Die Saga von Thale 01 - Elfenfeuer
große Mühe mit dem letzten Angreifer hatte. Dieser umkreiste Vhait nun ungehindert und mit unglaublicher Geschwindigkeit. Dabei bewegte er sich so geschickt, dass Vhaits Schwert ihn nicht erreichen konnte.
Sunnivah zögerte. Das Schwert in der Hand, stand sie nicht weit von Vhait entfernt, wagte es jedoch nicht, in den Kampf einzugreifen, weil sie befürchtete auch ihren Gefährten zu verletzen.
Fayola hatte ihren letzten Pfeil verschossen. Fluchend warf sie den Bogen zur Seite und rannte über die Lichtung, um ihren Freunden zu Hilfe zu eilen. Sie hatte noch nicht einmal die Hälfte der Strecke zurückgelegt, als Vhait plötzlich stürzte. Pfeilschnell stieß das geflügelte Wesen auf ihn herab und holte mit seinem geöffneten Schnabel zu einem Hieb nach der ungeschützten Kehle des Kriegers aus.
Fayola erkannte, dass sie es nicht rechtzeitig schaffen würde.
Sie hörte Sunnivah entsetzt aufschreien und sah, wie diese ihr Schwert hob. Doch auch sie würde zu spät kommen.
Plötzlich schoss ein grauer Schatten über die Lichtung. Wie eine Windböe kam er aus dem Wald und raste pfeilschnell auf die kreischende Kreatur zu, die ihre scharfen Krallen schon tief in Vhaits Brustpanzer gegraben hatte.
Im gleichen Moment, als das Wesen seinen Schnabel senkte, um Vhaits Kehle zu zerreißen, riss es der Schatten mit sich fort. Als die beiden nur wenige Längen hinter Vhait auf die Lichtung stürzten, lebte das grauenhafte Wesen schon nicht mehr. Leblos hing es in den Fängen der Wölfin. Grünes Blut rann in breitem Strom aus der zerfetzten Kehle des Wesens, als sich das graue Tier erhob und die Beute zum Feuer schleppte. Mit einer kraftvollen Bewegung warf die Wölfin den braunen Körper in die Flammen. Dann wandte sie sich um, schnappte sich das geköpfte Wesen und warf es ebenfalls ins Feuer.
Gierig griffen die kleinen Flammen der Feuerstelle nach den beiden Körpern und wuchsen in nur wenigen Augenblicken zu einem lodernden Feuer heran, das fauchend in die Höhe sprang. Schwarzer Rauch stieg auf und verbreitete einen unerträglichen Gestank nach verbranntem Fleisch. Das schien die Wölfin jedoch nicht zu kümmern, die sich gerade daranmachte, ein weiteres Wesen in die Flammen zu werfen.
»Hör auf!«, rief Sunnivah entsetzt. »Das Feuer wird uns verraten.«
Die Wölfin hielt inne, setzte sich auf die Hinterläufe und sah zum Himmel hinauf. »Zu spät«, klangen ihre Worte in Sunnivahs Gedanken. Verwirrt legte Sunnivah den Kopf in den Nacken und folgte dem Blick der Wölfin. Weit oben, vor dem ersten Licht der Sterne, erblickte sie zwei schwarze Schatten, die sich rasch in Richtung Nimrod entfernten.
»Sucher«, hörte sie die Wölfin ohne eine weitere Erklärung sagen. »Es waren sechs. Die beiden kamen etwas später hier an als die anderen. Sie haben den Kampf beobachtet ohne einzugreifen. Jetzt fliegen sie nach Nimrod, um euch zu verraten. Ihr müsst so schnell wie möglich von hier fliehen.«
3
Naemy erwachte von der ungewohnten Kälte eines feuchten Tuches, das ihr jemand auf die Stirn legte. Sie blinzelte und versuchte etwas hinter den verschwommenen Farben zu erkennen, die sich vor ihren Augen wie ein buntes Tuch bewegten. Doch sosehr sie es auch versuchte, das Bild blieb verschwommen. Schließlich gab sie es auf und schloss die Augen.
Gleich darauf hörte sie eine weibliche Stimme, die etwas zu ihr sagte. Hinter dem Rauschen in ihren Ohren konnte sie die Worte zwar nicht verstehen, aber es tat gut, zu wissen, dass sie nicht allein war. Wieder griffen die sanften Arme des Schlafes nach ihr, doch bevor Naemy sich ihnen überließ, bemerkte sie noch, dass ihre Schmerzen zu einem dumpfen Pochen abgeklungen waren.
»Naemy!«
Als die Nebelelfe wieder erwachte, war es dunkel und still. Für einen winzigen Moment fragte sie sich, was sie geweckt haben konnte, doch dann hörte sie erneut die leise Stimme in ihren Gedanken, die immer wieder nach ihr rief.
Shari? Naemy war verwirrt. Die Stimme klang ähnlich, aber ihre Schwester war doch schon lange tot. Wer sonst konnte sie rufen? Sie musste sich erinnern! Nur langsam kehrten ihre Erinnerungen zurück und endlich fiel ihr auch ein, wem die Stimme gehörte. Eisiger Schrecken durchzuckte sie. Ihre Freunde! Naemy hatte keine Ahnung, wie viel Zeit seit ihrer Flucht aus der Zwischenwelt vergangen war, und fragte sich entsetzt, wie lange sie hier schon untätig herumlag.
»Sunnivah!«
Ihr erster Versuch, einen Gedankenruf auszusenden,
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