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Die Saga vom Eisvolk 06 - Das böse Erbe

Die Saga vom Eisvolk 06 - Das böse Erbe

Titel: Die Saga vom Eisvolk 06 - Das böse Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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trotzdem ächzte der Galgen bedenklich unter seiner Last.
    Wie sich zeigte, war es nicht üblich, daß Kinder in Stollen und Gruben unter Tage schuften mußten. Das war nur hier der Fall gewesen, und auch nur zur Zeit der beiden gewissenlosen Halunken.
    Aber Dag ermunterte Kaleb trotzdem, seine Arbeit fortzusetzen. Es gab so viele Arbeitsplätze, auf die man ein Auge haben mußte. Überall wurden Kinder eingesetzt.
    Schuften mußten sie, von tiefschwarzer Nacht bis spät in den Abend, und selten oder nie wurden sie für ihre Arbeit entlohnt.
    Ein Jahr nach dem Gerichtstag in Kongsberg hatte Dag seinen ersten Schlaganfall.
    Er erholte sich danach wieder, beschloß jedoch, sein Amt als Bezirksrichter aufzugeben und daheim zu bleiben. Auf diese Weise konnte er Kaleb auch mehr beibringen. Liv war froh, daß sie ihren Mann nun daheim hatte und ihn umsorgen konnte.
    Aber sie und Are sorgten sich auch noch um etwas anderes. Juliana von Löwenstein und Scharffeneck war inzwischen Witwe geworden. Im Jahre 1635 starb der Oberkommandant. Im Jahr darauf hatte sich Juliana erneut vermählt, mit dem großen schwedischen Heerführer Johan Baner, und war ihm eine Zeit lang ins Feld gefolgt. Die Tochter Marca Christiana und der kleine Mikael waren auf Schloß Löwenstein zurückgeblieben. Und der Abstand zwischen den Briefen wurde immer größer… »Ich will meinen Enkelsohn nicht ganz verlieren«, sagte Are. »Ich möchte ihn so gerne einmal sehen. Er ist doch Tarjeis Sohn! Und ich will ihm erzählen, was Tarjei auf seinem Totenbett gesagt hat.«
    Also schrieb Liv an Cecilie. Und wie immer war sie gern bereit zu helfen.
    So kam es, daß Are eines Tages mit einem nagelneuen Reisekoffer in Kopenhagen am Kai stand und von Cecilie und Alexander begrüßt wurde. Der bodenständige Landmann Are war in sein feinstes Lodenzeug gekleidet, und er fühlte sich überaus verloren in dieser großen Welt - wo er doch niemals weiter gekommen war als ein seltenes Mal bis Christiania.
    Aber Cecilie und ihr Mann gaben ihm das Gefühl, zu Hause zu sein, und nahmen ihm alle ungewohnten Formalitäten ab.
    Und nach einigen Tagen in ihrem Heim traten alle drei die lange Reise nach Niedersachsen an.
    Sie waren entsetzt darüber, wie verwüstet das arme Deutschland war. Are sah ihrer Ankunft auf Löwenstein mit großer Unruhe entgegen. Er wagte kaum zu hoffen, daß das Schloß immer noch stand. Aber das tat es.
    Und die Begegnung zwischen dem dreijährigen Mikael und seinem Großvater war rührend. Trotz offensichtlicher Sprachschwierigkeiten fanden die zwei sofort zueinander. Juliana war heimgekehrt, weil das Leben im Feld sehr anstrengend war und sie sich nicht ganz wohlauf fühlte. Sie blieb daheim, solange die Gäste im Schloß weilten.
    Mikael hatte schwarzes, glänzendes und fast glattes Haar mit einem leichten Kupferschimmer, anmutig geschwungene, ernste Augenbrauen und riesengroße dunkle Augen. Natürlich ähnelte er zu einem großen Teil seiner Mutter Cornelia, aber sein Gesicht trug unübersehbar die Züge des Eisvolks, und Cecilie beharrte darauf, daß er ein Abbild von Tancred in dem Alter sei, was Alexander allerdings sehr übertrieben schien. Juliana erzählte kleine Anekdoten über den Jungen, und sie ließen vermuten, daß er ein Talent für rasche Schlußfolgerungen und einen gefestigten Charakter hatte.
    Das war ein Glück, denn für letzteres war Cornelia nicht gerade bekannt gewesen.
    Die dreizehnjährige Marca Christiana und der kleine Mikael schienen sich gut zu vertragen. Das Mädchen legte eine rührende Fürsorge für den kleinen Pflegebruder an den Tag, der ja eigentlich der Sohn ihrer Cousine war. Marca Christiana war ein lebhaftes und intelligentes Kind. Vielleicht nicht gerade entwaffnend hübsch, aber in jeder Hinsicht sehr ansprechend. Are mochte sie sofort. Er und die beiden anderen blieben drei Wochen. Er wollte die Gesellschaft seines Enkels so richtig genießen. Aber schließlich mußte er zur Ernte zurück, und Alexander und Cecilie sehnten sich nach ihren Kindern. Are umarmte den kleinen Mikael fest und lange, aber er hatte den Eindruck, daß die Entfernung nun, wo er den Jungen gesehen hatte, nicht mehr ganz so groß war. Sie waren einander nähergekommen, schien ihm.
    Und Juliana versprach, bald mit dem Jungen nach Norwegen zu kommen, damit er das Elternhaus seines Vaters kennenlernte.
    Are kam die Lindenallee herauf gefahren. Er fühlte sich jetzt wie ein erfahrener Reisender. Er war draußen in der Welt gewesen. Das

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