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Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers

Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers

Titel: Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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nicht sein konnte. »Paira?« Die Stimme war warm und wohlklingend wie die des jungen Skalden, doch sie war eine Spur zu dunkel.
    Um Maite nicht zu wecken, wandte sie sich vorsichtig um. Hinter ihr stand eine schlanke dunkle Gestalt, deren zerrissener Umgang sich vor dem Hintergrund des Nachthimmels abzeichnete. Es war zu dunkel, um Einzelheiten zu erkennen, doch Paira spürte, dass ihr keine Gefahr drohte.
    »Wer seid Ihr?«, fragte sie abweisend. »Woher kennt Ihr meinen Namen?« Sie überlegte fieberhaft, konnte sich aber nicht daran erinnern, bekannte Gesichter unter den anderen Gefangenen gesehen zu haben.
    »Entschuldigt!« Der Unbekannte machte einen großen Schritt über Maite hinweg, die sich im Schlaf unwillig regte, hockte sich vor Paira auf den Boden und sah sie an. »Erkennt Ihr mich nun?«, fragte er mit einem schuldbewussten Lächeln. »Wir trafen uns in besseren Zeiten - auf dem Marktplatz.«
    »Ihr seid der Geschichtenerzähler, der die Kinder geängstigt hat.« Paira brauchte nicht lange zu überlegen. Diese Augen würde sie niemals vergessen. Der Geschichtenerzähler war der einzige Mann gewesen, der ihre Überzeugung, zu Fedeon zu gehören, jemals ins Wanken gebracht hatte. Um ihrer Liebe zu dem jungen Skalden willen hatte sie gebetet, ihn niemals wiederzusehen, doch nun war sie froh, ihm zu begegnen.
    »Yovan!« Pairas Augen glänzten, als sie den Namen aussprach. »Was tut Ihr hier? Ich wähnte Euch bereits weit fort und in Sicherheit.«
    »Was tut Ihr hier?« Der junge Mann antwortete mit einer Gegenfrage.
    »Ich warte auf den Tod, wie alle, die man in diesen Garten gebracht hat.« Ein tiefer Schmerz lag in Pairas Stimme, und wie um ihre Worte zu bekräftigen, gellte in diesem Augenblick erneut ein grässlicher Schrei durch die Nacht.
    »Dann warte ich mit dir.« Wie selbstverständlich wechselte Yovan zu der vertrauten Anrede und setzte sich neben Paira auf den Boden. »Ich war bereits hier, als die Cha-Gurrlinen die Frauen und Kinder hereintrieben. Ich habe dich inmitten der Gruppe entdeckt, doch ich getraute mich nicht, dich anzusprechen.«
    »Warum hat man dich hierher gebracht?«
    »Ich weiß es nicht.« Yovan schüttelte den Kopf. »Ein Magier und so ein fettleibiger Kerl, der an jedem Finger einen mit Juwelen besetzten Ring trug, kamen heute Morgen in das Gefangenenlager und suchten dreißig Männer aus, die von den schwarzen Kriegern abgeführt wurden.«
    »Okowan!« Pairas Stimme war voller Abscheu. »Dann gehörst du auch zu den Auserwählten. Okowan und der Magier haben uns ebenfalls ausgewählt. Sie sagten nicht, wozu, doch ich weiß, dass wir sterben werden.« Sie deutete mit der Hand auf die schlafenden Gefangenen. »Diese Menschen sind alle des Todes. Du, Maite, ich; wir alle sind des Todes.« Sie wandte das Gesicht dem Geschichtenerzähler zu und runzelte die Stirn. »Warum bist du nicht fortgegangen, als noch Zeit dazu war?«
    »Wohin sollte ich gehen?« Yovan seufzte leise. »Die Menschen hatten nach den schrecklichen Ereignissen im Grasland keinen Bedarf mehr an meinen Geschichten.« Er machte eine bedeutungsvolle Pause. »Wer will schon etwas von furchtbaren Geschöpfen hören, wenn sie allgegenwärtig sind?«
    »Aber du hättest in den Süden gehen können. Dort soll es auch jetzt noch friedlich sein«, wandte Paira ein.
    »Und die Frau, die mein Herz wie keine andere berührte, ihrem Schicksal überlassen?« Yovan ergriff Pairas Hand und blickte ihr tief in die Augen. »Diese Bürde wollte ich nicht tragen. Ich habe nach dir gesucht. Viele Sonnenläufe lang. Seit ich dich auf dem Marktplatz gesehen habe, ist mir dein liebliches Antlitz nicht mehr aus dem Sinn gegangen. Ich wollte dich wiedersehen. Jeden Morgen habe ich darum gebetet. Ich hätte fliehen können, doch ich hatte mir geschworen, nicht ohne dich zu gehen. Ich konnte dich doch nicht hier zurücklassen, in Tod und Elend. Welch ein Leben wäre das gewesen! Tag für Tag hätte ich mir Vorwürfe gemacht. . .  Darum habe ich mich entschieden zu bleiben und weiter nach dir zu suchen.« Mit einem Mal wurde seine Stimme sanft. »Sag mir, war es ein Fehler?«, fragte er bangend. »Habe ich mich getäuscht, als ich glaubte, in deinen Augen zu lesen, dass auch du etwas für mich empfindest?«
    Paira sah den Geschichtenerzähler schweigend an. Nein, du hast dich nicht getäuscht. Die Worte lagen ihr auf den Lippen, doch sie zögerte, sie auszusprechen.
    Verräterin!, raunte es in ihren Gedanken. Du bist Fedeon versprochen.

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