Die Saga von Thale 01 - Elfenfeuer
dass zwei der vier kleinen Scheiben in Scherben auf den Boden gefallen waren.
»Was war das?« Verwundert sah Fayola zunächst auf die Glasscherben und dann nach draußen. »Es ist doch überhaupt kein Sturm mehr.« Dann bemerkte sie, dass Sunnivah erwacht war. »Sunnivah!«, sagte sie erfreut. »Wir dachten schon, du willst den ganzen Tag verschlafen. Wie fühlst du dich?«
»Gut! Ich glaube, das Fieber ist weg.« Sunnivah sah zum Fenster. Helles Sonnenlicht schien in flachem Winkel herein und zeigte ihr, dass es noch früh am Morgen sein musste. »Wo ist Vhait?«, wollte sie wissen.
»Unten bei den Pferden«, erklärte Fayola. »Er will fort von hier, bevor wieder Krieger kommen. Kannst du weiterreiten?«
Sunnivah nickte. Dann erhob sie sich und ging zu dem Tisch, auf dem noch immer ihr Teller mit dem erkalteten Braten stand. Die Worte der Frau aus ihrem Fiebertraum klangen ihr noch deutlich in den Ohren.
Es bleibt nicht viel Zeit … Plötzlich hatte sie es sehr eilig. »Ich glaube, ich bin wieder gesund«, sagte sie mit vollem Mund. »Sobald ich gegessen habe, können wir aufbrechen.«
5
»… Solltest du noch einmal versagen, werden die finstersten Verliese des Kerkers bis an dein Lebensende deine Heimstatt sein. – Und sei gewiss, Tarek, du wirst dir wünschen, dass es bald so sein werde.«
Die Wachen vor der verschlossenen Flügeltür des Thronsaales von Nimrod erzitterten unter den zornigen Worten des Erhabenen und warfen sich verstohlene Blicke zu. Keiner von ihnen hätte in diesem Moment mit den drei Männern tauschen mögen, die An-Rukhbar zu dieser frühen Stunde zu sich befohlen hatte.
Wenig später wurde eine der beiden schweren hölzernen Türen geöffnet. Augenblicklich nahmen die Wachen Haltung an und richteten ihre Blicke starr geradeaus. Der oberste Kriegsherr trat als Erster in den schwach beleuchteten Gang hinaus. Ihm folgten der Meistermagier und der junge Magier Akim.
»Wenn der starke Regen nicht gewesen wäre, hätten meine Männer sie längst gefunden«, murmelte Tarek, als sie sich ein gutes Stück vom Thronsaal entfernt hatten. Die Audienz hatte ein beunruhigendes Gefühl in ihm hinterlassen. Noch nie hatte er An-Rukhbar so zornig erlebt.
»Ja, in diesen Tagen scheint sogar das Wetter gegen uns zu sein«, bemerkte Asco-Bahrran bedauernd. Mit einem verschwörerischen Seitenblick wandte er sich an seinen Begleiter. »Oder habt Ihr vielleicht eine Erklärung dafür, warum alle Eure Versuche, den Regen zu beenden, bis heute Morgen erfolglos geblieben sind, Meister Akim?« Der Angesprochene schüttelte stumm den Kopf. Namenlose Furcht schnürte ihm noch immer die Kehle zu und er fühlte sich unfähig zu sprechen. Tarek beachtete die Magier nicht weiter. Ihn beschäftigten weitaus wichtigere Gedanken als das Wetter.
»Das Rebellenheer befindet sich auf dem Weg nach Nimrod. In vier Sonnenläufen werden fünftausend bewaffnete Bauern vor den Toren dieser Stadt stehen.« Im Vorbeigehen schlug er seine Faust heftig gegen eine hölzerne Tür. »Verdammt! Ich habe eine Stadt zu verteidigen und kann jetzt keinen einzigen meiner Krieger entbehren, um die Verräter zu suchen. Außerdem ist das Gebiet am Himmelsturm einfach zu groß. Selbst wenn ich alle Krieger losschicken würde, bestünde immer noch die Gefahr, dass sie die Gesuchten übersehen. Die einzige Möglichkeit, wo sie noch abgefangen werden könnten, ist an der Furt des Junktim. Aber ihr Vorsprung dürfte inzwischen so groß sein, dass wir sie von hier aus nicht mehr einholen können.« Mürrisch setzte er seinen Weg fort. »Wie wäre es, wenn Ihr die Sucher noch einmal losschicktet?«, wandte er sich schließlich an den Meistermagier. Doch Asco-Bahrran schüttelte bedauernd den Kopf. »Das hat keinen Sinn. Ich fürchte, sie würden nicht mehr zurückkehren. Diesmal müssen wir ohne sie auskommen.«
»Gibt es denn nicht ein anderes magisches Wesen, das uns bei der Suche nach dem Stab weiterhelfen könnte?«, erkundigte sich Tarek.
»Nein!« Asco-Bahrran warf dem Magier Akim einen ungeduldigen Blick zu.
»Was… was ist mit den Cha-Gurrlinen?«, fragte der Magier daraufhin mit heiserer Stimme.
»Den Cha-Gurrlinen?« Tarek blieb stehen. »Wer oder was ist das?«
»Cha-Gurrlinen sind Halbwesen.« Asco-Bahrran hatte das scheinbar zufällige Gespräch sorgfältig vorbereitet. Wie selbstverständlich griff er die Worte des Magiers Akim auf und übernahm es, zu antworten. »In der Schlacht um Nimrod kämpften sie an
Weitere Kostenlose Bücher