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Die Saga vom Eisvolk 09 - Der Einsame

Die Saga vom Eisvolk 09 - Der Einsame

Titel: Die Saga vom Eisvolk 09 - Der Einsame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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bedeuten, wenn er in die falschen Hände fallt. Genauso mußt Du verstehen, daß ich Dir auf die anderen Dinge nicht antworten kann. Nicht in einem Brief Wir werden nach Deiner Heimkehr darüber sprechen.
    Nur eines möchte ich Dir jetzt sagen. Die Frau, die Du in Livland getroffen hast, diese Birgitte, gefällt mir gar nicht, und ich möchte nicht, daß Du sie noch einmal erwähnst.

    Na, endlich kam Leben in diese Porzellanfigur, die er zur Frau hatte.

    Du bittest mich um schwierige Dinge, Mikael. Du schreibst viel, was mir nicht gefällt - Mißtrauen gegen das heilige Leben der Nonnen und Mönche, Deine Träume, Deine Analyse unserer Gefühle. Das sieht Dir gar nicht ähnlich, Du benimmst Dich doch sonst wie ein Mann von Welt. Da liegt vielleicht der Fehler, dachte er.
    Und ich weiß, daß von manchen behauptet wird, daß die Heilige Madonna viele Kinder hatte. Sie mußte sich dann wohl auch opfern, genau wie andere!
    Ansonsten sind hier alle wohlauf. Dominic wartet jeden Tag auf Deine Rückkehr. Er ist groß und tüchtig geworden und merkt genau, was ich fühle. Bin ich traurig, tröstet er mich, habe ich Angst, fragt er warum. Er ist ein so feinfühliger kleiner Junge, immer lieb.
    Henri ist wieder aus Frankreich zurück. In meiner Einsamkeit ist er ein großer Trost für mich, wir beide haben einander so viel zu erzählen.
    Weitere Briefe schreibe ich Dir nicht, denn es heißt, daß Ihr bald nach Hause kommt. Wir freuen uns alle.
Deine ergebene Frau, Anette.

    Resigniert ließ Mikael den Brief sinken. Wie verankert war diese Frau eigentlich in den Konventionen? Und er selbst - war er um einen Deut besser? Kaum!
    Aber sie hatte recht. Die Friedensverhandlungen waren im Gange, und viele Truppen der schwedischen Armee wurden nach Hause geschickt. Aber in einem Punkt täuschten sie sich beide. Zusammen mit seinem Pflegevater mußte Mikael zurückbleiben, um dem König beizustehen. Mikael wollte so gerne Gabrielshus besuchen, aber da noch kein Friede war, würde dieser Besuch als Verrat betrachtet werden.
    Resigniert wartete er die Geschehnisse ab, während die zwei Könige in scheinbar entspannter Form ihre Verhandlungen führten. Beim Frieden von Roskilde im Spätwinter 1658 verlor Dänemark für immer die Provinzen Schonen, Blekinge und Mailand. Norwegen mußte Bohuslen an Schweden abtreten, und das Land wurde in der Mitte geteilt, denn auch Trandelag, Nordmore und Romsdal fielen an Schweden. Es war ein bitterer Tag für Dänemark.
    Aber Mikael kam noch immer nicht nach Hause. Man schickte ihn mit dem größten Teil seiner Truppe nach Bremen. Gemütskrank, ausgezehrt von erschreckenden Erlebnissen und dem Soldatenleben, das er haßte, lebte er in einer Schattenwelt und wußte kaum, was um ihn vorging. Er tat seine Pflicht - mehr nicht.
    Karl X. Gustav war noch nicht zufrieden. Im August des gleichen Jahres schlug er wieder gegen die Dänen zu. Mikael wurde auch in diesen Krieg verwickelt, während sein seelischer Zustand sich immer mehr verschlechterte. Sein Pflegevater wollte ihn in seiner Nähe haben, ohne die Ursache für Mikaels offensichtliche Seelenqual zu verstehen.
    Vom Verlauf des Krieges, wer welche Siege erfocht, davon bekam Mikael kaum etwas mit. Aber im Februar 1660 war der Krieg dann zu Ende. Karl X. Gustav starb nach kurzer Krankheit in Gabriel Oxenstiernas Armen in Göteborg. Der Kriegerkönig war nicht mehr. Jetzt konnten neue Friedensverhandlungen beginnen.
    Mikael befand sich inzwischen bereits in Schweden. Müde, mutlos und ausgelaugt saß er auf seinem Pferd, unentwegt von merkwürdigen Visionen gejagt. Nur der Gedanke, seinen geliebten Sohn Dominic wiederzusehen, erhielt ihn am Leben. Dominic und der kleine Troll - und in gewisser Weise Anette. Aber in dem Punkt war er mehr von Furcht vor einer erneuten Niederlage als von eifriger Erwartung erfüllt. Ihr letzter Brief, den er vor langer Zeit erhalten hatte, war nicht gerade aufmunternd gewesen.
    Sie hatten einander nicht mehr schreiben können. Dänemark war so vom Krieg verwüstet, so von Hungersnot und Seuchen heimgesucht, daß ein Postverkehr nicht mehr existierte.
    Die Männer betrachteten nachdenklich ihren verschlossenen Hauptmann, während sie im eiskalten Platzregen durch die Wälder ritten. Jeden Tag, wenn sie während des Feldzuges in Dänemark an Kampfhandlungen teilgenommen hatten, war ihr Hauptmann Mikael Lind vom Eisvolk am Abend körperlich krank gewesen. Eine alte Schußverletzung am Kopf, hatte er behauptet. Vielleicht

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