Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers
Folge dunkle Flecken auf den Fels malten und die Linien des Pentagramms benässten, verblassten die Gestalten des Falben und der Nebelelfe und waren gleich darauf verschwunden.
Heftiger Regen trommelte an die verglasten Fenster des kahlen Raumes, in dem sich außer einem Käfig mit drei hässlichen geflügelten Wesen und einem kleinen Tisch kein weiteres Mobiliar befand. Was immer der Raum zuvor beherbergt hatte, war entweder den Plünderern zum Opfer gefallen, die die vornehmen Gemächer der Inneren Festung nach der verlorenen Schlacht heimgesucht hatten, oder von den Cha-Gurrlinen-Kriegern als Beute in die Zelte des Heerlagers vor der Stadt verschleppt worden.
»Das sind also die so genannten Sucher!« Hüstelnd hielt sich Okowan ein besticktes Tüchlein vor die Nase und blickte angeekelt auf die ölig glänzenden Leiber der drei braunen, federlosen Raubvögel, die zischend und fauchend in dem großen Käfig auf und ab schritten. Die winzigen grünen Vogelaugen funkelten bösartig, und wann immer sie den langen spitzen Schnabel öffneten, entblößten sie eine doppelte Reihe messerscharfer Zähne. »Welch abstoßender Anblick und Ekel erregender Gestank.« Er hüstelte wieder. »Und wie sollen sie die geflohenen Nebelelfen finden?«
»Damit!« Asco-Bahrran deutete auf das Elfenschwert, das auf einem Tisch bereitlag. »Die Witterung der Elfen hängt noch an dem Schwert. Wer immer es besessen hat, hat unverkennbare Spuren am Griff hinterlassen. Sie werden die Witterung aufnehmen und ihn finden - wo immer er sich jetzt auch aufhalten mag.«
»Erstaunlich!« Okowan zeigte sich beeindruckt. »Und wie erzählen sie uns, was sie gesehen haben? Die Zisch- und Fauchlaute scheinen mir dazu nicht gerade geeignet.«
»Sie müssen es uns nicht erzählen«, erwiderte Asco-Bahrran viel sagend. »Ich werde es mit eigenen Augen sehen.«
»Ach?« Okowan zog erstaunt eine Braue in die Höhe. »Und wie?«
»Ich denke nicht, dass dich die Einzelheiten wirklich kümmern müssen«, meinte Asco-Bahrran.
»Aber so viel sei verraten: Ich besitze eine magische Schale, die mir einiges offenbart.«
»Hm.« Es war Okowan deutlich anzusehen, dass ihn die Erklärung nicht zufrieden stellte, doch er fragte nicht weiter nach und wechselte das Thema. »Können wir ihnen denn trauen? Wer sagt uns, dass sie die ihnen gestellte Aufgabe auch zufrieden stellend erfüllen werden?«
»Sei unbesorgt.« Der Magier grinste. »Diese Sucher stammen aus An-Rukhbars Dimension. Und wie er fühlen sie sich hier nicht besonders wohl. Ihr einziges Ziel ist es, wieder in ihre eigene Dimension zurückzukehren, und genau das wird der Lohn für ihre Dienste sein. Ich bin sicher, sie werden nicht ruhen, bis sie ihre Aufgabe erfüllt haben.«
»Wenn das so ist, worauf wartest du dann noch?« Okowan war es leid, den grauenhaften Gestank einzuatmen, der von den drei hässlichen Kreaturen ausging. »Lass sie frei.«
Aufmerksam beobachtete er, wie Asco-Bahrran einem jeden Tier das Griffstück des Schwertes durch die Gitterstäbe entgegenstreckte. Die Sucher nahmen die Witterung auf und flatterten gleich darauf wie wild in dem Käfig umher, als könnten sie es gar nicht erwarten, endlich mit der Suche zu beginnen.
»Wache!« Die Stimme des Magiers hallte befehlend durch den Raum.
Augenblicklich wurde die Tür geöffnet, und vier Cha-Gurrlinen-Krieger traten ein. »Schafft die Viecher nach draußen!« Da er nicht wusste, ob die Cha-Gurrlinen ihn verstanden, deutete er zunächst auf den Käfig und dann zur Tür. »Lasst sie frei!«
»Frrrrreiii!« Einer der Krieger nickte zum Zeichen, dass er verstanden hatte. »Gnorrsu mmorrst adz dunsarrrl«, wies er die anderen an und trat neben den Käfig. Sie eilten an seine Seite, hoben den schweren Käfig gemeinsam an und trugen ihn aus dem Raum.
»Puh!« Okowan fächelte sich mit dem Tüchlein frische Luft zu, die durch die geöffnete Tür hereinströmte, und schüttelte den Kopf. »Furchtbare Kreaturen«, bemerkte er.
»Wer? Die Sucher?«
»Nein, die Cha-Gurrlinen-Krieger.« Okowan setzte eine verschwörerische Miene auf und trat näher an den Magier heran. »Sie machen mir Angst«, flüsterte er. »Noch befolgen sie unsere Befehle, weil der Erhabene es so will. Doch was ist, wenn sie plötzlich aufbegehren?« Er tupfte sich mit dem Tuch den Schweiß von der Stirn. »Hast du einmal darüber nachgedacht?«
»Soweit ich weiß, werden die meisten bald in ihre Dimension zurückkehren«, erklärte Asco-Bahrran gelassen.
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