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Die Saga von Thale 01 - Elfenfeuer

Titel: Die Saga von Thale 01 - Elfenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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Wieder und wieder kamen die Schmerzen. Der Druck auf ihren Unterleib verstärkte sich so sehr, dass sie glaubte, ihr Becken würde zerspringen. Mit aller Kraft versuchte sie das Kind aus sich herauszudrücken, doch ihre Kräfte verließen sie nun immer schneller.
    »Sie ist zu schwach«, hörte sie eine fremde Stimme hinter dem pulsierenden Rauschen in ihren Ohren sagen.
    »Aber sie muss weitermachen, das Kind steckt fest. Wenn es nicht bald kommt, werden wir sie beide verlieren.« Tasseas Stimme war voller Sorge. Mehr hörte Ilahja nicht, denn eine erneute Wehe überrollte sie und ließ sie gequält aufschreien. Sie wollte sich aufbäumen, doch dann spürte sie, wie jemand mit den Armen fest auf ihren Unterkörper drückte und dabei ihr Kind ein winziges Stück nach vorn schob.
    »Ist es vorangekommen?«, fragte die unbekannte Stimme. Die Antwort der Heilerin wurde von den Schmerzen der nächsten Wehe verschluckt. Wieder presste jemand mit aller Kraft auf ihren Leib, aber Ilahja empfand es nicht als unangenehm. Mit jedem Druck schien sich ihr Kind auf seinem Weg ein winziges Stück vorzuarbeiten.
    Als Ilahja glaubte, ihr Unterleib würde jeden Moment auseinander reißen, verließ ihr Kind mit einer fließenden Bewegung den schützenden Mutterleib und nahm die Schmerzen mit sich.
    Ein kräftiger Schrei ertönte wie aus weiter Ferne und Ilahja versuchte vergeblich den Kopf zu heben, um ihr Kind zu sehen. Dann spürte sie, wie sich Tassea neben sie kniete, und öffnete mühsam die Augen. Es war sehr dunkel.
    »Was ist mit dem Mondlicht?«, hörte sie Tassea verwundert fragen. »Es ist so dunkel geworden. Wirf mehr Holz auf das Feuer, Naemy, wir brauchen mehr Licht!«
    Wenig später flammte das Feuer hell auf und Millionen leuchtender Funken stoben knisternd in die Höhe. Trotzdem erkannte Ilahja das winzige, blutverschmierte Wesen in den Armen der Heilerin durch den roten Nebel vor ihren Augen nur sehr undeutlich. Aber sie sah, wie es seine winzigen Hände bewegte. »Sunnivah«, hauchte sie zärtlich und wünschte, sie besäße noch genügend Kraft, um den Arm zu heben und ihre Tochter zu berühren.
    »Du hattest Recht, es ist ein Mädchen«, bestätigte die Heilerin. »Aber du brauchst dir um deine Tochter keine Sorgen zu machen. Sie ist kräftig und gesund. Sie wird leben!« Tassea lächelte Ilahja aufmunternd an. »Jetzt ruh dich aus, mein Kind. Die Geburt war nicht leicht.« Noch während sie sprach, wickelte die Heilerin das Neugeborene behutsam in eine ihrer Decken, um es gegen die nächtliche Kälte zu schützen. Dann reichte sie es der fremden Frau, die soeben näher getreten war und sich besorgt zu der Heilerin hinabbeugte.
    »Es hört nicht auf zu bluten«, flüsterte sie. Dann nahm sie Sunnivah an sich und verschwand in der Dunkelheit hinter dem Feuer.
    Ilahja fühlte sich schwindelig und benommen. Von einer dunklen Ahnung getrieben, hatte sie es plötzlich sehr eilig. Sie musste all ihre Kräfte aufbieten, damit es ihr gelang, sich ein wenig aufzurichten und das Amulett über den Kopf zu streifen. »Tassea«, rief sie schwach und die Heilerin beugte sich zu ihr herunter. »Versprich mir, dafür zu sorgen, dass ER mein Kind nicht bekommt«, bat sie und sah Tassea flehend an.
    »Was redest du, Kind«, versuchte die Heilerin sie zu beruhigen. »Dafür kannst du in wenigen Sonnenläufen doch selbst sorgen.« Doch es gelang Tassea nicht, ihre Tränen zurückzuhalten, und selbst Ilahja sah, dass sie log.
    Obwohl Ilahja spürte, wie das Leben unaufhaltsam aus ihr hinausfloss, hatte sie keine Furcht. Es gab noch etwas sehr Wichtiges, das sie erledigen musste. Mit einer kraftlosen Bewegung hob sie ihren Arm und reichte Tassea das Amulett. »Dies ist für meine Tochter«, flüsterte sie und begann zu husten. »Es ist… das Einzige, was ich ihr geben kann, und ich möchte, dass sie es bekommt.«
    Sanft nahm die Heilerin den Talisman aus Ilahjas bleichen, kalten Händen und streichelte ihre Wange. »Sie wird ihn ihr ganzes Leben lang tragen, das verspreche ich dir, mein Kind«, schluchzte sie und wandte ihren Blick ab, damit Ilahja die Tränen nicht sah, die nun unaufhaltsam über ihre Wangen liefen.
     
     
    »Komm, Ilahja!«
    Wer rief sie da? Suchend blickte Ilahja sich um. Der Wald und Tassea waren hinter einem undurchdringlichen Nebel verschwunden. Alle Schmerzen waren fort. Sie war allein. »Es wird Zeit, wir müssen gehen.« Nicht weit von ihr entfernt trat die Botin der Gütigen Göttin aus dem Nebel und

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