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Die Saga vom Eisvolk 08 - Die Henkerstochter

Die Saga vom Eisvolk 08 - Die Henkerstochter

Titel: Die Saga vom Eisvolk 08 - Die Henkerstochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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nicht um ihn! Jesper ist kein schlechter Mensch, er hat nur eine übertriebene Vorstellung von seinem Charme. Eine freundliche Ohrfeige bringt ihn sofort wieder zur Vernunft.«
    Sie nickte und drehte sich um, ohne die Hände vom Gesicht zu nehmen.
    »So, heute abend bist du vor ihm sicher, er kommt nicht zurück«, sagte Mattias. Seine freundliche Stimme hatte einen kleinen belustigten Unterton, aber sie spürte, daß er mit ihr über den einfältigen Jesper lächelte. »Aber sicherheitshalber solltest du den Schlüssel außen von der Tür abziehen!« »Ja, danke«, flüsterte sie.
    »Was für ein Tag für dich, meine kleine Freundin«, sagte er weich. Dann ging er.
    Als sie im Bett lag, zitterte sie am ganzen Körper. Sie dachte nicht an Jesper, sie fand ihn widerlich und lächerlich zugleich. Das waren für gewöhnlich alle Männer.
    Hilde hatte nie vorher ein männliches Gemachte entblößt gesehen. Vorsichtig näherten ihre Hände sich einem Bereich, den sie bisher noch nie so bewußt berührt hatte. Sie war entsetzt, als sie fühlte, wie pulsierend heiß es dort war. Sofort zog die Hand wieder zurück.
    Aber das Kribbeln hörte nicht auf. Sie dachte an andere Männer - daß sie auf dieselbe Art geschaffen waren wie der dumme Jesper. Ihre Hand tastete sich schuldbewußt erneut an die Stelle vor. Und jetzt war sie nicht mehr imstande, sie wieder fortzuziehen. Mit einem halb erschrockenen, aber gleichzeitig hingerissenen Lächeln ließ sie alles so geschehen, wie ihr Körper es wollte. Voller Scham zog sie sich am nächsten Morgen an und ging hinüber zum großen Wohnhaus von Grästensholm. Mattias öffnete ihr die Tür, gutgelaunt und freundlich wie immer. Ihr schien, als müßte er sehen, was sie heute nacht getan hatte, deshalb schlug sie die Augen nieder und gab während des gemütlichen Frühstücks nur gemurmelte Antworten.
    Aber im Laufe des Tages drängten sich die alltäglichen Dinge wieder vor, und sie fand ihre Gemütsruhe wieder. Sie blickte öfter hinüber zur Lindenallee, aber Andreas zeigte sich nicht. Sie hatte gesehen, daß sein Wagen erst spät am Abend von Elistrand zurückgekehrt war. Sie selbst würde von Kaleb oder Gabriella abgeholt werden, sobald man das Zimmer so fein für sie hergerichtet hatte, wie Gabriella es wünschte.
    Ach, alle waren so furchtbar nett! Da hatte sie nun eine unendliche Reihe von Tagen ausgeschlossen von jeder menschlichen Gemeinschaft gelebt, nur mit einem mißmutigen Griesgram als Gesellschaft. Aber die wenigen Male, die sie versucht hatte, mit anderen in Kontakt zu kommen, hatten bisher immer in bitteren Niederlagen geendet.
    Etwas so Unerreichbares wie Grästensholm und Lindenallee aufzusuchen, das wäre ihr nicht im Traum eingefallen.
    Am Nachmittag mußte sie noch einmal zurück zur Waldkate. Mit schweren Schritten ging sie hinauf, um den Vater auf seinem letzten Weg zu begleiten.

5. KAPITEL
    Andreas ging wie auf Wolken. Vergessen waren Leichenfunde und Werwölfe und erhängte Nachtmänner. Er war am Tag zuvor ungebührlich lange auf Elistrand geblieben, aber es war der Tag seines Lebens gewesen. Er, der bis dahin mit Eli immer in einem onkelhaften Ton gesprochen hatte, brachte ihr soviel Aufmerksamkeit entgegen, daß Kaleb im Spaß eine Augenbraue hochzog und sich streng nach seinem Stammbaum und nach seinen Ersparnissen erkundigte.
    Und Andreas war ganz schön rot geworden und hatte sich bemüht, ein verständnisloses Gesicht aufzusetzen. Aber er war glücklich, so glücklich!
    Sechzehn Jahre. Sie war alt genug zum Heiraten. Und es war nur gut, wenn der Mann bedeutend älter war - in diesem Fall elf Jahre… dann konnte die Ehefrau sich auf seine Lebenserfahrung stützen.
    Gabriella hatte zwar ziemlich verblüfft ausgesehen. Aber wohlerzogen, wie sie war, hatte sie nichts gesagt. Und Eli selbst war glücklich über sein Interesse. Sie hatte begeistert von dem Kalb erzählt, dem sie auf die Welt geholfen hatte, und das ihr allein gehörte. Er mußte mit ihr in den Stall gehen und es anschauen. Dort hatte er wie zufällig den Arm um ihre schmächtigen Schultern gelegt und das Kalb gemeinsam mit ihr bewundert.
    Sie war ein bezauberndes Mädchen. So zart, so weiblich und angenehm. Daß er das nicht früher bemerkt hatte! Aber das war gar nicht so verwunderlich. Erst in diesem Sommer war die Knospe aufgeblüht.
    Er mußte es langsam angehen. Noch schien es so, als ob sie nichts von der Liebe wüßte, nicht ahnte, worauf sein Interesse zurückzuführen war. Sie

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