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Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers

Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers

Titel: Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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die überlebenden Druiden unmittelbar nach dem Ende der Kämpfe hingerichtet werden würden und den Befreiungsversuch absichtlich auf diese Stunden gelegt, weil sie vermutete, dass sich die meisten Cha-Gurrlinen das grausame Schauspiel auf dem Platz vor der Inneren Festung nicht entgehen lassen würden. Dass die Todesschreie der Gefolterten jedoch bis in die tiefsten Gewölbe der Festungsstadt drangen, damit hatte sie nicht gerechnet. Die Schreie trugen die Erinnerung an die Schrecknisse in sich, die Naemy in den entbehrungsreichen Sommern nach dem Fall Nimrods gesehen und erlebt hatte, und sie spürte, wie sich das Grauen erneut wie eine eiserne Faust um ihr Herz legte. Es brachte längst verdrängte Erinnerungen an Folter, Willkür und den Tod Tausender Unschuldiger mit sich, und die Vergangenheit breitete sich wie ein dunkles Tuch über ihre Gedanken.
    »Was ist?« Glamouron berührte sie leicht am Arm und spürte, wie Naemy so erschrocken zusammenzuckte, als wäre sie in Gedanken weit fort gewesen.
    »Nichts.« Naemy holte tief Luft, straffte sich und schob die beklemmenden Gedanken beiseite, die sie zu überwältigen drohten. »Wir müssen weiter. Sobald die Hinrichtungen vorbei sind, wird es hier von Cha-Gurrlinen wimmeln.«
    Der Waldrand kam immer näher. Unter dem sternenbedeckten Nachthimmel breitete sich eine mondbeschienene Ebene aus und lud zu einem raschen Galopp ein. Die fremde Wesenheit, die dem Körper des Falben innewohnte, spürte, wie die Natur des Pferdes erwachte. Nach den vergangenen Sonnenläufen, die es tatenlos auf der Lichtung verbracht hatte, sehnte es sich nach einem langen und ausdauernden Ritt. Die Muskeln spannten sich in freudiger Erwartung, doch die Dienerin der Gütigen Göttin, die den Körper des Falben für ihre Berufung nutzte, hieß das Pferd schließlich anhalten.
    Sie hatte schon viel zu lange gewartet. In der Hoffnung, dass Shari es sich noch anders überlegen und umkehren würde, hatte sie sich dem Willen der jungen Elfe gefügt und sie talwärts bis zum Waldrand getragen. Doch nichts hatte sich geändert. Die junge Elfe war wie besessen von dem Wunsch, die Elfenkinder in den Sümpfen von Numark vor einem grausamen Schicksal zu bewahren, und hoffte, damit die vermeintliche Schuld wieder gutmachen zu können, die sie auf sich geladen zu haben glaubte.
    Aber das durfte nicht sein!
    Es betrübte die Dienerin zutiefst, dass es ausgerechnet Naemys geliebte Schwester war, die versuchte, der Gruppe zu entfliehen, und den großen Plan des Schicksals damit aufs Äußerste gefährdete. Sie musste handeln! Die Dienerin der Gütigen Göttin hatte ihr Wort gegeben und würde nicht zögern, es in die Tat umzusetzen.
    So plötzlich, als witterte er eine Gefahr, hielt der Falbe inne und weigerte sich hartnäckig, auch nur einen Schritt weiterzugehen.
    »He, was ist denn los?« Ungeduldig stieß ihm Shari die Absätze der weichen Lederstiefel in die Seiten. »Na los, Bronadui, worauf wartest du? Wir haben keine Zeit für solchen Unsinn. Die Cha-Gurrlinen haben schon einen stattlichen Vorsprung, und wir müssen uns beeilen, wenn wir noch rechtzeitig in Numark eintreffen wollen.« Ungeduldig versuchte sie den Hengst zum Weiterreiten zu bewegen, indem sie die Leinen des Halfters, die ihr als Zügel dienten, gegen Hals und Brust des Falben schlug und ihn gleichzeitig die Absätze der Stiefel spüren ließ. Doch das Pferd stand wie angewurzelt im Mondlicht zwischen den Bäumen und rührte sich nicht. »Bei den Toren, du bist ja störrischer als eine Bergziege!«, schimpfte Shari und versuchte es noch einmal. Der Hengst verhielt sich jedoch völlig anders, als Shari erwartet hatte. Ohne eine Vorwarnung stieg er auf, schlug mit den Vorderhufen in die Luft und wieherte schrill, während er gleichzeitig unwillig die Mähne schüttelte.
    Überrascht von dem wilden Gebaren des Pferdes, war es Shari unmöglich, sich auf dessen Rücken zu halten. Geschickt ließ sie das Halfter los, legte sich flach auf den Widerrist des Pferds und rutschte rückwärts über Kruppe und Schweif zu Boden, um einen schlimmeren Sturz zu verhindern. Keinen Augenblick zu früh! Noch während sie sich mit einem hastigen Sprung außer Reichweite der wirbelnden Hufe brachte, sah sie das Pferd wie von Sinnen in den Wald hineinpreschen.
    Als das Krachen berstender Zweige verklang und der Hufschlag nicht mehr auf dem Boden zu spüren war, blieb ihr hämmernder Herzschlag für lange Zeit das einzige Geräusch in den Ohren der jungen

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