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Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers

Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers

Titel: Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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zu ertragen vermochte, und dennoch zog das stumme Grauen Pairas Blicke fast magisch an. Immer wieder starrte sie auf abgetrennte Gliedmaßen und grässlich entstellte Körper und atmete den Geruch des Todes ein, der sich wie ein Leichentuch über Nimrod gebreitet hatte.
    Trümmer, Tod und Blut - überall Blut. Das Maß an Grauen, das sie zu ertragen vermochte, war längst überschritten, und Paira spürte, wie sich ihre empfindsame Seele immer weiter zurückzog, um nicht an der Abscheulichkeit des Anblicks zu zerbrechen. Ohne die furchtbaren Bilder im Einzelnen in sich aufzunehmen, ließ sie den Blick über den Boden schweifen, stieg über Tote und Trümmer hinweg und achtete nur darauf, dass Maite und sie nicht stürzten.
    Plötzlich brach die Frau vor ihr aus der Reihe aus und kniete unter Tränen neben einem Toten nieder, den sie offenbar gekannt hatte. Ungeachtet der blutgetränkten Kleidung umfing sie ihn klagend und küsste das zerstörte Gesicht des Mannes, doch für Trauer blieb keine Zeit. Schon war ein Cha-Gurrlin heran und riss sie brutal in die Höhe. Der Kraft des Kriegers hatte die zierliche Frau nichts entgegenzusetzen; dennoch wehrte sie sich nach Leibeskräften und schlug wie von Sinnen mit Händen und Füßen auf den Krieger ein. Dabei kreischte sie wie eine Furie und gebärdete sich wie wild.
    Im Stillen bewunderte Paira sie für den Mut, der sie, wenngleich aus Verzweiflung geboren, zu einem solchen Angriff befähigte; aber sie wusste auch, wie aussichtslos das Gebaren der Frau war. Noch während die Nachfolgenden Paira an der Frau und dem Krieger vorbeischoben, sah sie, wie der Cha-Gurrlin sein Kurzschwert zog. Dann entschwanden die beiden ihren Blicken und blieben hinter ihr zurück. Fünfzehn Schritte lang begleitete das wütende Kreischen der Frau Paira noch auf ihrem Weg, dann ging es in einen gurgelnden Laut über und erstarb.
    »Sieh nicht hin!« Energisch zwang Paira ihre Schwester, den Blick nach vorn zu richten. »Ihr kann niemand mehr helfen.«
    Maite antwortete nicht, machte aber auch keinen Versuch mehr, sich umzudrehen.
    Der Gedanke, dass ihre Schwester erst sechs Sommer gesehen hatte, brach Paira fast das Herz, und sie fragte sich verbittert, warum die Gütige Göttin zuließ, dass unschuldigen Kindern ein solches Leid widerfuhr. Und nicht nur den Kindern. So viele Menschen in dem Lager vor den Festungsmauern hatten gebetet und die Göttin in ihrer Verzweiflung um Hilfe angefleht, ohne eine Antwort zu erhalten. Es schien, als wäre die Göttin nicht mehr bei ihnen, als wäre sie selbst vor den schwarzen Horden der Finsternis geflohen und hätte ihr Volk dem grausamen Schicksal überlassen.
    »Darraril« Ein harter, schmerzhafter Stockhieb traf Pairas Rücken, während ein ebergesichtiger Cha-Gurrlin sie zur Eile antrieb. »Darraril« Unbarmherzig prallte der Stock ein weiteres Mal auf ihre Rippen. Paira zuckte gepeinigt zusammen, sagte jedoch nichts. Sie war so in Gedanken versunken gewesen, dass sie gar nicht bemerkt hatte, dass sie den Anschluss an die Gruppe verloren hatte. Um ihre Schwester vor den Hieben des Kriegers zu schützen, umfasste sie diese fester und zog sie mit sich, während sie eilig einen Weg entlang der von Trümmern und Toten übersäten Straße suchte, um zu den anderen Gefangenen aufzuschließen.
    Die Cha-Gurrlinen trieben die Menschen durch die Gassen der Festungsstadt hinauf zu dem inneren Verteidigungsring, der sowohl den Sitz des Druidenrates als auch den heiligen Tempel der Gütigen Göttin vor Angriffen hätte schützen sollen. Vor den Toren der Inneren Festung befand sich ein großer freier Platz, auf dem die festlichen Zeremonien und die Markttage stattgefunden hatten. Nur wenige Sonnenläufe zuvor hatte Paira ihrer Mutter hier beim Verkauf von Kohl und anderem Gemüse geholfen. Es war ein Platz, mit dem Paira nur schöne Erinnerungen verband. Doch jetzt war davon nichts mehr zu erkennen, denn hier war der Kampf mit besonderer Härte ausgefochten worden. Am Fuß der Mauer der Inneren Festung türmten sich die Leichen der Verteidiger mehr als zwei Längen hoch, und der Platz selbst war über und über mit Toten bedeckt. In der Mitte sah Paira ein Dutzend Cha-Gurrlinen-Krieger, die aus den Balken der zerstörten Häuser eine Art Podest zimmerten, während andere in einiger Entfernung dabei waren, die leblosen Körper der Gefallenen über dem Kadaver eines getöteten Riesenalps aufzuschichten, um einen Scheiterhaufen zu errichten. Aus einem ähnlichen

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