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Die Saga vom Eisvolk 09 - Der Einsame

Die Saga vom Eisvolk 09 - Der Einsame

Titel: Die Saga vom Eisvolk 09 - Der Einsame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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am Ende seiner Reise, merkte er seine Erschöpfung so richtig. Eine körperliche Müdigkeit, die ihn fast zu Boden warf.
    Er konnte sich einfach nicht konzentrieren. Antwortete immer erst nach langem Nachdenken, die Hände lagen träge auf dem Tisch, seine Arme waren so schwer wie Blei. »Vater ist müde«, sagte Dominic.
    Anette unterbrach ihren langen und gezwungen Bericht über die Masern und die Tragödie, die Marca Christianas Kinder getroffen, und wie sehr sie sich um Dominic geängstigt hatte.
    »Aber es sieht so aus, als habe er gute Abwehrkräfte. Sicher, er hatte auch die Masern, aber… Was sagst du, Dominic? O, entschuldige, das habe ich gar nicht gesehen. Ach du meine Güte, wo sollst du denn schlafen, Mikael? Hier sind nur … «
    »Vater kann mein Zimmer haben«, sagte Dominic. »Dann schlafe ich in Mamas Zimmer.«
    Anette atmete auf. »Ja, natürlich, das geht. Dominics Bett ist groß genug.«
    »Kann man… die Vorhänge zuziehen?« bekam Mikael mühsam hervor.
    »Ja, das kann man.« Sie war ganz verwundert. »Und das Zimmer liegt oben?« »Sicher!« »Gut.« Sie klingelte nach dem Dienstmädchen, das nach oben lief und das Zimmer herrichtete. Mikael war so müde, daß er es mit der Angst bekam. »Der Hund«, sagte er.
    »Um den kümmern wir uns«, beruhigte Anette ihn. »Mach dir keine Sorgen um ihn. Wir werden ihn königlich behandeln.«
    Er war ihr dankbar für die offensichtliche Fürsorge für den Hund. Das war etwas anderes als Birgittes schwatzhaftes Getue mit dem Welpen, das war Heuchelei. Bei Anette wirkte alles natürlicher. »Danke«, lächelte er angestrengt. Das Mädchen meldete, daß alles bereit war.
    »Ich fühle mich so unhöflich…« begann Mikael. »Denk nicht daran«, antwortete Anette schnell. »Hauptsache, du kannst dich ausruhen. Ich will… «
    Sie schluckte und begann noch einmal. »Ich möchte, daß du dich wohl fühlst.«
    Auf seinem abgespannten Gesicht breitete sich langsam ein Lächeln aus. »Danke, das werde ich sicher. Und… Hab Dank dafür, daß du dich so um… Dominic gekümmert und ihn so gut erzogen hast.«
    Erst wollte er »unseren Sohn« sagen, aber es kam ihm nicht über die Lippen. Damit würde er eine Intimität andeuten, die nicht vorhanden war. Aber das Lob freute sie, wie er sehen konnte.
    Fünf Minuten später war er eingeschlafen. Er hatte es nicht mehr geschafft zu baden. Die kleine Katzenwäsche war eigentlich nicht genug, dachte er, als er sich zwischen den schneeweißen Laken ausstreckte. Und die Haare erst … Auf dem sauberen Kissen!
    Daran konnte er jetzt allerdings nichts mehr ändern. Das war sein letzter Gedanke vor dem Einschlafen.

7. Kapitel
    Er erwachte davon, daß der Hund ihm das Gesicht ableckte.
    An der Tür stand ein kleiner Junge. Wo hatte er den schon mal gesehen…? Ja, natürlich, das war Dominic!, Sein Sohn! Ein merkwürdiges Wort.
    »Hab« ich lange geschlafen?« Seine Stimme klang ganz rostig.
    Sofort kam der Junge angesprungen. »Einen Tag und eine Nacht und noch einen Tag. Jetzt ist es Abend.« »Du meine Güte!«
    »Mutter ist ganz unruhig, weil Ihr so lange geschlafen habt, Vater. Soll ich sie rufen?« »Nein. Sag ihr, ich komme gleich.«
    Dominic nickte. »Komm Troll, komm! Vater kommt auch gleich.«
    Der Hund warf Mikael einen zögernden Blick zu und sprang hinter dem Jungen her. Er hörte, wie beide lärmend die Treppe hinunterliefen.
    Merkwürdigerweise war er nicht enttäuscht, daß der Hund so ein Überläufer war. Im Gegenteil - er freute sich und war stolz darauf. Hatte er doch seinem Sohn eine Freude machen können.
    Am Abend wollte er eigentlich aufbleiben, um ihn in höflicher Konversation mit seiner Frau zu verbringen. Aber die Müdigkeit übermannte ihn wieder, und er ging früh schlafen.
    Auch den nächsten Tag verbrachte er mehr oder weniger schlafend, fühlte sich nicht imstande, aufzustehen, sondern wollte am liebsten im Bett liegen. Es war ärgerlich, aber er konnte nichts dagegen tun.
    »Ich fasse es als Kompliment auf, daß du dich so entspannt fühlst, aber soll ich nicht einen Arzt kommen lassen?« fragte Anette eines Tages beim Essen.
    »Nein, ich glaube nicht. Ich merke, daß ich mich langsam aber sicher erhole. Ich weiß ja, daß mir rein körperlich nichts fehlt. Ich bin nur müde.«
    Sie nickte, sagte jedoch nichts dazu. Doch, es ging ihm jeden Tag etwas besser, nur in seinen Augen war etwas, was sie nicht verstand und was ihr nicht gefiel. So eine Art Schatten - oder ein dunkler Fleck, der ganz

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