Die Saga von Thale 01 - Elfenfeuer
es in die Nähe der aufgeregten Wölfin kam, doch die Kriegerin hielt die Zügel fest im Griff und zwang es weiterzugehen. Das Pferd schnaubte und tänzelte nervös, während es sich gleichzeitig um seine eigene Achse drehte. Immer wieder scheute es und stieg auf. Fayola hatte alle Mühe, im Sattel zu bleiben. Fluchend gab sie dem aufgebrachten Tier einen Tritt in die Flanke und riss die Zügel herum, worauf sich das Pferd wiehernd auf die Vorderhufe stellte und mit den Hinterläufen ausschlug. Die eisenbeschlagenen Hufe trafen die Wölfin mit voller Wucht in die Seite und schleuderten sie in den Fluss.
»Fayola, nein!« Hilflos musste Sunnivah mit ansehen, wie der Körper des grauen Tieres von der Strömung mitgerissen wurde und hinter einer Biegung verschwand.
»Oh, nein! – Das wollte ich nicht!« Fayola war erschüttert. Auch sie hatte die Wölfin immer als eine Freundin betrachtet. Fassungslos starrten die Frauen flussabwärts.
»Einige Wölfe sind gute Schwimmer«, sagte Vhait in das Schweigen hinein. »Ich bin sicher, dass sie es schafft, irgendwo wieder an Land zu kommen.«
»Ich hoffe, du hast Recht«, flüsterte Sunnivah. Die geheimnisvolle Wölfin bedeutete ihr mehr, als sie zugeben wollte. »Warum hat sie sich bloß so aufgeführt?«, überlegte sie laut, während sie das gegenüberliegende Flussufer betrachtete. »Da drüben ist doch nichts!«
»Wer weiß schon, was in dem Kopf eines Wolfes vorgeht«, erwiderte Fayola schuldbewusst. »Ich kann nur hoffen, dass Vhait Recht behält.« Dann gab sie sich einen Ruck und sagte: »Es hat keinen Sinn, hier noch länger herumzustehen. Wir müssen weiter.«
Sie hatten die Furt gerade zur Hälfte durchquert, als Sunnivahs Pferd plötzlich wie angewurzelt stehen blieb und sich hartnäckig weigerte auch nur einen Schritt weiterzugehen.
»Was ist denn jetzt wieder los?«, hörte Sunnivah Fayola hinter sich rufen. Sunnivah wollte etwas erwidern, doch in diesem Moment fegte eine eisige Böe heran und wirbelte den feinen, staubtrockenen Ufersand weit über den Fluss. Die winzigen, scharfkantigen Sandkörner zwangen die Gefährten dazu, ihre Augen zu schließen. Dann war die Böe vorüber und die warme Luft des Sommerabends stand wieder unbeweglich über dem Flussbett.
»Was, bei den drei Toren…«, begann Fayola ärgerlich und rieb sich den Sand aus den Augen, doch als sie die Augen wieder öffnete, stockte ihr der Atem. Vor ihnen, am anderen Ende der Furt, versperrte ihnen gut ein Dutzend hünenhafter, in schwarzen Stahl gekleideter und schwer bewaffneter Krieger den Weg. »Eine Falle!«, schrie sie entsetzt.
»Zurück!« Auch Sunnivah hatte die Krieger gesehen. Sie riss ihr Pferd herum – und erstarrte. Auch in der Mitte der Furt hatten drei Krieger Stellung bezogen. Mit gezogenen Waffen standen sie im knietiefen Wasser und das rote Licht der untergehenden Sonne spiegelte sich unheilvoll in den Klingen ihrer Schwerter.
»Vhait, pass auf, hinter dir!« Sunnivahs Warnung kam gerade rechtzeitig, denn in diesem Moment begannen zwei der Krieger mit dem Angriff.
»Die übernehme ich!« Vhait riss sein Pferd herum, zog sein Schwert und sprengte den Kriegern entgegen. Fayola wollte ihm zu Hilfe eilen, hatte aber große Schwierigkeiten, ihr unruhiges Pferd in der schmalen Furt zu wenden. Als sie es schon fast geschafft hatte, zischte ein schwarzer Pfeil vom Ufer aus nur knapp an ihr vorbei. Gleich darauf folgte ein weiterer und traf ihr Pferd in die Flanke. Rasend vor Schmerz bäumte es sich auf und schleuderte Fayola aus dem Sattel. Der Sturz ins Wasser war schmerzhaft, verlief jedoch glimpflich. Fayola war sofort wieder auf den Beinen und zog ihr Schwert. Aber ihr Pferd war fort. In heilloser Flucht stürmte es ans andere Ufer. Kaum hatte es die Krieger hinter sich gelassen, traten zwei von ihnen ins Wasser. Der eine trug eine gewaltige zweischneidige Axt und wandte sich Fayola zu, während der andere langsam auf Sunnivah zukam. An der siegessicheren, fast lässigen Art ihrer Bewegungen erkannte Sunnivah, dass sie glaubten mit den Frauen ein leichtes Spiel zu haben. Entschlossen, ihr Leben so teuer wie möglich zu verkaufen, zog sie ihr Schwert und machte sich bereit.
Der erste Hieb des Kriegers galt den Beinen ihres Pferdes.
Es war pures Glück, dass der Hengst sich in diesem Moment auf die Hinterläufe stellte und seine Vorderbeine der scharfen Klinge entzog. Aber für das junge Pferd gab es kein Halten mehr. Angesichts der tödlichen Gefahr gebärdete es
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