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Die Saga vom Eisvolk 09 - Der Einsame

Die Saga vom Eisvolk 09 - Der Einsame

Titel: Die Saga vom Eisvolk 09 - Der Einsame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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daß ich es gerne notieren möchte.« Freudige Überraschung ergriff Are. »Matilda kann dir sicher etwas geben. Aber wie willst du alles aufschreiben, wenn ich so schnell erzähle?«
    »Ich notiere mir nur Stichworte. Den Rest mache ich dann später. Alles was ich gestern und heute gehört habe, werde ich auch aufschreiben. Könnte doch ganz lustig sein, das für später aufzuheben.« »Das ist eine gute Idee, mein Junge.«
    Mikael ging ins Wohnzimmer. Andreas saß dort. Er holte ihm etwas Notizpapier, ziemlich primitiv, aber solange man darauf schreiben konnte, ging es.
    Are atmete schwer. Mikael legte ihn vorsichtig besser zurecht, und dann hatte der Alte wirklich einen angenehmen Nachmittag. Als er zum Abendessen gerufen wurde, hatte Mikael direkt einen Schreibkrampf im Arm. In der darauffolgenden Nacht machte Mikael eine entsetzliche Krise durch, die er nicht vor Dominic verbergen konnte. Der kleine Kerl saß weinend am Bett seines Vaters, dem er vergebens zu helfen versuchte.
    Als Mikael wieder zur Besinnung kam, flüsterte er angestrengt: »Mein lieber Junge! Danke für deine Hilfe! Ich wollte dich nicht erschrecken.« »Vater, Ihr dürft das nicht sagen! Ihr dürft nicht!« »Was darf ich nicht sagen?«
    »Laß mich sterben, habt Ihr gesagt. Ich will doch nichts anderes. Will ruhen, ruhen. Will meinen Frieden.« »Hab ich das gesagt? Kümmere dich nicht darum, Dominic. Das sage ich nur, wenn es mir ganz schlecht geht. Da weiß ich nicht, was ich sage.« »Aber wo tut es denn weh? Im Kopf?«
    »Nein. In der Seele, wo auch immer die sitzt. Ich sehe etwas, verstehst du?« »Was denn?«
    Der Junge sah ihn besorgt an. Mikael wußte, das er nicht so viel erzählen dürfte. Aber für Dominic ist die Ungewißheit vielleicht noch schlimmer, dachte Mikael. Und der Junge würde das ihm erwiesene Vertrauen sicher zu schätzen wissen.
    »Irgend etwas versucht, mich zu erreichen«, sagte er zögernd. »Nebel hat es erst lange Zeit verborgen, ein Nebel, der immer dunkler wird, je näher er kommt. Ich befinde mich in einer unendlichen Leere, verstehst du? In einer Art Grenzland, glaube ich. Die Leere ist vollkommen schwarz, und in dieser Finsternis kommt es immer näher. Langsam kann ich die Konturen erkennen. Und was ich dort sehe, macht mich ängstlich und glücklich zugleich. Zum einen, weil es dahinter etwas Wunderschönes gibt, und zum anderen, weil ich nicht davor weglaufen kann. Jetzt gibt es für mich nur noch einen Weg.« Dominic drückte seinem Vater die Hand.
    »Ich werde Euch richtig festhalten, damit es Euch nicht holen kann«, sagte er und wischte sich die Tränen ab. »Richtig fest, fester als alles andere auf der Welt. Danke, daß Ihr es mir erzählt habt. Ich hatte so große Angst. Aber ich wollte nicht fragen.« »Hast du jetzt keine Angst mehr?«
    »Doch, mehr als je zuvor. Am meisten vor dem Ding, das Euch holen will. Diesem Schönen dahinter. Glaubt nicht daran, Vater! Aber ich werde kämpfen und festhalten!« »Danke, lieber Freund! Danke, mein geliebter Junge!« Mikael nahm seinen Sohn in die Arme und zog ihn ins Bett. Mit dem Arm unter dem Kopf seines Vaters schlief Dominic ein.
    Mikael war noch lange wach. Dicke Tränen liefen ihm über die Wangen. Er wollte seinen herrlichen Sohn nicht verlassen.
    Aber er mußte. Konnte nicht mehr dagegen kämpfen. Schaffte es einfach nicht mehr. Er sehnte sich so sehr danach, aufzugeben.
    In seiner Eigenschaft als hoher Offizier in der Armee Seiner Majestät Frederiks III. war Tancred am folgenden Tag zur Festung Akershus gerufen worden, um die vielen schwedischen Kriegsgefangenen auszumustern, die während der Streitigkeiten zwischen Norwegen und Schweden dort hingeschafft worden waren.
    Tancred stand mit einem norwegischen Offizier auf dem Festungshof, auf dem eine Gruppe Gefangener auf ihre Freilassung wartete.
    »Wieso seid Ihr hier in Norwegen, Major Paladin«, fragte der Norweger.
    »Ich bin zu Besuch bei Verwandten draußen auf Gut Grästensholm.« »Aha.«
    Der Norweger wunderte sich. Paladin war einer der vornehmsten Namen im dänischen Reich. Daß die norwegische Verwandte hatten, überraschte ihn.
    Erklärend fügte Tancred hinzu: »Die Baronin Meiden auf Grästensholm ist meine Großmutter. Aber sie ist eine geborene Lind vom Eisvolk, und die sind da draußen eigentlich die - sagen wir mal Hauptpersonen.« Einer der schwedischen Gefangenen zuckte zusammen und kam zögernd näher.
    »Verzeiht mir, aber sagtet Ihr Lind vom Eisvolk?« »Ja«, antwortete

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