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Die Saga vom Eisvolk 10 - Wintersturm

Die Saga vom Eisvolk 10 - Wintersturm

Titel: Die Saga vom Eisvolk 10 - Wintersturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margin Sandemo
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du, Fräulein, bei Hengtmannsmyra.«
    Das klang ja lieblich. Sie beendete die Arbeit auf Lindenallee und ging bald heim.
    »Vater«, sagte sie mit einer leidenden Stimme, »ich habe erfahren, dass eine Familie mit vielen Kindern in tiefster Not steckt, und mit Kindern ist es entsetzlich schwer in dieser Notzeit - kann ich zu ihnen gehen und etwas zu essen mitnehmen?«
    Sie wusste es zwar nicht, doch vor langer Zeit hatte Silje denselben Kniff angewandt, als sie zu Tengel dem Guten wollte.
    »Was ist das für eine Familie?« fragte ihr Vater.
    »Es ist keine Familie aus unserer Gemeinde, unter denen ist keine Not mehr, nachdem wir alle versorgt haben. Nein, diese wohnt in Moberg, an der Grenze zu uns. Kann ich?«
    Kaleb war gerührt über ihre Sorge um andere. »Selbstverständlich, Villemo, aber nimm nicht zuviel mit, nicht mehr, als du tragen kannst.«
    »Danke, Vater, ich gehe sofort.«
    An der Tür drehte sie sich nochmals um. »Vater, es kann spät werden.«
    »Du weißt, dass Mutter auf deine Hilfe wartet, du musst zu Hause sein, bevor die Dunkelheit hereinbricht.«
    Villemo zögerte. »Wird es zu spät, ist es wohl besser, ich übernachte dort.«
    »Ja, das ist besser, ich will nicht, dass du unter die Wölfe fällst oder von bösen Männern belästigt wirst. Denke daran - Eldar ist weiterhin auf der Flucht.«
    Ein sinnliches Lächeln umspielte ihren Mund. Sie ging in die Küche. Kaleb sah ihr nach, sein Blick wurde skeptisch, er dachte an die gelben Augen, da wurde er immer etwas unruhig. In seiner Verwandtschaft, bis hin zu dem alten Hexenmeister, gab es viele mit den Teufelsaugen. Er dachte an Kolgrim, der Tarjei, Dominics Großvater, getötet hatte. Das war entsetzlich gewesen, niemals konnte er das vergessen. Er wusste, dass Villemo das große Rätsel unter den drei Gelbäugigen war. Die Gaben der zwei anderen waren offenbar - aber ihre? War es die rastlose Gesinnung? Wie tief war es in ihr verborgen? Alle waren in Sorge, was die Zukunft brachte. Alle wussten, was geschehen konnte, denn der Fluch des Eisvolkes schwebte immer über ihnen.
    Unsicherheiten, Befürchtungen und das nervenaufreibende Warten. Die Sorge aller richtete sich immer auf Villemo, seine liebe Tochter, denn sie war der größte Unsicherheitsfaktor. Doch keiner ahnte die Gefahr - sie sollte aus einer ganz anderen Ecke kommen, vollständig unerwartet, und sie würde sie alle lähmen. In der Schicksalsstunde des Eisvolkes sollte sich offenbaren, weshalb die drei Katzenäugigen auserwählt waren. Da sollten alle Gaben von allen dreien auf einmal zu Tage treten. Es war der Tag, als man die erste Fußspur des Satans fand, doch noch lag die Stunde in unbekannter Ferne.
    Villemo wollte zuerst ein Pferd nehmen, aber das wäre zu auffällig gewesen, also ging sie am Waldrand entlang, bis sie zum Waldweg kam. Sie war auch im tiefsten Wald nicht ängstlich. Sie hatte einen Rucksack auf dem Rücken, auch war sie warm angezogen gegen die aufkommende Kälte. Sie hatte keine Garantie, dass Eldar in Hengtmannsmyra war, jedenfalls fand sie, dass es so besser war, als wenn er zu einer jungen Frau geflüchtet wäre. Obwohl sie sich beeilte, ging der Tag unweigerlich zu Ende. Die Dunkelheit um diese Jahreszeit kam früh. Sie fragte in Moberg nach dem Weg nach Hengtmannsmyra.
    »Nein, da wohnt schon lange keiner mehr. Ist eine ungemütliche Gegend, was wollt Ihr da?«
    »Ich muss noch einige Angelsachen holen.«
    »Warte, ich schicke meinen Jungen, der kann Euch die Sachen holen.«
    »Weshalb heißt es Hengtmannsmyra?«
    »Den ersten, der sich dort die Hütte gebaut hat, fand man eines Tages erhängt im Wald, deshalb heißt die Gegend so. Babro war die letzte aus dem Geschlecht.«
    »Ist es leicht zu finden?« fragte sie.
    »Es geht die Steigung hoch, da drüben.«
    Sie zog los. Als sie oben auf dem Berg war, sah sie vor sich ein düster bewaldetes Tal liegen. Aus der Ferne konnte sie noch kein Haus sehen. Da unten musste es irgendwo sein, doch sie sah nur den See und das Moor rundum. Die Sonne stand schon nah am Horizont, in einer Viertelstunde würde sie fort sein, sie musste sich beeilen, um den Abstieg hinter sich zu bringen. Auf dem Weg zu Eldar fand sie keine Zeichen oder Merkmale. Für sie gab es kein Hindernis, auch keine undurchdringlichen Wacholdersträucher, Berge oder Täler. Dafür war Villemos kompromisslose Liebe stark genug, um den Weg zu Eldar zu ebnen. Und wenn er gar nicht hier war? Wo konnte er noch sein? Sie wurde wütend auf sich selbst.

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