Die Saga von Thale 02 - Die Macht des Elfenfeuers
enorme Druckwelle der Explosion riss Methar, der gut fünf Längen vom Ort des Geschehen entfernt stand, von den Füßen. Auch das Kohlebecken stürzte um und die Glut wirbelte Unheil bringend durch die Luft, bevor sie auf die lagernden Krieger herabsank. Wo sie den Boden berührte, setzte sie das trockene Steppengras in Brand und unzählige Schmerzensschrei zeugten davon, dass auch die Krieger nicht verschont blieben.
Inzwischen hatte sich Asco-Bahrran so weit beruhigt, dass er seinen Zorn beherrschte. Nur das rötliche Flackern in den Schatten unter der Kapuze verriet seinen Gemütszustand. »Wir warten, bis es dunkel ist, dann marschieren wir weiter«, presste er hervor. »Im Morgengrauen sorge ich dafür, dass die Sonne uns nicht noch einmal aufhält.« Er wirbelte herum und schickte sich an, wieder in den Wagen zu steigen.
»Meister?« Methar wusste, dass es ein Fehler sein könnte, Asco-Bahrran anzusprechen, doch seine Neugier ließ sich nicht länger zähmen. »Meister, was war mit dem Krieger?«
»Das war kein Krieger«, zischte Asco-Bahrran hasserfüllt und die Blitze zwischen seinen Fingern zuckten erneut auf. »SIE hatte den Körper in ihrer Gewalt. Ich weiß nicht, wie es IHR gelungen ist, einen Späher unter den Cha-Gurrlinen zu verstecken, aber ich werde es schon noch herausfinden. Ein zweites Mal wird IHR das nicht gelingen.«
In der kleinen Kammer tief in den Gewölben von Nimrod war es still. Kein einziger Laut des geschäftigen Treibens, das die Hallen und Korridore der Inneren Festung am Tag erfüllte, vermochte bis hierher vorzudringen. Die Kammer befand sich in einem weit abgelegenen Teil der Gewölbe und nur die wenigsten wussten von ihrem Vorhandensein. Hinter einem Mantel aus Magie verborgen, hatte sie die Herrschaft An-Rukhbars schadlos überstanden und ihre Schätze vor der Vernichtung bewahrt. Die dicken Wände aus nacktem Fels und die massive Tür aus
Schwarzeichenholz sorgten dafür, dass nichts die Ehrfurcht gebietende Stille störte, die das Wissen vieler Generationen auf vergilbten Pergamenten bewahrte, und ein mächtiger Zauber hielt die klamme Feuchtigkeit der benachbarten Gewölbe von den empfindsamen Materialien fern. Hier ging nichts verloren.
Es geschah nicht oft, dass jemand die altehrwürdige Ruhe störte, um in den Pergamenten und ledergebundenen dicken Büchern nach Wissen zu forschen, das im Lauf vieler hundert Sommer verloren gegangen war, doch an diesem Nachmittag hatte das Licht in Form einer kleine Öllampe Einzug in die Kammer gehalten.
Im flackernden Schein der Lampe hatte Sayen verschiedene Dokumente aus den Regalen genommen, angesehen und wieder zurückgestellt, bis er eines gefunden hatte, das Rat und Hilfe zu versprechen schien.
Jedes Mal, wenn er die spröden Seiten des dicken Buchs umblätterte, das vor ihm auf dem staubigen kleinen Tisch lag und in dem er nun schon eine kleine Ewigkeit las, beschlich ihn das Gefühl, als könne er das Raunen und Seufzen unzähliger Folianten und Pergamente hören, die sich in ihrer Ruhe gestört fühlten und empört miteinander flüsterten. Das Knistern und Rascheln des uralten Pergaments wirkte in der lastenden Stille laut und befremdlich, doch das Wissen, das sich darin verbarg, war so kostbar, dass Sayen nicht aufhören konnte zu lesen.
Unmittelbar nachdem ihm der Abner den Auftrag erteilt hatte, die Möglichkeiten zur Verteidigung der Festungsstadt zu erkunden, war er die unzähligen Treppen hinabgestiegen, um hier unten aus den Erfahrungen früherer Generationen zu lernen. Ein halbes Dutzend Bücher hatte er seither aufund wieder zugeschlagen, bevor er auf dieses eine gestoßen war. Die uralten verwitterten Schriftzeichen, die ein unbekannter Druide in formvollendeter Schönheit kunstgerecht auf das Pergament gezeichnet hatte, hatten ihn sofort in ihren Bann gezogen.
Das Buch kündete von einer großen Schlacht. Einer Schlacht, die so weit zurücklag, dass Sayen noch in keinem anderen Buch davon gelesen hatte. Sie fand statt, lange bevor die ersten Menschen in Thale siedelten, zu einer Zeit, da allein das Volk der Nebelelfen über das Land zwischen den schneebedeckten Gipfeln des Ylmazur-Gebirges und der Valdorberge herrschte.
Ein Druide hatte die Überlieferung des Geschehens anhand einer alten Legende der Nebelelfen niedergeschrieben, die bis dahin nur mündlich unter den Elfen weitergegeben worden war. Atemlos verfolgte Sayen, wie der mutige und weise Elfenkönig Gwiddan-She-Nat sein Volk in den Kampf gegen
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