Die Saga von Thale 01 - Elfenfeuer
aber nichts. »Dann ist der Stab also verloren«, stellte er fest.
»Nein, das muss nicht sein«, erwiderte Asco-Bahrran. »Der Stab besitzt eine starke Aura aus reiner Magie. Wenn ich dicht genug an ihn herankomme, müsste es mir möglich sein, ihn zu finden. Die Krieger könnten ihn dann unter den Trümmern herausholen. Und wo der Stab ist, finden wir sicher auch den Dieb.«
Aufgeregte Rufe aus dem hinteren Teil der Höhle ließen Tarek herumfahren. Ganz offensichtlich waren die Krieger dort auf etwas gestoßen. Plötzlich hatte er es sehr eilig. Behände stieg er über die Felsen und eilte auf die Ansammlung von Fackeln an der gegenüberliegenden Höhlenwand zu.
Als er die Krieger erreichte und sah, was sie entdeckt hatten, blieb er entsetzt stehen. Unter einem gewaltigen Berg aus zertrümmertem Gestein schauten die haarigen hinteren Gliedmaße eines monströsen Tieres hervor. Es war tot. Bestialischer Gestank ging von ihm aus und Tarek hielt sich angewidert den Arm vor Mund und Nase.
Den Kriegern erging es ähnlich. Keiner von ihnen machte Anstalten, den Körper des Monstrums von den Felsen zu befreien. Schweigend standen sie um den Leib des Untiers herum und warteten auf Tareks Befehle.
»Ein Binahough!« Asco-Bahrran war Tarek gefolgt. Auch er hielt sich schützend die Hand vor die Nase und starrte voller Abscheu auf das tote Wesen. »Wie kommt ein solches Wesen hierher?«
»Ihr habt ein solches Ungeheuer schon einmal gesehen?«, fragte Tarek.
»Nicht mit eigenen Augen.« Der Meistermagier schüttelte den Kopf. »Aber ich weiß, dass solche Wesen in der Schlacht um Nimrod für den Erhabenen kämpften.« Angewidert betrachtete er die stark behaarten Gliedmaße des Wächters und schätzte die Entfernung zur Höhlenwand. »Sein Oberkörper dürfte bis zur Hälfte in der Nachbarhöhle stecken«, erklärte er schließlich. »Es hat keinen Sinn, ihn auszugraben, er steckt fest.«
»Was hatte er denn hier zu suchen?« Der Gedanke, dass ein solches Wesen schon viele Sommer unter der Festung hauste, gefiel Tarek gar nicht.
»Ich weiß es nicht«, gab der Meistermagier zu. »Vielleicht hat der Erhabene, ohne uns davon zu unterrichten, seine eigenen Vorkehrungen getroffen, um den Stab der Göttin zu schützen.«
Tarek nickte. Das war eine einleuchtende Erklärung. »Konntet Ihr schon herausfinden, wo sich der Stab befindet?«, wollte er wissen.
»Nein, dafür brauche ich etwas mehr Zeit«, erwiderte Asco-Bahrran. Ohne weitere Erklärung wandte er sich um und schritt vorsichtig über die Gesteinstrümmer. Gespannt beobachtete Tarek, wie sich der Meistermagier in voller Konzentration über die Felsen bewegte, während er mithilfe seiner Magie unter den Trümmern nach dem Stab suchte.
Die Zeit verging, doch der Stab blieb verschwunden. Schließlich brach Asco-Bahrran die Suche ab und trat neben Tarek. »Ich habe es überall versucht, aber ich kann die Aura nirgends entdecken«, sagte er bedauernd.
»Vielleicht befindet er sich noch in der anderen Höhle«, meinte Tarek und deutete auf den Leib des Wächters.
Asco-Bahrran schüttelte den Kopf.
»Die andere Höhle ist längst nicht so groß wie diese«, erklärte er. »Wäre der Stab dort drinnen, könnte ich es hier spüren.«
Also war der Stab fort! Den obersten Kriegsherrn überlief es eiskalt, als er die ganze Tragweite dieser Nachricht erkannte. Weder Asco-Bahrrans Zauber noch der Binahough hatten die Eindringlinge aufhalten können.
»Die ganze Geschichte nimmt langsam bedrohliche Ausmaße an«, knurrte er. »Wir sollten uns unsere Worte sehr gut überlegen, bevor wir dem Erhabenen Bericht erstatten.«
Der Meistermagier nickte und sagte: »Ruft Eure Krieger zusammen, Tarek. Wir gehen zurück.« Noch einmal zog er das Lederband und den Stoffstreifen aus seiner Tasche hervor. »Wir wissen zwar noch nicht, wer den Stab gestohlen hat, aber das wird sich bald ändern.« Nachdenklich wog er die beiden Teile in der Hand.
»Sobald wir wieder in der Festung sind, werde ich meine Sucher rufen. Sie allein sind in der Lage, die Diebe zu finden. Wo immer sie auch sein mögen.« Asco-Bahrrans Magierumhang bauschte sich und wirbelte eine kleine Staubwolke vom Boden auf, als er sich schwungvoll umdrehte und über die Felsbrocken zum Höhlenausgang zurückeilte.
Tarek blickte ein letztes Mal über die zertrümmerten Gesteinsmassen. Vhait… Er seufzte tief und schluckte die aufkommende Trauer hinunter. Als oberster Kriegsherr durfte er sich keine Schwäche erlauben.
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