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Die Saga von Thale 02 - Die Macht des Elfenfeuers

Titel: Die Saga von Thale 02 - Die Macht des Elfenfeuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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gekommen waren, um ihn zu verabschieden, denn er ahnte, was er darin sehen würde.
    Kurz bevor er die Höhle betreten hatte, hatten der Abner, die Priesterinnenmutter, Jukkon und auch Sheehan noch einmal versucht, ihn von seinem Vorhaben abzubringen vergeblich. Insgeheim war Tabor froh, dass wenigstens Naemy es unterlassen hatte, ihn umstimmen zu wollen. In ihren Augen sah er, wie sehr sie sich um ihn sorgte. Hätte sie es noch einmal versucht, wäre er vielleicht geblieben, doch sie zog es vor zu schweigen und litt stumm.
    Tabor ertappte sich dabei, wie er einige Schnallen ein zweites Mal überprüfte, um den Moment des Abschieds ein wenig hinauszuzögern, und ermahnte sich selbst zu mehr Entschlossenheit. Es war so weit!
    Er würde fliegen!
    Weder die bedrückten Gesichter noch die besorgten Worte würden daran etwas ändern. Tabor
    holte tief Luft und wandte sich den Umstehenden zu, um sich zu verabschieden. Manche wünschten ihm Glück, andere gaben ihm gut gemeinte Ratschläge mit auf den Weg, doch obwohl sich alle um Fassung bemühten, schafften sie es nicht, das lastende Gefühl zu verdrängen, dass es ein Abschied für immer war.
    Dann sagte Tabor Sayen Lebewohl. Der Meisterseher war der Einzige, der zuversichtlich wirkte.
    »Ich weiß genau, dass du es schaffst!«, sagte er so überzeugt, als würden allein die Worte schon ausreichen, um den Wunsch in Wirklichkeit zu verwandeln. »Ich bewundere deinen Mut, Tabor. Nicht viele sind bereit, ein solches Wagnis einzugehen.«
    »Ich werde mein Bestes tun «, versicherte Tabor. Plötzlich wurde sein Blick sanftmütig und er trat vor seine Mutter. Liebevoll ergriff er ihre Hände und zwang sich zu einem Lächeln. »Alles dient einem höheren Ziel und wir, die weiterleben, müssen uns den Aufgaben stellen, die der Plan für uns vorgesehen hat«, sagte er leise, indem er die Worte wiederholte, die Lya-Numi in Caira-Dan zu ihm gesagt hatte. Naemy schluckte schwer, nahm ihren Sohn in die Arme und drückte ihn an sich. »Ich weiß«, versicherte sie mit bebender Stimme. »Pass auf dich auf.« Mehr sagte sie nicht. Ruckartig, als müsse sie sich dazu zwingen, gab sie ihn frei und beobachtete schweigend, wie er die Hand in der traditionellen Art der Elfen auf die linke Brust legte und sich zum Abschied verneigte. »Wenn die Göttin es will, werden wir uns wieder sehen«, sagte er und wandte sich damit an alle.
    Dann drehte er sich um und trat, ohne sich noch einmal umzublicken, neben Leilith. Das Riesenalpweibchen streckte den Flügel aus und Tabor kletterte auf ihren Rücken. Er legte die Haltegurte an, ließ Leilith zum Höhlenausgang gehen und gab das Zeichen zum Abflug. Kraftvoll stieß sie sich von dem Plateau ab, glitt mit weit ausgebreiteten Flügeln in die Tiefe und war wenig später nur noch ein kleiner Punkt vor dem blutroten Himmel.
    »Sie werden zurückkommen!« Naemy fing Chantus tröstenden Gedanken auf, während sie wie erstarrt nach Westen blickte, wo Leilith und Tabor in der zunehmenden Dunkelheit schon nicht mehr zu sehen waren. Alle anderen hatten die Höhle längst verlassen, doch Naemy musste noch bleiben. Tabor war fort und sie wusste nicht, ob sie ihn jemals wieder sah! Der Gedanke kreiste unaufhörlich in ihrem Kopf und legte einen eisernen Ring um ihr Herz. Sie fühlte sich verlassen und so einsam wie niemals zuvor. Zum ersten Mal in ihrem langen Leben fürchtete sie sich vor den nächsten Sonnenläufen.
    Chantus Worte brachen den Bann. Dass der Riesenalp trotz der eigenen Trauer um den toten Bruder ihr Mut zu machen versuchte, riss sie aus ihren Gedanken. »Ich hoffe, du hast Recht«, sagte sie, während sie neben den großen Vogel trat und ihm sanft über das Gefieder strich. »Nach allem, was geschehen ist, könnte ich es nicht ertragen, wenn auch Tabor etwas geschieht«, erklärte sie ihm mittels Gedankensprache. »Meine Brüder und Schwestern wurden ermordet und ich war nicht da, um ihnen beizustehen. Die Priesterinnenmutter gab Kiany vertrauensvoll in meine Obhut, und auch da habe ich versagt. . . « Naemy erschauerte. Niemals würde sie das gramvolle Gesicht der Priesterinnenmutter vergessen, als sie ihr berichtete, was mit Kiany geschehen war. Die ehrwürdige Frau hatte ihr weder Vorwürfe gemacht noch ihr gezürnt, aber das verbitterte Schweigen, mit dem sie sich abgewendet und den Raum verlassen hatte, war schlimmer gewesen als jeder Tadel. Im Verlauf der anschließenden Beratungen war Kiany nicht mehr erwähnt worden, doch der bittere

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