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Die Saga von Thale 01 - Elfenfeuer

Titel: Die Saga von Thale 01 - Elfenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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dem Augenwinkel und zwang sich an etwas anderes zu denken. Schließlich gab es noch keinen Beweis für Sunnivahs Tod. Und während Vhait, Alani und Naemy sich längst zum Schlafen an das wärmende Feuer gelegt hatten, starrte Fayola noch immer schweigend in die kleiner werdenden Flammen.

Drittes Buch
Die Macht der Lichter

1
     
     
     
    »Hajun! Wach auf, Junge!«
    Der junge Rebell fuhr erschrocken zusammen. Mit einem Satz war er auf den Beinen und versuchte den Schlaf abzuschütteln.
    »Herr?«
    Missbilligend schaute Kjelt auf Hajun herab. Der Junge war noch ein halbes Kind und längst nicht alt genug, um mitten in der Nacht Wache zu halten. Kein Wunder, dass er eingeschlafen war.
    Kjelt schüttelte den Kopf und nahm sich vor, am nächsten Morgen ein ernstes Wort mit dem Hauptmann der Wache zu sprechen. So etwas durfte nicht noch einmal vorkommen.
    Hajun schwieg und wartete mit gesenktem Blick auf seine Strafe. Ihm war klar, dass er bei der Erfüllung seiner Aufgabe versagt hatte, und er schämte sich entsetzlich. Ausgerechnet der Anführer der Rebellenarmee musste ihn dabei erwischen, dass er auf seinem Wachposten eingeschlafen war.
    Zu seinem grenzenlosen Erstaunen blieb die erwartete Strafe jedoch aus.
    Stattdessen legte Kjelt in einer väterlichen Geste seine Hand auf die Schulter des Jungen. »Geh schlafen, Junge!«, sagte er mit ungewohnt sanfter Stimme. »Ich bin nicht müde und werde die Wache für dich beenden.«
    »Danke, Herr!« Hajun schluckte. Bei so viel Großzügigkeit fehlten ihm die Worte. Und wie damals an seinem ersten Tag fühlte er wieder den Stolz in seiner Brust und das Glück darüber, unter einem so bewundernswerten Mann dienen zu dürfen.
    »Ich verspreche Euch, dass so etwas nie wieder vorkommen wird, Herr.« Hajun straffte sich und sah dem Rebellenführer, der sein Vater hätte sein können, aufrichtig in die Augen.
    Kjelt schenkte ihm ein Lächeln. Ein fast wehmütiger Ausdruck trat in seine Augen. »Dessen bin ich mir sicher, Hajun«, sagte er und mahnte dann: »Wir sind hier in ständiger Gefahr.
    Ein unaufmerksamer Wachposten kann für uns alle den Tod bedeuten.«
    Hajun nickte ernst. »Es wird nicht noch einmal vorkommen«, beteuerte er ernsthaft. Dann salutierte er unbeholfen, drehte sich um und machte sich auf den Weg in die Höhle, die den Rebellen nun schon seit vielen Sonnenläufen als Unterschlupf diente.
    Kjelt sah dem Jungen nach, bis er hinter einer Anhöhe verschwunden war. Dann suchte er sich einen freien Platz zwischen den kleinen dürren und dornigen Sträuchern, die den Abhang unterhalb der Höhle überall bedeckten, und ließ seinen Blick langsam über die mondhelle Landschaft streifen. Und wie so oft, wenn er des Nachts Wache hielt, wanderten seine Gedanken weit zurück. Voller Sehnsucht dachte er an seine große Liebe, die durch An-Rukhbars Krieger ein so grausames Ende gefunden hatte.
    Ilahja! Der vertraute Klang dieses Namens riss die alten Wunden wieder auf und nährte die Flammen des Hasses in seinem Herzen. Grimmig schluckte er die aufkommenden Tränen herunter und kämpfte das alles verzehrende Feuer in sich nieder. Er durfte sich keine Schwäche erlauben. Die Gefahr, dass er sich durch Kummer und Hass zu einer voreiligen Handlung hinreißen ließ, war groß.
    Er drehte sich um und warf einen kurzen Blick in Richtung der verborgenen Höhle, die seit dem Frühling seine Heimat darstellte. Dabei wurde er sich erneut seiner ungeheuren Verantwortung bewusst. Die vielen hundert Männer, die sich den Rebellen in den vergangenen Sommern angeschlossen hatten, glaubten an ihn und hatten ihr Leben vertrauensvoll in seine Hände gelegt. Er durfte sie nicht enttäuschen.
    Plötzlich hörte er hinter sich Zweige knacken und sah sich aufmerksam um.
    »Kjelt?« Die warme Stimme gehörte Rojana, seiner langjährigen Gefährtin. Sie kam näher und setzte sich zu ihm. Trotz der kalten Bergluft ging sie barfuß und hatte sich ihren Mantel nur lose über die Schultern geworfen. Ihr dichtes braunes Haar fiel offen bis zu den Hüften herab.
    »Ich konnte nicht schlafen«, sagte sie.
    Kjelt zögerte. Er hatte sie nicht erwartet und brauchte einen Moment, um seine schwermütigen Gedanken zu vertreiben.
    Rojana sah ihn von der Seite an. Sie wusste um seinen Kummer und den ungestillten Durst nach Rache. Doch sie wusste auch, dass er niemals freiwillig mit ihr darüber sprechen würde, und bedrängte ihn nicht. In den vielen Sommern, die sie nun schon das Lager des Mannes teilte, den

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