Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers
Haufen am anderen Ende des Platzes stieg bereits eine schwarze Rauchwolke auf. Ein leichter Luftzug trug Paira den beißenden, Übelkeit erregenden Geruch nach verbranntem Fleisch zu, und sie hielt sich rasch den Ärmel ihres Gewands vor den Mund, um dem abscheulichen Gestank zu entgehen.
»Was ist das?« Maite hustete und würgte.
»Sie verbrennen die Toten«, erklärte Paira, ohne den Arm vom Mund zu nehmen, und bedeutete Maite, es ihr gleichzutun. Dann hatten sie den Platz endlich überquert und wurden durch das Tor der Inneren Festung auf ein großes, weiß gekalktes Gebäude mit dicken Mauern zugeführt - den Kerker von Nimrod!
»Sind es genug?« Okowan stand an einem der hohen, mosaikverzierten Fenster und blickte auf den Strom der Gefangenen hinab, die soeben in den Kerker geführt wurden.
Nachdem Asco-Bahrran die Auswahl geeigneter Gefangener beendet und sie das Lager auf der Ebene gemeinsam verlassen hatten, hatten sie sich unverzüglich auf den Weg in die Innere Festung begeben, um die verlassenen Gemächer der Ratsmitglieder zu begutachten. Angesichts der hochrangigen Stellung, die ihnen seitens des finsteren Herrschers in Aussicht gestellt worden war, galt es, sich möglichst schnell die besten Räumlichkeiten, die schönsten Einrichtungsgegenstände und Wertsachen zu sichern, bevor andere sie für sich beanspruchten.
»Es kommen noch ungefähr dreißig Elfenkrieger und ein paar Priesterinnen hinzu«, meinte Asco-Bahrran. »Die Mischung aus Furcht, Stolz und Entsetzen entspricht genau den Wünschen des Erhabenen. Ich bin sicher, er wird mit dem Ergebnis hoch zufrieden sein.«
»Das will ich auch hoffen!« Okowan rieb sich nachdenklich über das fleischige Kinn. »Wenn du mich fragst, ist dieser Dämonenfürst unberechenbar. Er wird uns nur so lange mit Wohlwollen bedenken, wie wir ihm nutzen. Ein Fehler, eine unbedachte Äußerung, die seinen Zorn erregt, und ...« Er machte ein schneidendes Geräusch und fuhr sich mit dem Zeigefinger über die Kehle.
»Aber, aber.« Asco-Bahrran schüttelte belustigt den Kopf. »Wer wird sich denn solchen Gedanken hingeben?« Er trat vor seinen Freund und legte ihm die Hände auf die Schultern. »Heute Abend«, erklärte er bedeutungsvoll, »werden alle noch lebenden Druiden des Rates in einer öffentlichen Zeremonie inmitten des Gefangenenlagers hingerichtet werden. Danach gibt es niemanden mehr, der den Menschen etwas befehlen könnte. Thale ist so gut wie enthauptet und gesetzlos. Von den Herrschenden wird niemand mehr am Leben sein.« Er machte eine bedeutungsschwere Pause.
»Das ist unsere Schicksalsstunde. Sobald der letzte Druide hingerichtet worden ist, werde ich uns beide zu den neuen Herrschern von Nimrod ausrufen:
Okowan - der Sequester, der oberste Gerichtsherr und Statthalter von Nimrod! Und Asco-Bahrran, seines Zeichens Meistermagier und Statthalter von Nimrod.« Er lächelte zufrieden. »Thale wird uns zu Füßen liegen, und sobald An-Rukhbar in seine Dimension zurückgekehrt ist, haben wir freie Hand.«
» ... solange wir seinen Befehlen folgen«, gab Okowan zu bedenken.
»Seinen Befehlen. Pah, was ist das schon?« Asco-Bahrran wischte den Einwand mit einer lässigen Handbewegung beiseite. »Oder hast du etwa Schwierigkeiten damit, dieses stinkende Bauernpack An-Rukhbar auszuliefern?«
»Mit so etwas hatte ich noch nie Schwierigkeiten.« Okowan grinste breit. »Besonders nicht, wenn dabei ein paar hübsche und unverbrauchte Mädchen für mich abfallen.«
»Abfallen?« Asco-Bahrran zog erstaunt die Augenbrauen in die Höhe. »Ich höre wohl nicht recht.
Seit wann bist du denn so bescheiden? Du bist jetzt nicht mehr nur der Sohn eines Freudenhausbesitzers, du bist der Statthalter von Nimrod. Du fragst nicht, du befiehlst. Du bittest nicht, du verlangst. Das Volk ist dir Untertan, und du nimmst, was dir gefällt.«
»Klingt nicht übel.« Okowan nickte und fuhr sich mit der Zunge über die wulstigen Lippen.
»Ist es auch nicht!« Asco-Bahrran legte dem Freund in einer kameradschaftlichen Geste die Hand auf die Schulter. »Wir beide sind die großen Gewinner dieser Schlacht«, erklärte er feierlich, »und bei den Toren, das werde ich mir nicht nehmen lassen.«
In diesem Augenblick ertönte draußen auf dem Gang ein Poltern, und in der geöffneten Tür erschien die grobschlächtige und völlig verdreckte Gestalt eines Cha-Gurrlin.
»Feuerrrrgrrmipeee ferrrrtig sejen!«, stieß er in einem kaum verständlichen Kauderwelsch hervor und deutete
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