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Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers

Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers

Titel: Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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die den Korridor vor den Gemächern des obersten Druiden erhellten. Es war die Zeit, in der die Mitglieder des Rats das Mittagsmahl einzunehmen pflegten, und Glamouron war sicher, dass er Anthork in seinen privaten Räumen antreffen werde. Er täuschte sich nicht. Die Fackel vor der Tür zu Anthorks Arbeitszimmer brannte - ein weithin sichtbares Zeichen dafür, dass sich der oberste Druide in seinen Räumen aufhielt.
    Glamouron trat vor die Tür und ergriff den goldenen Türklopfer. Dreimal ließ er den Ring hart auf das glänzende Wappen Nimrods aufschlagen, das einen fliegenden Riesenalp zwischen zwei imposanten Türmen zeigte, bis er hörte, wie Anthork ihn gemessen hereinbat.
    »Schön, dich zu sehen, Glamouron!«, begrüßte der hoch gewachsene Druide den Elfen, als dieser das Zimmer betrat. Er trug eine lange, moosgrüne und mit goldenen Litzen verzierte Robe aus schwerem Samt, die um die Taille von einem breiten dunkelbraunen Gürtel mit goldener Schnalle gehalten wurde. Trotz des fortgeschrittenen Alters von mehr als fünfundsechzig Sommern war Anthork noch immer eine eindrucksvolle Persönlichkeit. Das schulterlange graue Haar wurde ebenso wie der lange Vollbart von vereinzelten dunklen Strähnen durchzogen, doch das tat der Ehrfurcht gebietenden Erscheinung des Druiden keinen Abbruch. Im Gegenteil, es verlieh ihm eine alterslose Würde, wie Glamouron sie bisher nur bei wenigen Menschen gesehen hatte. Das von tiefen Falten gefurchte Gesicht zeugte zudem von großer Weisheit und Erfahrung; an den grünen Augen hingegen schien die Zeit spurlos vorübergegangen zu sein. Wie schon in der Jugend blitzten sie oft schelmisch auf, und wer Anthork gut kannte, konnte selbst dann ein gutmütiges Lachen in ihnen erkennen, wenn die Stimme ernst klang. Jetzt sah er den Elfen erfreut an, während er sich vom Tisch erhob, an dem er soeben das Mittagsmahl verzehrt hatte, und mit ausgestreckter Hand auf seinen alten Freund zuschritt.
    »Ich hoffe, du hattest einen angenehmen Flug«, sagte er lächelnd und deutete auf zwei wuchtige gepolsterte Stühle, die vor dem knisternden Kaminfeuer standen. »Nimm Platz«, forderte er den Elfen auf, während er es sich in einem der beiden Stühle bequem machte. »Du hast sicher viel zu erzählen.«
    »Ja, das habe ich!«
    Glamourons bitterer Tonfall ließ den Druiden aufhorchen. Besorgt runzelte er die Stirn und fragte:
    »Was ist geschehen? Du klingst bedrückt.«
    Der Elf antwortete nicht sofort. Mit einem leisen Seufzer ließ er sich in die Polster des Stuhls sinken und starrte schweigend in die Flammen des Kaminfeuers, als müsste er nach den richtigen Worten suchen. »Es gab einen Überfall«, sagte er schließlich.
    »Einen Überfall?«, wiederholte Anthork überrascht. »Wo?«
    »Im Grasland. Weit oben im Norden. Ein Dorf wurde dem Erdboden gleichgemacht.«
    »Bei der Göttin, woher weißt du das?«, fragte der Druide zutiefst betroffen. »Ich denke, du warst in Numark, um . . . «
    »Da war ich auch.« Glamouron nickte. »Auf dem Rückflug haben Letivahr und ich jedoch einen Umweg gemacht, weil ich das unbestimmte Gefühl hatte, dass im Norden etwas nicht in Ordnung sei.« Er machte eine kurze Pause und sah den obersten Druiden ernst an. »Zunächst konnten wir nichts Ungewöhnliches finden und wollten schon umkehren, doch bei Sonnenaufgang sah ich die schwarzen Rauchwolken am Horizont.« Glamourons Stimme bebte, als er stockend weitersprach.
    »Wir sind sofort dorthin geflogen, aber das Dorf war bereits völlig zerstört. Wir konnten überhaupt nichts mehr tun.«
    »War es ein großes Dorf?«, fragte der Druide.
    »Fünfzehn Hütten, vielleicht zwanzig. Ich habe sie nicht gezählt. Alles lag in Schutt und Asche.«
    »Und die Menschen, die dort lebten?«, wollte Anthork wissen.
    »Verschwunden!« Der Nebelelf schüttelte verzweifelt den Kopf und zog die Schultern hoch. »Das Dorf war leer. Es gab dort weder Tote noch Verwundete oder gar Überlebende - nichts. Nicht einmal ein Haustier oder versprengtes Vieh konnte ich finden, als ich mit Letivahr die Umgebung des Dorfes absuchte.«
    »Aber das ist unmöglich!«, rief Anthork aus.
    »Und doch ist es die Wahrheit.« Glamouron seufzte. »Die Spuren, die wir gefunden haben, weisen daraufhin, dass nicht nur die Einwohner, sondern auch alle Tiere, egal ob tot oder lebendig, verschleppt wurden. Eine breite Schneise aufgewühlter Erde und zertretenen Grases führte vom Dorf fort. Leider wurde sie durch zahlreiche Schleifspuren völlig

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