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Die Saga von Thale 01 - Elfenfeuer

Titel: Die Saga von Thale 01 - Elfenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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sonst wird ihr Kind während der Geburt ersticken.«
    Hoffnungsvoll sah sie Naemy an. »Euer Volk war einst bekannt für seine Heilkünste. Kennt Ihr einen Weg, der sie erwachen lässt?«
    Naemy nickte. »Das, worum du mich bittest, ist nicht unmöglich, aber ich bin keine Heilerin. Ich habe in solchen Dingen wenig Erfahrung und es besteht die Gefahr, dass mein Versuch scheitert.«
    »Ihr müsst es versuchen!«, drängte Tassea und schaute besorgt auf Ilahja hinunter, deren Kleider vom Schweiß inzwischen völlig durchnässt waren. »Es ist unsere einzige Hoffnung.«
    Naemy nickte und kniete sich neben Ilahja. Vorsichtig legte sie ihre schlanke Hand auf die schweißnasse Stirn des Mädchens und schloss die Augen. Sanft berührte sie mit ihrem Geist den des Mädchens und drang vorsichtig immer tiefer in ihn ein. Viele schon fest verschlossene Tore musste die Nebelelfe auf ihrem Weg öffnen, während sie den Ort in Ilahjas Geist suchte, an den sich ihr Bewusstsein zurückgezogen hatte. Als sie es endlich fand, gelang es Naemy nur mühsam, es an sich zu binden, denn Ilahja wehrte sich heftig dagegen, zu erwachen. Doch die Nebelelfe blieb hartnäckig. Sie spürte deutlich, wie schwach das Mädchen war, und sah die winzige Flamme, die es noch am Leben erhielt, schon flackern. Doch die Aufgabe, die das Schicksal diesem Mädchen gegeben hatte, war noch nicht erfüllt. Schließlich war der Widerstand gebrochen und sie führte Ilahja sanft zurück und ließ sie erwachen.
    Licht!
    Die Flammen eines Feuers tanzten verschwommen vor Ilahjas Augen. Gleichzeitig spürte sie einen heftigen, ziehenden Schmerz in ihren Lenden und irgendwie wusste sie auch sofort, was er zu bedeuten hatte. Aber das durfte nicht sein. Nein, noch nicht, dachte sie erschrocken, es ist doch noch viel zu früh. Nach Tasseas Berechnung waren es noch mehr als dreißig Sonnenläufe bis zur Geburt. Doch da spürte sie bereits die nächste reißende Woge unaufhaltsam in sich aufsteigen. Ilahja schloss die Augen und zog die Luft scharf durch die zusammengebissenen Zähne. Niemand hatte sie auf solche Schmerzen vorbereitet. Als die Woge endlich verebbte, blickte Ilahja sich Hilfe suchend um. Aber ihr Blick war verschwommen und sie konnte nichts erkennen. Unsicher tastete sie mit ihrer Hand um sich. Wenn ihr Kind jetzt schon kommen wollte, benötigte sie dringend Hilfe. Panik ergriff sie, als sich die nächste Wehe in ihr ankündigte. Wimmernd lag sie auf dem kalten Boden und krallte ihre Finger in das weiche Gras.
    Sie hatte entsetzliche Angst und fühlte sich so allein wie noch nie in ihrem Leben.
    Jemand nahm tröstend ihre Hand.
    Ein kühles feuchtes Tuch wurde auf ihre Stirn gelegt und jemand befeuchtete ihre trockenen Lippen.
    »Tassea?«, fragte sie mit heiserer Stimme und hoffte inständig, dass sie sich nicht täuschte.
    »Ich bin hier, mein Kind«, erklang die sanfte Stimme der Heilerin unmittelbar neben ihr. »Du musst jetzt sehr tapfer sein, Ilahja. Deine Tochter drängt ins Leben. Und sie braucht deine Hilfe.«
    »Mein Kind, meine Sunnivah«, flüsterte Ilahja ängstlich. »Sie… Es ist zu früh… Sie darf nicht sterben.«
    »Beruhige dich, Ilahja«, sagte Tassea zuversichtlich, »dein Kind kommt zu früh, aber es wird leben!«
    Dann kam die nächste Wehe und traf Ilahja wie ein Donnerschlag. Hinter ihren Augen hämmerten dumpfe Schläge, ihre Lippen schienen von Tausenden kleiner Ameisen bevölkert zu sein und ihr Kopf summte wie ein Bienenschwarm.
    »Oh, Tassea… Es tut so weh«, schluchzte sie atemlos, während das heftige Ziehen und Reißen in ihrem Unterleib langsam ausklang.
    »Du darfst dich nicht gegen die Schmerzen wehren, Ilahja«, ermahnte sie die Heilerin. »Du musst dich öffnen, und wenn wieder eine Wehe kommt, musst du mit aller Kraft versuchen dein Kind aus dir herauszupressen. Hast du verstanden?«
    Ilahja hielt ihre Augen geschlossen, doch sie nickte erschöpft.
    Plötzlich waren die Schmerzen für eine viel zu kurze Zeit fort, der Druck in ihrem Unterleib wurde schwächer und sie bemerkte, dass ihre Beine und Röcke feucht waren von Blut und Wasser. Vor Schreck verschluckte Ilahja sich. Sie hustete und spürte, wie erneut Wasser aus ihren Lenden floss. Mit dem Wasser kehrte auch der Schmerz zurück. »Tassea«, schrie sie verzweifelt und klammerte sich an die Hand der Heilerin. »Was soll ich tun?«
    »Du musst pressen, Ilahja, und tief atmen«, drängte die Heilerin und Ilahja versuchte trotz der Schmerzen ihrem Rat zu folgen.

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