Die Saga von Thale 02 - Die Macht des Elfenfeuers
unerklärliche Weise ums Leben kamen, aber wie Naemy berichtet, befinden sich noch einige der gefährlichen Raubkatzen bei dem Heer.« Er warf einen viel sagenden Blick in die Runde. »Ich weiß, dass viele von uns noch bis gestern auf eine tatkräftige Unterstützung durch das mutige Elfenvolk gehofft hatten ... «, setzte er an, seufzte und brach erschüttert ab. Es dauerte eine Weile, bis er weitersprechen konnte. »Nach allem, was wir von Naemy über das anrückende Heer erfahren haben«, fuhr er schließlich fort, »erscheint es völlig aussichtslos, den Angreifern auf freiem Feld entgegenzutreten. Die einzige Möglichkeit einer sinnvollen Verteidigung befindet sich hier, hinter den Mauern Nimrods.« Zustimmendes Gemurmel war zu hören, doch der Abner hob die Hand und mahnte zur Ruhe. »Ich habe bereits Reiter ausgesandt, um die Bevölkerung zu warnen und aufzufordern, hier in Nimrod Schutz zu suchen. Das Land müssen wir den Cha-Gurrlinen kampflos überlassen. Das ist bitter, aber ich hoffe, dass dann wenigstens keine Menschen zu Schaden kommen.« Er machte eine Pause und blickte die Versammelten nacheinander ernst an.
»Wie es aussieht, wird sich das Schicksal des Landes hier in Nimrod entscheiden«, sagte er. »Enron hat uns ja gestern schon ausführlich über die Stärke unserer Truppen und die vorhandenen Waffen unterrichtet, sodass ich nicht im Einzelnen auf die Anzahl der Krieger, die uns zur Verfügung stehen, eingehen muss. Allen dürfte jedoch klar sein, dass es viel zu wenige sind, um die Mauern der Festungsstadt wirkungsvoll zu verteidigen. Auch morgen, wenn die zweihundert Mann Verstärkung aus Daran eintreffen, wird die Zahl der Krieger auf den Zinnen noch immer zu gering sein, um den Sturmleitern und Kletterseilen der Angreifer wirksam entgegentreten zu können. Auf mehr Unterstützung können wir nicht hoffen, denn weder von den einhundert Mann, die vor vielen Sonnenläufen zur Verstärkung der Garnisonen an der Grenze zur Finstermark aufgebrochen sind, noch von den Garnisonen erreichte uns irgendein Lebenszeichen.« Der Abner schüttelte betrübt den Kopf. »So bitter es klingt, wir müssen damit rechnen, dass keine Nachrichten mehr kommen werden. Nach allem, was ich gehört habe, muss ich davon ausgehen, dass sowohl die Verstärkung als auch die Garnisonen den Cha-Gurrlinen zum Opfer gefallen sind.« Er seufzte und gönnte sich eine kurze Atempause, bevor er weitersprach. »Naemy hat das Heer der Cha-Gurrline im Grasland gesehen. Es ist so gewaltig, dass auf jeden Verteidiger in Nimrod drei schwarze Krieger kommen. Ein entsetzliches Missverhältnis, das wir nur durch Taktik und List ausgleichen können.«
»Aber auch List und Taktik werden uns wenig helfen, wenn es wirklich Asco-Bahrran ist, der das Heer der Cha-Gurrline anführt«, gab Naemy zu bedenken.
»Das ist leider wahr.« Der Abner nickte. »Noch haben wir zwar keine handfesten Beweise für diese Vermutung, aber nach den grauenhaften Ereignissen in Caira-Dan gibt es auch für mich keinen Zweifel daran, dass uns weit mehr als nur ein Heer aus Cha-Gurrlinen-Kriegern bedroht. Es steht zu befürchten, dass in verstärktem Maße dunkle Magie eingesetzt wird, um die Cha-Gurrline zu unterstützen. Da unsere Krieger gegen eine solche Herausforderung machtlos sind, werden die Druiden Nimrods und ich uns um diese Sache kümmern. Damit sind wir auch schon bei den Vorbereitungen, die zu treffen sind«, erklärte er. »Naemys Beobachtungen zufolge befindet sich das Heer der Cha-Gurrline noch mitten im Grasland und bewegt sich nur langsam vorwärts. Das heißt, dass wir mindestens zehn Sonnenläufe Zeit haben, die Verteidigung Nimrods vorzubereiten. Vieles wurde schon in die Wege geleitet, doch ich fürchte, angesichts der Übermacht sind noch größere Anstrengungen erforderlich, um uns zu schützen.« Er setzte sich und blickte aufmerksam in die Runde. »Wer hierzu Vorschläge hat, möge sprechen.«
Enron, der bärtige Befehlshaber der Stadtwache, erhob sich als Erster. »Seit sich die Nachricht eines bevorstehenden Angriffs wie ein Lauffeuer unter der Bevölkerung ausbreitet, kommen mit jedem Sonnenlauf mehr Flüchtlinge in die Stadt«, berichtete er. »Angesichts des Besorgnis erregenden Mangels an Kriegern bitte ich um die Erlaubnis, alle wehrfähigen Männer und Frauen einberufen zu dürfen wenn es sein muss, auch gegen ihren Willen. Wir haben einfach zu wenige Freiwillige, um die Zinnen alle lückenlos zu besetzen.«
Der Abner runzelte
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