, der einen Augenblick vorher genauso gequält worden war, kniete mit dem Kinn in der Hand da. Er versuchte vergeblich, eine Antwort zu finden, bevor die Oberin Malice die Intensität der Befragung steigern würde. Dinin übersah Brizas Handbewegung in Richtung ihrer Schlangenpeitsche nicht, und auch dieser beunruhigende Anblick trug wenig dazu bei, seinem Gedächtnis nachzuhelfen.
Malice schlug Drizzt hart ins Gesicht und trat dann zur Seite. »Einer von Euch hat von der Identität unserer Feinde erfahren«, fauchte sie ihre Söhne an. »Dort draußen, auf der Patrouille, hat einer von Euch ein Zeichen, einen Hinweis, entdeckt.«
»Vielleicht haben wir etwas gesehen, es aber nicht als das erkannt, was es war«, bot Dinin an.
»Ruhe!« schrie Malice, und ihr Gesicht glühte vor Zorn. »Wenn Ihr die Antwort auf meine Frage wißt, könnt Ihr sprechen! Nur dann!« Sie wandte sich zu Briza um. »Helft Dinin, sein Gedächtnis wiederzufinden!«
Dinin ließ den Kopf auf die Arme sinken, die er auf dem Boden vor sich verschränkt hatte, und bog sich zurück, um seine Strafe zu empfangen. Anders zu handeln, würde nur den Zorn Malices steigern.
Drizzt schloß die Augen und rief sich die Ereignisse seiner vielen Patrouillen ins Gedächtnis zurück. Er zuckte ungewollt zusammen, als er das Knallen der schlangenköpfigen Peitsche und das leise Jammern seines Bruders hörte.
»Masoj«, flüsterte Drizzt fast unbewußt. Er sah zu seiner Mutter auf, die ihre Hand ausstreckte, um Briza Einhalt zu gebieten - zu Brizas Entsetzen.
»Masoj Hun'ett«, sagte Drizzt lauter. »Im Kampf gegen die Gnome hat er versucht, mich zu töten.«
Die ganze Familie, besonders Malice und Dinin, beugten sich in Drizzts Richtung vor und verfolgten gebannt jedes seiner Worte. »Als ich das Urwesen bekämpft habe«, erklärte Drizzt und spie das Wort »Urwesen« als Fluch in Zaknafeins Richtung. Er warf dem Waffenmeister einen ärgerlichen Blick zu und fuhr fort: »Masoj Hun'ett hat mich mit einem Blitzstrahl niedergestreckt.«
»Vielleicht hatte er ihn auf das Monster gerichtet«, beharrte Vierna. »Masoj hat felsenfest behauptet, daß er das Monster getötet hätte, aber die Hohepriesterin der Patrouille hat seinen Anspruch abgewiesen.«
»Masoj hat abgewartet«, erwiderte Drizzt. »Er hat nichts getan, bis ich dem Monster gegenüber im Vorteil war. Dann setzte er seine Magie ein, genauso auf mich gerichtet wie auf das Urwesen. Ich glaube, er hatte gehofft, uns beide vernichten zu können.«
»Das Haus Hun'ett«, flüsterte die Oberin Malice.
»Das fünfte Haus«, bemerkte Briza, »unter der Oberin SiNafay.«
»Das ist also unser Feind«, sagte Malice.
»Vielleicht nicht«, sagte Dinin, der sich sogar noch fragte, als er die Worte aussprach, warum er nicht allein gegangen war. Diese Theorie zu widerlegen würde nur noch mehr Peitschenhiebe nach sich ziehen.
Die Oberin Malice mißbilligte sein Zögern, während er noch einmal über die Bemerkung nachdachte. »Erklärt das!« befahl sie.
»Masoj Hun'ett war ärgerlich, weil er von dem Oberflächenangriff ausgeschlossen worden war«, sagte Dinin. »Wir ließen ihn in der Stadt zurück, und er konnte lediglich unsere ruhmreiche Rückkehr miterleben.« Dinin richtete seinen Blick fest auf seinen Bruder. »Masoj war schon immer eifersüchtig auf Drizzt und all den Ruhm, den mein Bruder erlangt hat, ob das nun richtig oder falsch ist. Viele sind eifersüchtig auf Drizzt und wollen ihn tot sehen.«
Drizzt rutschte unruhig auf seinem Sitz hin und her, denn er wußte, daß die letzten Worte Dinins eine offene Drohung waren. Er sah zu Zaknafein und bemerkte das selbstgefällige Lächeln des Waffenmeisters.
»Seid Ihr Euch Eurer Worte sicher?« sagte Malice zu Drizzt und lenkte ihn so von seinen persönlichen Gedanken ab.
»Da ist die Katze«, unterbrach Dinin, »Masoj Hun'etts magisches Lieblingstier, obwohl es sich mehr an Drizzts Seite hält als an der des Zauberers.«
»Guenhwyvar steht mit mir an der Spitze«, protestierte Drizzt, »eine Position, die Ihr angeordnet habt.«
»Masoj sieht das nicht gern«, erwiderte Dinin.
Vielleicht habt Ihr die Katze deshalb dort postiert, dachte Drizzt, aber er behielt die Worte für sich. Sah er Verschwörungen im Zufall? Oder war seine Welt tatsächlich so von irrigen Verhaltensmustern und geheimen
Weitere Kostenlose Bücher