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Die Saga von Thale 02 - Die Macht des Elfenfeuers

Titel: Die Saga von Thale 02 - Die Macht des Elfenfeuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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wanderte ihr Blick zur Tribüne hinauf, wo die Druiden gerade das gemeinsame Abschlussgebet sprachen. Vermutlich würde es doch noch eine ganze Weile dauern, bis der Abner und die Priesterinnenmutter die Tribüne verließen. »Mehr weiß ich nicht«, hörte sie Kiany sagen und sah, wie das Mädchen hilflos mit den Schultern zuckte. »Alles war so undeutlich . . . «
    »Das macht nichts« , erklärte Naemy und erhob sich. Mit einem Satz sprang sie von dem Holzkarren und blickte über den menschenleeren Vorplatz zum Eingangsportal der Inneren Festung hinüber. Es konnte sich nur um die Kristallsäule im Thronsaal handeln. Der Traum war es zumindest wert, überprüft zu werden. »Ihr wartet hier« , sagte sie zu den Mädchen.
    »Wohin wollt Ihr?«, fragte Manou.
    »Ich sehe nach, ob Kianys Traum der Wahrheit entspricht«, erklärte Naemy offen. »Ihr bleib hier und rührt euch nicht von der Stelle, bis ich wiederkomme.« Ohne eine weitere Erklärung drehte sich die Nebelelfe um und lief auf das Eingangsportal zu. Kiany und Manou wechselten verwunderte Blicke, sagten aber nichts. Während Kiany beobachtete, wie die Nebelelfe im Innern der Festung verschwand, schwang sich Manou zu ihr auf den Karren und machte es sich auf der Ladefläche bequem. »Ich kann nur hoffen, dass es nicht allzu lange dauert«, meinte sie gähnend und schloss die Augen.
    Lautlos huschte die Nebelelfe durch die spärlich beleuchteten und menschenleeren Gänge. Eine düstere Vorahnung trieb sie zur Eile, während sie zielstrebig auf den Ratssaal zusteuerte.
    Wie ein Schatten suchte sie sich ihren Weg vorbei an unzähligen Fackeln und verschlossenen Türen, bog rechts und dann wieder links in einen Gang ein und hastete eine lange gewundene Treppe hinauf. Jetzt war es nicht mehr weit. Sie wurde immer schneller, bis sie schließlich im Laufschritt durch die Korridore hastete. Endlich tauchte die Einmündung des Ganges vor ihr auf, an dessen Ende sich der Ratssaal befand. Noch zwanzig Längen, dann war sie am Ziel.
    Plötzlich erstarrte Naemy mitten in der Bewegung. Es roch nach Blut! Ein süßlicher Geruch mit einem metallischen Beigeschmack strömte aus dem Gang heraus. Er war zu schwach, um von Menschen wahrgenommen zu werden, doch den feinen Sinnen der Nebelelfe entging er nicht. Naemy erschauerte. Der Geruch war ihr nur allzu vertraut. Es war der Atem des Todes und der Finsternis, der in ihr die Erinnerung an eine düstere, längst vergangene Zeit weckte.
    Geschmeidig wie eine Katze, den Körper dicht an die Wand geschmiegt, schob sich Naemy Länge um Länge voran. Was immer sie dort hinten vorfände, wäre mit Sicherheit höchst unerfreulich. Aufmerksam spähte sie um die Ecke ins Dunkel, konnte jedoch nichts Ungewöhnliches entdecken. Alle Türen, die von dem Gang abzweigten, schienen, so weit sie das bei dem schwachen Licht erkennen konnte, fest verschlossen zu sein. Neben der ersten Tür brannte noch der kümmerliche Rest einer Fackel, sonst war es dunkel. Naemy trat vor, legte das Ohr an die hölzerne Tür und horchte. Nichts! Aber der Geruch kam zweifellos von dort drinnen.
    Naemy wusste, dass sie ein großes Wagnis einging, streckte die Hand aber trotzdem nach der Türklinke aus. Sie führte keine Waffe bei sich, denn Bogen, Kurzschwert und Messer hatte sie wegen der Feierlichkeiten in ihrem Schlafgemach zurückgelassen.
    Die Tür ließ sich geräuschlos öffnen und Naemy spähte aufmerksam durch den Spalt. Drinnen rührte sich nichts, doch der Gestank des Todes war inzwischen fast unerträglich. Vorsichtig schob sich Naemy in das Zimmer hinein und tastete sich an der Wand entlang zu einer halb geöffneten Tür, durch die der flackernde Schein einer Öllampe auf den Fußboden fiel.
    Unmittelbar vor der Tür war der Geruch des Todes dermaßen schlimm, dass Naemy den Arm vor Mund und Nase halten musste, während sie mit der freien Hand nach der Klinke griff und die Tür gänzlich öffnete.
    Was sie vorfand, übertraf ihre schlimmsten Erwartungen.
    Für das blutüberströmte Mädchen, das unmittelbar hinter der Tür mit durchschnittener Kehle am Boden lag, kam jede Hilfe zu spät. Den alten Mann, der in seinem Bett auf dem blutgetränkten Kissen zusammengesunken war, hatte das gleiche Schicksal ereilt. Der ungläubige Gesichtsausdruck des Mannes zeugte davon, dass er bis zu seinem Tod nicht verstanden hatte, wie ihm geschah. Plötzlich fiel Naemys Blick auf den verstümmelten Arm und sie zuckte zusammen. Der Arm, die Kristallsäule das

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