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Die Saga vom Eisvolk 06 - Das böse Erbe

Die Saga vom Eisvolk 06 - Das böse Erbe

Titel: Die Saga vom Eisvolk 06 - Das böse Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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Silbergruben von Kongsberg zu arbeiten, junger Mann?« sagte er butterweich zu Mattias, und seine Schweinsaugen versanken in den Fettwülsten.
    »Ich muß Geld verdienen, damit ich nach Hause zu meiner Mutter reisen kann. Sie wartet auf mich.« Olaves hatte ihm eingeschärft, daß er auf keinen Fall seinen Großvater, den Amtsrichter, erwähnen durfte. Sonst würde Nermarken noch denken, daß er zu fein wäre, um in einer Grube zu arbeiten, und dann würde er ihn nicht nehmen.
    Nermarken lachte so sehr, daß sein ganzer Körper wabbelte. »Aber ja, über den Lohn werden wir uns schon einig. Du kannst sofort anfangen. Komm nur mit mir!« Olaves räusperte sich auffordernd, und Nermarken legte ihm ein paar Münzen in die Hand. Rasch und still verschwand Olaves, ohne sich die Zeit für einen Abschiedgruß zu nehmen.
    Nermarken blickte hinaus. Als er sah, daß die Luft rein war, gab er Mattias ein Zeichen, daß er ihm folgen sollte. So schnell es der massige Leib zuließ, eilte Nermarken auf das große Loch in der Erde zu. Dort kletterten sie eine lange Leiter hinunter, bis sie an einen unterirdischen Gang kamen. Da standen ein paar brennende Kerzen bereit. Nermarken nahm eine davon.
    »Komm«, murmelte er geheimnisvoll und zog Mattias mit sich in eine finstere, unbekannte Tiefe.
    Mattias bekam es mit der Angst. Es war so unheimlich finster überall, und unsichtbares Wasser tropfte unaufhörlich hernieder.
    Er sträubte sich. »Ich glaube, ich möchte doch nicht… « Die große, fette Hand packte fester zu. »Komm jetzt, Junge und mach kein Spektakel! Du bist hier angeheuert, begreifst du, und nun ist es zu spät für Gewissensbisse.« Mattias schluckte den Kloß in seinem Hals hinunter und sagte nichts mehr.
    Sie gingen lange. Jedesmal, wenn ihnen jemand entgegenkam, schirmte Nermarken die Kerzenflamme ab und zog Mattias mit sich in einen dunklen Seitenstollen.
    Schließlich waren sie angekommen. Das mußte das tiefste Innere der Erde sein, dachte Mattias.
    Es war ein großer Raum, schwach erleuchtet durch einige wenige Pechfackeln. Ein Mann ging herum und brüllte die Arbeiter in schlechtem Norwegisch an.
    »Hauber, kümmere dich um den hier«, raunzte Nermarken. »Er ist klein und schmächtig und ein guter Ersatz für den vorigen.«
    »Was für ein dünnes kleines Bürschchen«, brummte Hauber ärgerlich. Er sah nicht sehr umgänglich aus. »Aber der hier wird schon noch, wenn ich ihn erst eine Weile in der Mangel habe.«
    »Das ist der Steiger«, sagte Nermarken zu Mattias. »Ihm mußt du blind gehorchen, andernfalls kennt er genug Mittel, mit solchen Würstchen wie dir fertig zu werden.« Er verschwand, ohne noch ein Wort zu sagen. Sehr schnell fand Mattias heraus, welche Arbeit von ihm erwartet wurde. Ihn selbst eingerechnet, waren vier Jungen hier unten in diesem Grubenschacht. Sie wurden in enge, frisch gehauene Stollen oder Strossen geschickt. Diese Stollen waren meist zu schmal, als daß erwachsene Männer hätten hineinkriechen können. Daß die Arbeit für kleine Jungen furchtbar gefährlich war, begriff Mattias zunächst noch nicht.
    Er fand es nur schrecklich unheimlich dort. Er stellte sich vor, daß entsetzliche Kröten oder Schlangen oder sogar Trolle in der finsteren Tiefe säßen, in die hineinzukriechen man ihm befahl. Sie hatten ihm eine kleine Hacke gegeben, und mit der sollte er Proben für die erwachsenen Männer schlagen, damit sie sehen konnten, ob der Ort es wert war, ausgebrochen zu werden. Auch bei einem Schlagwetter war ein schlanker, flinker Jungenkörper nützlich - er konnte sich durch schmale Ritzen oder Felsspalten zwängen. Es fehlte nie an Arbeit für die Jungen.
    Am ersten Abend erfuhr er mehr darüber. Er wußte zwar nicht, daß es Abend war, aber er ahnte es, weil die Erwachsenen nach Hause gingen.
    Er machte seinen schmerzenden Rücken gerade und wollte ihnen folgen.
    »He, du, nix da«, sagte der Steiger Hauber. »Wofür hältst du das hier, für eine Art Zeitvertreib, oder was? Du wohnst da, zusammen mit den anderen.«
    Er zeigte auf eine Einbuchtung im Stollen, der an dieser Stelle wie eine kleine Halle aussah.
    Verwundert ging Mattias hin. Er kam in einen kleinen Raum, in dem ein Ofen knisterte und bullerte und eine behagliche Wärme ausstrahlte. Ein Schornstein führte hinauf zur Felsendecke, also waren sie wohl doch nicht so weit unter der Erde, wie er zuerst geglaubt hatte. Dieser Ofen wurde im Laufe des Tages für vielerlei Dinge gebraucht, und in der Nacht diente er als

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