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Die Saga von Thale 01 - Elfenfeuer

Titel: Die Saga von Thale 01 - Elfenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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betreten! Hörst du?« Naemys Gedankenrufe überschlugen sich fast. Wieder und wieder rief sie Sunnivahs Namen. Doch Sunnivah war sich der Gefahr, in der sie schwebte, gar nicht bewusst. Das Einzige, das sie in ihrer Benommenheit spürte, war der Ärger über die ständigen Rufe der Nebelelfe, die sie immer wieder daran hinderten, die verlockende Wiese zu betreten.
    »Sunnivah! Du musst etwas von dem Saft aus der kleinen Flasche trinken, die Mino-They dir geschenkt hat!«, forderte Naemy. »Sofort!«
    Welche Flasche? Sunnivah gähnte.
    »Die Flasche, Sunnivah, schnell!«
    Flasche? Mino-They? Ach ja! Ohne den Blick von den herrlichen Blumen zu nehmen zog Sunnivah ihre vereisten Handschuhe mit den Zähnen aus. Dann tastete sie in ihrem Rucksack nach der Flasche, die ihr die Nebelelfe eine Ewigkeit zuvor gegeben hatte. Vielleicht würde Naemy dann endlich Ruhe geben. Als sie schließlich fand, wonach sie suchte, waren ihre Finger schon steif vor Kälte.
    »Hast du sie?«
    Sunnivah antwortete nicht. Der Verschluss der Flasche bereitete ihr große Schwierigkeiten.
    »Sunnivah, du musst trinken!«
    »Das versuche ich ja.« Endlich gab der Verschluss seinen Widerstand auf. Unwillig setzte Sunnivah die Flasche an die Lippen und ließ die bittere Flüssigkeit durch ihre Kehle rinnen. Die Flüssigkeit brannte in ihrem Magen und verströmte eine wohlige Wärme. Die Müdigkeit verschwand und mit ihr löste sich auch das herrliche Bild vor ihren Augen langsam auf. Dann war die Wiese fort und Sunnivahs Verstand arbeitete wieder klar. Plötzlich erkannte auch sie, dass sie dem Tod nur knapp entkommen war. »Danke, Naemy!«
    »Bei der Göttin, Sunnivah! Ich dachte schon, ich hätte dich verloren.« Naemy war erleichtert. »Geht es dir jetzt besser?«
    »Ich fühle mich gut«, beteuerte Sunnivah. Tatsächlich fühlte sie neue Kräfte in sich aufsteigen und die angenehme Wärme in ihren Gliedern war diesmal echt. Sie hatte keine Ahnung, wie viel Zeit inzwischen vergangen war, doch der Sturm tobte noch immer mit unverminderter Wucht vor dem schützenden Wall aus Felsbrocken. Wieder und wieder stoben Schneeflocken mit einem eisigen Luftstrom hinter die Felsen und ließen Sunnivah erschauern. Nichts würde sie dazu bringen, sich noch einmal dort hinauszuwagen.
    Schlagartig wurde ihr klar, dass sie ihr Ziel nicht rechtzeitig erreichen würde, wenn sich das Wetter nicht bald besserte. Sunnivah seufzte und verzehrte einige Stücke trockenes Brot, die sie in ihrem Beutel fand. Als sie damit fertig war, suchte sie nach ihren Handschuhen. Sie waren zu Boden gefallen und inzwischen halb vom Schnee bedeckt. Ihr war zwar nicht mehr kalt, doch sie wusste nicht, wie lange die Wirkung des Kräutertranks noch anhalten würde. So klopfte sie den Schnee sorgfältig aus dem weichen Pelz und schob ihre Hände hinein. Dann kauerte sie sich mit dem Rücken an die Felsen, schloss die Augen und wartete.
    Sunnivah versuchte Naemy zu erreichen, doch das Einzige, was sie hörte, war ein seltsamer heller Pfeifton, der in den Ohren schmerzte und es ihr unmöglich machte, eine Gedankenverbindung aufzubauen. Sunnivah seufzte. Wenn doch nur der Schneesturm endlich aufhören würde.
    Etwas geschah.
    Vielleicht war es der nachlassende Schneefall oder ein veränderter Ton im wütenden Heulen des Windes, der Sunnivah aufhorchen ließ. Sie richtete sich auf, soweit es der Sturm zuließ, und starrte angespannt in die wirbelnden Flocken hinaus. Schnee, Wind, Kälte, sonst nichts. Aber alle ihre Sinne spürten deutlich die drohende Gefahr. Dann ließen Schneefall und Wind immer weiter nach.
    Etwa zwanzig Längen von den schützenden Felsen entfernt, dort wo das Plateau an den Abgrund grenzte, erkannte Sunnivah einen kleinen weißen Wirbel aus Schnee, der sich rasch vergrößerte. Mit atemberaubender Geschwindigkeit zog er alle Schneeflocken in sich hinein, bis ein gewaltiger, schneebeladener Wirbel entstand. Der Wirbel wuchs immer weiter und entwickelte sich zu einem mächtigen Zyklon. Dahinter wurde der Himmel blau. Es schien, als habe der Wirbel jede einzelne Flocke des Sturms in sich aufgenommen und dabei nicht einmal die Wolken verschont. Selbst der Wind war fort – gefangen in einem tosenden Trichter aus Schnee und Eis.
    Vorsichtig richtete Sunnivah sich auf, legte den Kopf in den Nacken und starrte zum Himmel hinauf, wo sich das Ende des Zyklons irgendwo in der blauen Unendlichkeit verlor. Sie wusste: Der Wirbel war kein Werk der Natur. Knisternde Magie umgab ihn wie

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