Die Saga von Thale 01 - Elfenfeuer
den Augenwinkeln sah sie, wie der Krieger Fayolas leblosen Körper triumphierend in die Höhe hob und mit einer kraftvollen Bewegung weit in den Fluss hinausschleuderte.
»Neiiiin!«
Tränen der Verzweiflung schossen Sunnivah in die Augen und verschleierten ihren Blick. Fast hätte sie das ihr Leben gekostet, doch dann stürzte auch sie über den Körper des im Wasser treibenden Kriegers und der Schwerthieb ihres Gegners zischte so dicht über ihren Kopf hinweg, dass sie den Luftzug spüren konnte.
In einer unbewussten Abwehrreaktion hob Sunnivah ihr Schwert. Dabei traf sie das Bein des Kriegers, der sie bedrängte, und brachte ihn zu Fall. Wasser und Schlamm spritzten auf und nahmen Sunnivah die Sicht, als der Krieger ins Wasser stürzte. Aber es gelang ihr, als Erste wieder auf die Beine zu kommen. Mit dem Handrücken wischte sie sich das Wasser aus den Augen und hob ihr Schwert zu einem tödlichen Schlag, konnte den Streich jedoch nicht zu Ende führen. Der Krieger, der Fayola getötet hatte, kam nun auch auf sie zu und zwang sie, sich zu verteidigen, während sich sein verletzter Kamerad an das sichere Ufer zurückziehen konnte.
Im Gegensatz zu dem ersten Angreifer verhielt sich Sunnivahs neuer Gegner so vorsichtig, als verfolge er eine bestimmte Taktik. Den ersten Hieb spürte Sunnivah mehr, als dass sie ihn kommen sah. Mit einer halben Drehung fuhr sie herum und parierte den Schlag mit ihrer Klinge. Der zweite folgte gleich darauf, doch auch diesmal gelang es ihr, sich zu wehren. Der Angreifer ließ sich nun Zeit und umkreiste Sunnivah wie ein blutrünstiges Raubtier seine Beute.
Plötzlich hörte Sunnivah Vhait aufschreien. Ihrem Gefährten erging es nicht viel besser als ihr selbst. Doch im Gegensatz zu Sunnivah musste er sich noch immer zweier Angreifer erwehren und hatte große Mühe, sich diese vom Leib zu halten. Außerdem war der junge Hauptmann verletzt und wankte vor Schwäche. Seine Bewegungen wirkten kraftlos und schlecht koordiniert, während er die Schwerthiebe der Angreifer parierte ohne dabei selbst zu treffen.
Es sind einfach zu viele, dachte Sunnivah bitter, das Gesicht der sterbenden Fayola vor Augen. Wir werden alle sterben!
In raschem Flug glitt der Riesenalp über die Baumwipfel hinweg. Geschickt nutzte er die Deckung des grünen Blätterdaches, um vom Boden aus nicht sofort gesehen zu werden. Er war dem Junktim schon sehr nahe und spürte die Nähe der fremden Wesenheit jetzt ganz deutlich.
Kurz bevor er den Fluss erreichte, sah der Riesenalp zwei reiterlose Pferde, die unter ihm über einen grasbewachsenen Hügel preschten. Ihnen folgte ein drittes, doch das bewegte sich so langsam, als sei es verletzt. Gleich darauf hörte er Kampfgeräusche, die vom nahen Fluss zu ihm heraufklangen.
Der Riesenalp breitete seine mächtigen Schwingen aus und ließ sich von dem warmen Aufwind über der Flussniederung sanft hinauftragen. Als er die hohen Bäume am Ufer überflogen hatte, erblickte er unter sich zwei Krieger aus Nimrod, die in einen aussichtslosen Kampf mit drei schwarzen Kriegern verwickelt waren.
Cha-Gurrline!
Dem Riesenalp stockte der Atem. Grausame Bilder, die er glaubte längst verwunden zu haben, erwachten beim Anblick der verhassten Diener An-Rukhbars zu neuem Leben. Noch einmal durchlebte er das grauenhafte Sterben seiner Brüder und Schwestern, die von unzähligen schwarzen Pfeilen getroffen zu Boden stürzten und dort von den Schwertern der Cha-Gurrline gnadenlos niedergemetzelt wurden. Der glühende Hass von damals flammte wieder auf und ließ ihn alle Vorsicht vergessen. Endlich bot sich ihm eine Gelegenheit, den Tod seiner Artgenossen zu rächen und es den verhassten schwarzen Kriegern heimzuzahlen.
Noch hatten die Kämpfenden ihn nicht bemerkt, doch der Riesenalp wusste, dass er schnell handeln musste. Sobald die Cha-Gurrline gesiegt hatten, würden sie sich in ihre kalte, dunkle Heimat am Ende der Finstermark zurückziehen, wo sie für ihn unerreichbar wären. Entschlossen legte er seine Schwingen eng an den Körper und schoss pfeilschnell auf die Kämpfenden herab.
Bei seinem ersten Angriff packte er einen der Cha-Gurrline mit den Krallen und stieg mit ihm in die Höhe. Der Krieger war so überrascht, dass die Waffe seinen Händen entglitt und in den Fluss stürzte. Hilflos um sich schlagend hing der Krieger in den Krallen des Riesenalps, der ihn rasch immer weiter hinauftrug.
Hundert Längen über dem Junktun verharrte der große Vogel wenige Herzschläge lang
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