Die Saga von Thale 01 - Elfenfeuer
ein. Der Geruch der Morgenluft erinnerte ihn an seine Heimat und stimmte ihn traurig. Noch viele Sonnenläufe würden vergehen, ehe er nach Nimrod zurückkehren konnte. Sein geschundener Körper erholte sich nur sehr langsam von den Strapazen, denen er in der Finstermark ausgesetzt gewesen war, und Vhait ärgerte sich über seine Schwäche.
Er war schon viel zu lange fort!
Als er nach langer Krankheit das erste Mal seine Augen aufschlug, erklärten die Dorfbewohner ihm, dass er mehr als zwanzig Sonnenläufe zwischen Wachen und Schlafen im Fieberwahn gelegen habe. Allein der hervorragenden Pflege durch die Heilerin Kuomi hatte er es zu verdanken, dass er die schwere Krankheit besiegen konnte und sich schon bald besser fühlte. Dafür war Vhait ihr sehr dankbar. Trotzdem wollte er sich so bald wie möglich auf den Heimweg machen.
Doch ein voller Mondlauf verstrich und er fühlte sich immer noch zu schwach, um aufzubrechen. Vhait seufzte. Wie es aussah, konnte er von Glück sagen, wenn er es bis zum Beginn des Herbstes schaffte, die Festungsstadt zu erreichen.
Ein Schatten fiel durch die Tür und er erkannte die schlanke Gestalt Kuomis, die ihm eine Mahlzeit aus Fladenbrot, etwas Ziegenkäse und einen Krug mit Wasser brachte.
»Es wird ein heißer Tag werden«, sagte sie lächelnd und stellte die Speisen auf den Tisch neben seinem Lager. Dann setzte sie sich auf einen Stuhl und begann, ihrem erst fünf Sonnenläufe alten Jungen, den sie in einem Tuch stets bei sich trug, wie selbstverständlich die Brust zu geben.
Vhait wandte den Blick ab. Er war ein solches Verhalten nicht gewohnt und beschäftigte sich verlegen mit dem Essen, während Kuomi leise ein kleines Lied für ihren Sohn summte. Nicht zum ersten Mal ertappte sich Vhait dabei, dass er die Menschen dieses Dorfes um ihr friedliches Leben beneidete. Weitab jeder größeren Stadt und am Rande einer Gegend, die von jedem Lebewesen gemieden wurde, lebten sie arm, aber zufrieden und ahnten nichts von den Dingen, die überall im Land geschahen.
Vhait wusste, dass er diesem Umstand seine Rettung verdankte. Als die Dorfbewohner ihn fanden, trug er noch immer einen Teil seiner Rüstung und war als Krieger An-Rukhbars deutlich zu erkennen. In jeder anderen Stadt hätten die Bewohner ihn sterben lassen, dessen war er sich sicher.
Wieder fiel ein Schatten durch die Tür und Rangun, Kuomis Gefährte, betrat den Raum. Er war ein hoch gewachsener, breitschultriger Mann mit großem Selbstbewusstsein und wirkte älter, als er in Wirklichkeit war.
»Ich sehe, du bist schon wach«, sagte er erfreut und setzte sich neben Vhait. »In zwei Sonnenläufen werde ich mit einigen Männern aufbrechen, um Steppenbüffel zu jagen«, erklärte er, während er sein schulterlanges dunkles Haar nach hinten strich und im Nacken mit einer dünnen Lederschnur zusammenband. »Fühlst du dich schon kräftig genug, um uns zu begleiten?«
Vhait sah den jungen Steppenkrieger überrascht an.
Das Angebot ehrte ihn und er wollte den jungen Krieger nicht enttäuschen. Außerdem bot eine solche Jagd nach der langen Untätigkeit eine willkommene Abwechslung.
»Wenn Kuomi es mir erlaubt, werde ich euch gern begleiten«, erwiderte er. Fragend sah er zu der Heilerin hinüber, die gerade ihren kleinen Sohn in den Schlaf wiegte.
»Ich denke, du bist kräftig genug, um mit den Männern zu gehen«, antwortete sie leise, um ihr Kind nicht zu wecken. Dann lächelte sie Rangun an. »Aber Rangun muss mir versprechen darauf zu achten, dass man dir nicht zu viel zumutet. Ich möchte nicht, dass alle meine Bemühungen durch die Jagd wieder zunichte gemacht werden.«
Rangun erhob sich und trat neben Kuomi. Liebevoll schloss er seine Gefährtin in die Arme und hauchte seinem Sohn einen Kuss auf die Stirn. »Das werden sie nicht«, versicherte er. »Du kannst dich auf mich verlassen.«
Kuomi sah ihn zärtlich an und stand auf. Vorsichtig brachte sie ihren schlafenden Sohn in sein kleines Bett. Als sie die Decke über den winzigen Körper breitete, trat Rangun hinter sie und umfing sie in einer leidenschaftlichen Umarmung.
Vhait erhob sich lautlos und verließ die Hütte. Er spürte, dass die beiden allein sein wollten, und begann den Tag mit einer langen Wanderung. Wenn er wirklich mit auf die Jagd gehen wollte, musste er wissen, wie sehr er seinen Körper belasten konnte.
»Bei den Toren, du bist wirklich die Auserwählte.« Fayola schüttelte ungläubig den Kopf. »Und alle dachten, es würde ein
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