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Die Saga vom Eisvolk 08 - Die Henkerstochter

Die Saga vom Eisvolk 08 - Die Henkerstochter

Titel: Die Saga vom Eisvolk 08 - Die Henkerstochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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einfach von selbst gekommen. Und er war nicht böse geworden. Jedenfalls nicht sichtbar böse.
    Sie hatte ein Zimmer über dem Stall bekommen. Als sie am Abend Schlafengehen wollte, stand Mattias auf dem Hofplatz im Gespräch mit einem Mann mittleren Alters, der eher freundlich als intelligent aussah. Blaue, aufgeweckte Augen unter einer weißen, zerzausten Haartolle blickten sie neugierig an.
    »Das ist ja mal ein furchtbar schönes Frauchen, das Ihr da habt, Herr Mattias«, sagte er.
    »Ja, das ist Hilde, Jesper«, lächelte Mattias. »Sie wird heute nacht hier schlafen. Später zieht sie um nach Elistrand.«
    »Soso, aha! Herr Mattias, ich habe ganz viel nachgedacht über das, was wir neulich besprochen haben. Und eigentlich bin ich jetzt auf dem Weg zu der, die ich mir ausgesucht habe, um sie zu freien. Aber jetzt bin ich mir gar nicht mehr so sicher… «
    Mattias merkte, worauf er hinauswollte. »Hilde ist nichts für dich, Jesper. Sie ist wahrscheinlich noch gänzlich unerfahren.«
    Das hätte er lieber nicht sagen sollen! Sofort begannen Jespers Augen, lüstern zu glänzen.
    »Gute Nacht, Hilde«, rief Mattias. »Und schlaf schön!« Als sie sich in der kleinen Kammer auf die Nacht vorbereitete, klopfte es vorsichtig an der Tür. In der Annahme, es sei eine der Dienstmägde, und weil sie noch angezogen war, rief sie: »Herein!«
    Aber es war Jesper, der mit einem entschuldigenden Grinsen eintrat. Hilde wußte nicht recht, wie sie mit dieser Situation umgehen sollte. Sie wollte nicht unhöflich sein, aber sie hatte das Gefühl, daß dies kein gebührliches Benehmen war. Nun, er sollte erst einmal erklären dürfen, welches Anliegen er hatte.
    »Hm, naja, ich dachte, daß sich das kleine Frauchen vielleicht einsam fühlt?« sagte er mit der stilvollen Ungeschicktheit der Einfältigen.
    »Einsam? Hier? Mein bisheriges Leben, das war einsam!« »Na ja, man weiß ja nie mit den Leuten, nich? Die könnten finstere Absichten haben. Und deshalb sollt Ihr wissen, daß Jesper hier ist, um aufzupassen. Niemand soll dem kleinen Frauchen was tun.«
    »Danke, das ist nett. Aber jetzt ist es vielleicht besser… » »Was für schrecklich schönes Haar das Frauchen hat«, sagte er und streichelte es bewundernd. »Und was für herrliche Brüste!«
    Ein derartig direktes Vorgehen mochte bei robusteren Mädchen sicherlich wirkungsvoll sein, hier jedoch war es fehl am Platze. Hilde entzog sich heftig seinen aufdringlichen Händen. Aber jetzt war die Flamme des Verlangens erneut in Jesper entzündet. Sie war sehr leicht zu entfachen.
    »Das Frauchen muß keine Angst vor mir haben, gottbewahre. Ich hab Ahnung von Mädels. Hatte wohl so an die hundert, ja. Und alle waren sehr zufrieden!« Falls er geglaubt hatte, die große Zahl wäre eine Empfehlung, hatte er sich getäuscht.
    »Bitte seid so nett und geht«, flehte Hilde erschrocken. »Das liegt an meinem Gerät, jawohl«, fuhr er unbeirrt fort, denn er konnte sich nicht satt sehen an der schlanken Gestalt mit der schmalen Taille und den hohen Brüsten. »Die Mädels sagen, ich hätte in der Hinsicht ordentlich was zu bieten. Das gefällt ihnen. Das Frauchen darf ruhig mal anfassen. Hier, nehmt ihn nur! Er ist schon ganz hibbelig. Er sehnt sich nach Euch, müßt Ihr wissen, Fräulein.«
    Hilde gab es auf, rücksichtsvoll zu sein. Er versperrte ihr den Weg zur Tür, deshalb rief sie verzweifelt um Hilfe. Mattias, der gerade sein Pferd in den Stall führte, hörte sie und eilte hinauf auf den Stallboden. Auf der steilen Stiege konnte er Jespers Stimme zwischen Hildes Notrufen prahlen hören. Die Stimme sprach lautstark von Siegen, die er »im deutschen Land« gewonnen hatte, und wie er Brand und König Christian und Tarjei »vor dem sicheren Tod« gerettet hatte und daß er ein wirklicher Mann war, dem sie sich ruhig hingeben könne.
    Mattias nahm die letzten Stufen mit einem Satz und riß die Tür auf.
    Hilde stand mit dem Gesicht zur Wand, die Hände vor die Augen geschlagen, und schrie. Mitten im Raum stand Jesper und zeigte, was er vorzuweisen hatte.
    »Aber Jesper!« sagte Mattias vorwurfsvoll. »Kennst du nicht den Unterschied zwischen leichtfertigen Frauenzimmern und wirklichen Damen? Zieh sofort deine Hose hoch und mach, daß du verschwindest! Und setz hier nie wieder einen Fuß über die Schwelle!« »Ich wollte doch nur… », murmelte Jesper verdattert, während er seine Hose hochzog.
    Als er den Raum verlassen hatte, sagte Mattias beruhigend zu Hilde: »Kümmere dich

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