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Die Saga von Thale 01 - Elfenfeuer

Titel: Die Saga von Thale 01 - Elfenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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Kleidung auf das Bett. »Kommen in jedem Jahr so viele neue Krieger nach Nimrod?« Die lange Schlange von Wartenden vor dem Eingang zur Waffenmeisterei hatte Sunnivah überrascht.
    »Nicht in jedem Jahr«, antwortete Fayola. »Ich denke, es geht ihnen wie dir. Alle hoffen, als Krieger einmal ein besseres Leben führen zu können.«
    Fayolas Stimme klang so abfällig, das Sunnivah stutzte. »Ist es denn nicht so?«, fragte sie.
    »Pah!« Fayola schüttelte den Kopf und zog sich einen Stuhl heran. Dann deutete sie auf Sunnivahs Bett.
    »Da hat bis zum letzten Sommer Deshyre geschlafen«, sagte sie bitter. »Sechzehn Sommer hatte sie gesehen und hoffte, als Kriegerin eines Tages zu großem Reichtum zu kommen. Und dann hat sie nicht einmal ihr erstes Turnier überlebt.«
    Sunnivah erschauerte. Verstohlen warf sie einen Blick auf das dritte Bett.
    Fayola bemerkte ihn dennoch. »Willst du auch wissen, wer dort geschlafen hat?«, fragte sie und fuhr ohne eine Antwort abzuwarten fort: »Dort hat Ash-Naron geschlafen, ein wunderschönes, aber armes Mädchen aus den Sümpfen von Numark. Sie war gerade vierzehn Sommer alt, als sie im letzten Frühling hierher kam. Ash-Naron war keine Kriegerin und hätte mit Sicherheit Deshyres Schicksal geteilt. Doch der Sequestor wurde schon bald auf sie aufmerksam und hat sie für sich beansprucht. Sie hat ihre Ausbildung niemals begonnen.«
    Sunnivah bemerkte den wehmütigen Ausdruck in Fayolas Gesicht und fragte sich, woran die schwarzhaarige Kriegerin wohl dachte. Sie wollte gerade zu einer neuen Frage ansetzten, als Fayola plötzlich heftig mit der Faust auf den Tisch schlug. Dann stützte sie den Kopf auf die Hände, schloss die Augen und murmelte etwas Unverständliches.
    Sunnivah wartete und schwieg. Fayola war nicht nur ihre Zimmergefährtin, man hatte ihr auch die Aufgabe übertragen, sich um sie zu kümmern, bis sich Sunnivah in der neuen Umgebung allein zurechtfand.
    Schließlich seufzte Fayola, hob den Kopf und sah Sunnivah an. »Es ist besser, wenn du deine neuen Sachen anziehst, bevor wir uns auf den Weg machen«, erklärte sie und deutete auf einen der Schränke. »Deine alten Sachen und alles, was du sonst nicht brauchst, kannst du dort hineinlegen. Und…« Sie machte eine Pause und strich über ihr kurz geschnittenes, schwarzes Haar. »Es ist besser, wenn du deine langen Haare zu einem Zopf flichtst, sofern du sie nicht sogar abschneiden willst. Dann behindern sie dich nicht während der Ausbildung und du ersparst dir unnötigen Ärger mit den Kriegern.«
    Sunnivah nickte und begann ihre Haare im Nacken zu einem dicken Zopf zu flechten. Als sie damit fertig war, reichte ihr der Zopf bis zu den Schulterblättern. Für Fayola war das noch immer viel zu lang. Eindringlich riet sie dazu, die Haare abzuschneiden, doch das kam für Sunnivah nicht in Frage.
    Fayola zuckte mit den Schultern. »Du wirst schon sehen, was du davon hast«, murmelte sie. »Ihr Mädchen seid doch alle gleich.« Sunnivah überhörte Fayolas abfälligen Tonfall und begann sich umzuziehen.
    Als sie nur noch ihr dünnes Hemd anhatte, zögerte sie und richtete einen bittenden Blick an Fayola, die sie gelangweilt beobachtete.
    »Du brauchst dich vor mir nicht zu genieren«, erklärte Fayola. »Es wird bestimmt nicht das letzte Mal sein, dass ich dich nackt sehe. Am besten, du gewöhnst dich gleich daran. Ach, und die Kette«, sie deutete auf Sunnivahs Amulett, »nimmst du besser ab. Man hat dir doch sicher gesagt, dass es uns verboten ist, Schmuck zu tragen.«
    »Aber das kann ich nicht«, erwiderte Sunnivah.
    »Was?«, fragte Fayola.
    »Beides.«
    Fayola seufzte. »Was habe ich bloß immer für ein Glück mit meinen Zimmergefährtinnen«, klagte sie. »Zuerst eine Schöne, dann eine Schwache und nun auch noch eine Schüchterne.« Doch dann drehte sie sich um und kehrte Sunnivah den Rücken zu.
    »Nun mach schon«, sagte sie. »Sonst schaffe ich es vor dem Mittagsmahl nicht mehr, dir die Übungs- und Turnierplätze zu zeigen.«
     
     
    Als es dunkel war, lag Sunnivah auf ihrem Bett und konnte nicht einschlafen. Die vielen neuen Eindrücke hielten den Schlaf von ihr fern und sie hatte noch so viele Fragen. Aber Fayola war nicht da. Sunnivah hatte sie seit der Abendmahlzeit nicht mehr gesehen und wartete ungeduldig darauf, dass sie zurückkehrte.
    Als Fayola später den Raum betrat und die Tür hinter sich ins Schloss warf, schreckte Sunnivah hoch. Die junge Kriegerin gab sich keine Mühe, leise zu sein.

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