Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers
Zeiten, und es schmerzt mich, dass Chiriga und Glamouron der dunklen Bedrohung so früh zum Opfer gefallen sind, doch sei gewiss, ihr Tod wird nicht ungesühnt bleiben.«
»Darauf könnt Ihr Euch verlassen!« Rurik griff nach dem Kelch und tat einen großen Schluck. Als er Anthork den Becher zurückreichte, waren der Blick und die Stimme des Kurierreiters voller Hass. »Für Chirigas und Glamourons Tod werden diese Bestien teuer bezahlen«, zischte er ungehalten. »Letivahr und ich werden sie so lange bekämpfen, bis die grausame Schandtat gerächt ist. Und bei der Göttin, ich werde nicht eher ruhen, bis jeder dieser verfluchten Krieger an seinem Blut erstickt. Entschuldigt mich!« Er stand auf und verließ den Raum, ohne sich noch einmal umzublicken.
Anthork seufzte, setzte sich und sah Rurik schweigend nach, während er den Weinkelch gedankenverloren in den Händen drehte. Die Stirn des obersten Druiden war von Sorgen umwölkt, und er atmete schwer.
Die Nachrichten vom Tod des Elfenkuriers, dem ausgelöschten Spähtrupp und dem schrecklichen Ende des Riesenalps waren nicht die einzigen niederschmetternden Meldungen, die er an diesem Morgen erhalten hatte.
Er wusste, wie schlecht es um die Verteidigung Nimrods bestellt war, hielt diese Erkenntnis aber geheim und verbreitete Zuversicht, wann immer es nötig war. Dennoch, der Feind war übermächtig. Wenn Nimrod überhaupt verteidigt werden konnte, würden die Verluste gewaltig sein.
»O Göttin, welch unsägliche Last hast du auf meine Schultern gelegt!«, seufzte Anthork, und ihn überkam das dringende Bedürfnis zu beten.
Der letzte Morgen vor dem Angriff graute über den Graten und Gipfeln der Valdor-Berge mit einer kalten Entschlossenheit, die weder heiter noch willkommen war. Kein einziger wärmender Sonnenstrahl durchbrach die tief hängenden Wolken, die in der Nacht heraufgezogen waren und sich an den steilen Hängen auftürmten. Ein dichter Nebel, der sich über der Ebene gebildet hatte, verbarg das Gelände, auf dem sich die schwarzen Krieger zum Sturm auf die Festungsstadt bereitmachten, selbst vor den scharfen Augen der Elfen, die auf den Zinnen Wache hielten.
Die Luft war von einer schwermütigen Erwartung erfüllt, die sich wie ein dämpfendes Tuch über alles gebreitet hatte. Nichts rührte sich auf der Ebene und in den angrenzenden Wäldern, und auch hinter den Mauern der überfüllten Festungsstadt schien das Leben in gespannter Ruhe erstarrt zu sein.
8
Und es war kühl! Eine unnatürliche, seelenlose Kälte kroch von Westen her über die Ebene, erklomm die Mauern der Festungs-Stadt und strich mit eisigen Fingern über die ungeschützten Gesichter der Krieger. Nestelnd, lockend und verhöhnend. Die Berührung trug die Vorahnung des nahen Todes in sich, und so mancher auf den Zinnen fühlte sich plötzlich von jener Angst überwältigt, welche die Magie der Druiden viele Sonnenläufe lang unterdrückt hatte. Schon nagten die ersten Zweifel an den erschöpften Gemütern der Verteidiger - Zweifel, die sich in der lastenden Stille unheilvoll mit dem wachsenden Gefühl einer namenlosen Furcht paarten.
Fast unmerklich ging der Morgen in das Grau des Mittags über, und die drückende Stimmung blieb bestehen. Selbst als die Riesenalpe vermeldeten, dass sich die schwarzen Krieger zu formieren begannen, änderte sich nichts daran, obwohl die Unruhe in den Wäldern ein untrügliches Zeichen dafür war, dass der Angriff unmittelbar bevorstand.
Gutturale Rufe erklangen zwischen den Bäumen, und das Klirren der Waffen und Rüstungen hallte unheilvoll durch den zähen Nebel, doch in der Festungsstadt blieb alles ruhig.
Die Tore waren fest verriegelt, die Ausbildung der eilig rekrutierten Männer abgeschlossen und das letzte Stück Metall in den Schmelzöfen der Schmieden zu Pfeilspitzen verarbeitet. Unzählige Feuerstellen hinter den Festungsmauern harrten des zündenden Funkens, der die gewaltigen Töpfe mit Öl zum Sieden bringen würde, und Tausende blitzender Schwerter warteten in den verkrampften Händen der Verteidiger darauf, ihr blutiges Werk zu beginnen.
Alles war bereit.
Das Gesicht von tiefer Sorge gezeichnet, schritt Anthork, der oberste Druide, über den Platz vor der Inneren Festung, auf dem sich noch vor kurzem die neuen Rekruten im Umgang mit Schwert und Bogen geübt hatten. Jetzt war er wie leer gefegt. Die Verteidiger Nimrods hatten schon am Vorabend Stellung am Fuß der Festungsmauer bezogen und erwarteten den
Weitere Kostenlose Bücher