Die Saga von Thale 01 - Elfenfeuer
der Seite des Erhabenen. Er selbst hat sie aus seiner Dimension mit hierher gebracht. Cha-Gurrline sind von Natur aus grausam und kennen kein Erbarmen. Wenn sie angreifen, gibt es keine Überlebenden. Sie töten jeden, der sich ihnen in den Weg stellt. Furcht ist ihnen fremd. Damals waren sie An-Rukhbars mächtigste Verbündete. Doch nach der Schlacht um Nimrod weigerten sich die Überlebenden in ihre Welt zurückzukehren. An-Rukhbar ließ sie gewähren und schenkte ihnen die menschenleere Gegend am Ende der Finstermark.«
»Warum weiß niemand etwas davon?« Tarek runzelte die Stirn. Natürlich wusste auch er, dass der Erhabene Nimrod nur deshalb hatte erobern können, weil sein Heer zu einem großen Teil aus Kriegern fremder Dimensionen bestanden hatte. Doch bisher war er wie alle anderen davon ausgegangen, dass die Halbwesen nach dem Sieg wieder in ihre Heimat zurückgekehrt waren.
»Aber, aber«, begann Asco-Bahrran gedehnt. »Ihr wollt doch nicht etwa behaupten, dass Ihr noch nie etwas von den finsteren, Furcht einflößenden Wesen gehört habt, die hinter der nördlichen Grenze der Finstermark hausen sollen?«
»Natürlich habe ich davon gehört«, erwiderte Tarek. »Diese Ammenmärchen kennt wohl jeder. Aber dass dort tatsächlich Wesen hausen ist mir neu!«
»Nun, wir hielten es damals für ratsam, die verängstigte Bevölkerung in dem Glauben zu lassen, dass alle gefürchteten Krieger An-Rukhbars zurückgekehrt seien«, erklärte der Meistermagier mit einem entschuldigenden Lächeln. »Nach dem tragischen Tod des Sequesters und Meister Sempas’ sind Akim und ich die Einzigen, die noch von ihrer Existenz wissen.«
Tarek murmelte etwas Unverständliches und setzte seinen Weg fort ohne darauf zu achten, ob die Magier ihm folgten. Kaum hatte er den Teil der Festung erreicht, in dem sich seine Gemächer befanden, kam ein Krieger mit raschen Schritten auf ihn zu und grüßte knapp. »Die Späher sind soeben zurückgekehrt, Herr«, berichtete er. »Sie erwarten Euch vor Euren Gemächern.«
»Ich komme sofort.« Tarek entließ den Mann mit einem leichten Kopfnicken und wandte sich an den Meistermagier, der inzwischen wieder zu ihm aufgeschlossen hatte. »Haltet Ihr es denn für möglich, dass die Cha-Gurrlinen uns helfen werden?«, fragte er.
Asco-Bahrran nickte. »Die Gegend, in der sie hausen, ist karg. Es mangelt ihnen an vielem, aber An-Rukhbar hat ihnen untersagt, dieses Land zu betreten, solange sie nicht gerufen werden. Ich denke, für einen guten Lohn werden sie sich unverzüglich auf den Weg machen.«
»Könnten sie denn rechtzeitig an der Furt sein?«
»Zeit spielt für die Cha-Gurrlinen keine Rolle. Sie reisen mit dem Nordwind und sind mühelos in der Lage, auch große Strecken in kürzester Zeit zurückzulegen.«
»Wisst Ihr, wie man sie erreichen kann?«
»Natürlich!«
»Also gut!« Die Gewissheit, seinen eigenen Sohn solch mörderischen Halbwesen auszuliefern, belastete Tarek schwer. Doch die Zeit drängte und er hatte keine andere Wahl. An-Rukhbar wollte den Stab. »Dann versucht Kontakt mit ihnen aufzunehmen«, entschied er. »Ich denke, zehn dieser Cha-Gurrlinen müssten ausreichen, um den Stab zurückzuholen. Sie sollen die Furt über den Junktun bewachen und die Verräter dort abfangen. Der Stab und die Gefangenen sind dann unverzüglich nach Nimrod zu bringen.«
Der Meistermagier nickte. Doch Tarek war noch nicht fertig. Mit ernster Miene trat er auf Asco-Bahrran zu und sagte leise: »Wie Ihr wisst, befindet sich Vhait unter den Gesuchten. Ich will ihn lebend. Habt Ihr mich verstanden?«
»Selbstverständlich!«
»Gut!« Tarek sprach nun wieder lauter. »Es ist von größter Wichtigkeit, dass wir den Stab zurückbekommen. Versprecht den Cha-Gurrlinen für ihre Dienste, was immer sie verlangen, seid dabei aber nicht zu großzügig.«
»Ihr könnt Euch auf mich verlassen«, versicherte Asco-Bahrran und deutete lächelnd eine Verbeugung an. Alles läuft nach Plan, dachte er zufrieden. Du wirst deine zehn Cha-Gurrline bekommen, Tarek. Auch wenn nicht alle von ihnen kämpfen werden. Dann wandte er sich um und betrat gemeinsam mit dem Magier Akim die Treppe, die zu den Gewölben der Magier hinabführte.
Tarek sah den beiden grimmig nach. Die Dinge entwickelten sich längst nicht so, wie er es sich gewünscht hätte. An-Rukhbar hatte ihm befohlen den Stab zurückzubringen und ihm gleichzeitig die Aufgabe übertragen, Nimrod zu verteidigen. Jedes für sich allein war schon schwierig
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