Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Saga vom Eisvolk 10 - Wintersturm

Die Saga vom Eisvolk 10 - Wintersturm

Titel: Die Saga vom Eisvolk 10 - Wintersturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margin Sandemo
Vom Netzwerk:
haben, als ich fortging, sprach ich mit meinem Vater und sagte ihm, dass ich eine notleidende Familie in der Nachbargemeinde besuchen wolle und dass ich über Nacht weg bleiben würde, wenn es zu spät werden sollte, um noch vor Einbruch der Nacht den Weg nach Hause zu finden.«
    Er setzte sich zu ihr. Seine Nähe verdichtete die Atmosphäre in dem kLinnen Raum. »Was soll ich mit dir machen? Ich muß den Platz sehr schnell verlassen.«
    »Wie lange werden sie brauchen um dich hier aufzustöbern? Ich bin es leid«, sagte sie mit trauriger Stimme, »ich meinte es so gut, ich dachte, du könntest jemanden brauchen, der dir vertraut.«
    »Und für mich hast du alles geopfert, das bequeme Leben, das Vertrauen deiner Familie, deine Tugend und deine Ehre…«
    »Nein«, unterbrach sie ihn zornig, nur ziemlich spät. »Ich weiß wohl, dass du mich nicht haben willst.«
    »Ja, da kannst du sicher sein, dass ich dich nicht will. Niemals im Leben würde ich auf die Idee kommen, mit einem höher gestellten Mädchen etwas anzufangen, ich bin doch kein Idiot - und Mädchen habe ich genug! Was glaubst du, was das Volk und deine Leute sagen werden, wenn wir hier in der Hütte übernachten!«
    »Warst du mit vielen Mädchen zusammen?« fragte sie, innerlich aufgewühlt. »Du glaubst wohl, dass alle Mädchen sich betören lassen, aber das stimmt nicht - darauf kannst du dich verlassen.
    Ich will einen keuschen Mann haben, einen, der nur mir gehört! Hier hast du den Packen mit Essen, damit kannst du auf den Blocksberg gehen!«
    Und schon war sie draußen. Drinnen sprang Eldar hoch, nachdem er den Packen beiseite gelegt hatte. Seine Verblüffung war groß, sie war aus der Tür gefegt wie ein Vogel und im nahen Wald verschwunden. Er rannte hinter ihr her und wollte ihren Namen rufen, doch dann besann er sich und blieb still. Von mir aus kann sie zur Hölle gehen, murmelte er. Trotzdem blieb er vor der Tür stehen. Eine Nacht allein in diesem Wald zu verbringen, wünschte er noch nicht einmal seinem ärgsten Feind, und Villemo, Kalebs Tochter, war nicht sein Feind. Verdammt, presste er hervor und schlug mit der Faust gegen den Türrahmen.
    Villemo strauchelte über eine Wurzel. Scheußliches Hengtmannsmyra! Ihre Gedanken waren ganz woanders, fort von den Erniedrigungen und Enttäuschungen, aber wie sollte sie in der dunklen Nacht den Weg nach Hause finden? Sie lief weiter, sah nicht, dass sie zwei Männern in die Arme lief.
    »Joss, wer ist das?« sagte der eine. Sie kannte ihn nicht, doch auf keinen Fall war er ein Mann des Vogtes, soviel wusste sie.
    »Sie ist Eldar Svartskogens Hure«, sagte der andere.
    »Dann ist er ja doch im Tal, wir sind richtig, Mons.«
    Mons? Hatte sie den Namen nicht schon einmal gehört… richtig, Mons Woller.
    »Wir haben in Moberg gehört, dass ein Mädchen nach der Hütte von Babro gefragt hat.«
    »Ich bin nicht die Hure von Eldar! Ja, ich habe ihn gesucht, aber er ist nicht hier. Alles, was ich gespürt habe, war der Geist des Gehängten. Bingt mich von hier weg!«
    »Nein, solch einem Liebesgeschnatter glauben wir kein Wort.«
    »Ich will heim!«
    »Ach, nein, mein Mädchen, du gehst mit uns zur Hütte.« Er packte sie hart am Arm. Sie wollte sich losreißen und wand sich wie ein Aal. Noch nie hatte sie soviel schauspielerisches Talent gebraucht wie jetzt - es war für sie erstaunlich leicht, sich selbst in Hysterie zu versetzen. Niemals in ihrem Leben hatte sie so geheult wie jetzt.
    »Ich gehe nie zurück in die Hütte!« Sie hing am Arm des einen und schwankte hin und her. »Ich sah ihn, ich habe ihn gesehen! Den Gehängten!«
    »Halt dein Maul«, zischte der Kerl, riß sie hoch, stellte sie auf die Beine und hielt ihr den Mund zu, sodass sie nicht mehr schreien konnte.
    »Eldar Svartskogen! Wir haben deine Hure, komm raus, oder wir stechen sie ab!« Dann lauschten sie. Der Wald, das Moor und der See, alles war still, das Einzige, was man hörte, war das Rascheln von Villemos Kleid.
    »Er ist nicht hier«, sagte sie gepresst hinter der Hand, die auf ihrem Mund lag.
    »Jesus Maria«, flüsterte der eine.
    Villemo rappelte sich vom Boden hoch. Da war ein Licht auf der anderen Seite des Sees, gegen den Hintergrund sah man im schwankenden Licht eine Schattengestalt. Villemo versuchte zu schlucken, aber ihr Hals war zu, und sie schnappte nach Luft. Die beiden standen wie paralysiert, mit hängenden Armen. Am Hang dort drüben, hinter Laubwerk verdeckt, sah man nur die Beine, sie baumelten leicht im

Weitere Kostenlose Bücher