Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers

Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers

Titel: Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
Vom Netzwerk:
weniger Sonnenläufe zu erreichen. Die Zeit war knapp, aber Shari war fest davon überzeugt, noch vor den Cha-Gurrlinen-Kriegern in der Heimat der Elfen anzukommen.
    »Wir sind so weit!« Naemy kam auf sie zu, legte ihr die Hand auf die Schulter und blickte sie ernst an. »Du weißt, was du mir versprochen hast«, sagte sie mit einem mahnenden Unterton in der Stimme und fügte hinzu: »Pass gut auf dich auf.«
    »Wie lange werdet ihr fort sein?«, fragte Shari, ohne noch einmal auf das gegebene Versprechen einzugehen.
    »Ich kann es dir nicht sagen.« Naemy schüttelte den Kopf und schaute nach Westen, wo die letzten hellgrauen Streifen des Sonnenlichts langsam verblassten. »Wenn alles gut geht, sind wir bis Sonnenaufgang zurück. Wenn nicht. . . « Plötzlich wurde ihre Stimme ernst, und eine düstere Vorahnung schwang darin mit. »Du musst mir etwas versprechen, Shari«, sagte sie leise.
    »Noch etwas?« Shari gab sich betont trotzig, um sich die quälende Unruhe nicht anmerken zu lassen. »Reicht es nicht, dass ich dir versprochen habe, brav zu sein und auf Fedeon aufzupassen?«
    »Nicht ganz.« Ein dünnes Lächeln huschte über Naemys Gesicht. »Es ist nur, falls . . . wir nicht zurückkommen«, erklärte sie. »Dann . . . «
    » ... stoße ich zuerst Fedeon und anschließend mir selbst das Schwert ins Herz!«, fiel ihr Shari spöttisch ins Wort und wiederholte in übertriebener Ausdrucksweise, was Naemy ihr die ganze Zeit über zu erklären versucht hatte. »Der Lauf des Schicksals darf nicht verändert werden!«
    »Bitte, Shari!« Naemy nahm die Hand von der Schulter ihrer Schwester und blickte sie betroffen an. »Dies ist wahrlich nicht der rechte Augenblick für Scherze.« Sie seufzte tief und sagte noch einmal: »Wenn wir bis zum Morgengrauen nicht zurückgekehrt sind, musst du mit Fedeon fortgehen. Sucht euch ein einsames Tal am Fuße des Ylmazur-Gebirges, wo ihr. . . «
    »Oh, ich verstehe! Nicht der Tod, die Einsamkeit ist es, die du für mich auserkoren hast!«, stieß Shari höhnisch hervor. »Welch ein Leben. Die ersten fünfzig Sommer werde ich Fedeon beim Altern und Sterben beobachten, und dann .. .«  »Shari, bitte!«
    » ... werde ich noch mindestens sechshundert einsame Sommer in tiefer Meditation verbringen.« Sie lachte bitter. »Da stoße ich mir doch lieber gleich einen Dolch ins Herz.«
    »Shari!« Eine tiefe Traurigkeit schwang in Naemys Worten mit. »Ich weiß, dass du verbittert bist, und verstehe auch, dass du nicht anders kannst. Doch solltest du zumindest versuchen, dich nicht wie ein Kind aufzuführen.«
    Shari verschränkte die Arme vor der Brust »Aber ich bin noch ein Kind!«
    »Du bist meine Schwester«, sagte Naemy nachdrücklich. »Ich könnte es nicht ertragen, dich . . . «
    »Die Nacht kommt mit schnellen Schritten, Naemy!«, rief Glamouron in diesem Augenblick vom Pentagramm her. »Wenn wir uns nicht beeilen, verpassen wir den richtigen Moment.«
    »Ich komme!«, antwortete Naemy und wandte sich ein letztes Mal an ihre Schwester. »Ich vertraue dir, muinthel«, sagte sie sanft. »Es schmerzt mich, dass du dein Herz vor mir verschließt, doch ich bin sicher, eines Tages wirst auch du verstehen.« Mit diesen Worten drehte sie sich um und ging auf Glamouron zu, der sie am Pentagramm erwartete.
    Shari blickte ihr stumm hinterher. Sie wusste, dass sie jetzt etwas sagen, dass sie Naemy Glück und Erfolg wünschen sollte; doch die Worte der Zuneigung, die sich in ihren Gedanken formten, erreichten die Lippen nicht. Zu tief war der Kummer, zu ohnmächtig die Wut über die aufgezwungene Untätigkeit und zu schmerzhaft der Gedanke, eine Mitschuld am Tod Hunderter Elfen zu tragen, weil die Schwester sie zurückgehalten hatte. In trotzigem Schweigen beobachtete sie, wie Naemy und Glamouron das Pentagramm betraten und ihre Gestalten langsam verblassten.
    Wenige Herzschläge später war sie bereits auf dem Weg zur Hütte, wo sie einen Langbogen, ein Kurzschwert und etwas Proviant im Schutz eines immergrünen Busches versteckt hatte. Auch eine warme Decke für die Nacht und eine Wasserflasche hatte sie seit dem Morgen unauffällig dorthin geschafft. Mit wenigen Handgriffen zog sie die Sachen aus dem Versteck und ging, nachdem sie sich mit einem kurzen Blick in die Hütte vergewissert hatte, dass Fedeon noch schlief, zu Bronadui.
    Der Falbe schnaubte unwillig, als sie den Strick ergriff, der ihm als Halfter diente, doch er folgte ihr gehorsam zu einem kleinen Baum, an dem sie ihn

Weitere Kostenlose Bücher