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Die Salzbaronin

Die Salzbaronin

Titel: Die Salzbaronin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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zwingen.
    »Leider nicht.« Er erzählte ihr etwas von einem Buch, das Dorothea und er benötigten. Während er ihr über die Wange strich, suchten seine Augen schon den Raum hinter ihr danach ab.
    Dorothea. Elisabeth spürte, wie sich erneut der Unmut in ihr regte. »Kannst du mir einmal sagen, was ich den lieben langen Tag machen soll?« Ihre Stimme klang schrill, und Elisabeth zwang sich, die nächsten Worte leiser auszusprechen. »Dorothea sitzt den ganzen Tag mit dir in der Amtsstube, Viola gräbt den Garten um wie eine gewöhnliche Bauernfrau, oder sie konferiert Stunde um Stunde mit ihrem Gärtner - wahrscheinlich wächst ihr selbst bald Gras aus den Ohren. Und du hast auch keine Zeit für mich!«
    »Eli! Liebes! Was sind denn das für Töne?« Georg lachte, doch es klang eher hilflos als erheitert.
    Elisabeth schüttelte seine Hand von ihrem Arm und trat ans Fenster. »Das ist doch unnatürlich für eine Frau! Dieses ewige Rechnen und
    Denken und Listenüberprüfen! Wozu gibt es den Salzmeister? Warum musst sie seine Arbeit tun?« nörgelte sie. »Sollte sie sich nicht lieber um ihre Hochzeitspläne kümmern?«
    »Der Salzamtsmaier«, korrigierte Georg sie mechanisch. Er versuchte, einen unauffälligen Blick auf die Kaminuhr zu werfen, der Elisabeth jedoch nicht entging.
    »Ich weiß, dass ich nur deine Zeit stehle wie ein Tagdieb! Geh! Geh zu deiner Dorothea!« Sie setzte sich in einen der Sessel am Fenster und starrte hinaus.
    »So kenne ich mein Weib ja gar nicht.« Georg war in die Hocke gegangen und schaute ihr von unten ins Gesicht. »Vielleicht solltest du deiner Maman einen Brief schreiben. Oder sie hierher einladen! Ein bisschen Abwechslung könnte dir gut tun.«
    Ein bisschen Leben könnte mir gut tun - Elisabeth schluckte die Bemerkung im letzten Moment hinunter. »Wenn ich wenigstens schon guter Hoffnung wäre! Dann wüsste ich, dass diese ewigen langen Tage bald ein Ende hätten. Ich könnte das Kleine morgens und mittags besuchen, und zusammen mit dem Kindermädchen …«
    Georg trat zu ihr und legte von hinten seine Arme über ihre Schultern. »Ein Stammhalter würde mich ebenfalls zum glücklichsten Menschen dieser Welt machen!« Sein Lachen klang bitter. »Dann wüsste ich wenigstens, für wen ich mich tagein, tagaus über die verstaubten Bücher beugen musst!«
    Elisabeths Augen glänzten feucht. »Ist in deinem Herzen überhaupt noch Platz für etwas anderes als die Saline?«
    Georg drehte sich zu ihr um. »Glaubst du, es macht mir Spaß, nur über Akten zu hocken? Aber das Salz ernährt unsere Familie nun einmal seit Jahrhunderten. In den letzten Jahren war Dorothea die einzige, die nach dem Rechten geschaut hat, was verschiedene Dinge angeht. Frederick, mein Vater - du weißt ja selbst!« fügte er mit einer ebenso entschuldigenden wie hilflosen Geste hinzu, in Anspielung auf Fredericks einzige Passion, das Jagen. »Nun bin ich an der Reihe. Ich musst mich einarbeiten, und Dorothea ist dabei von großer Hilfe. Wir versuchen, viele der täglichen Arbeiten zu vereinfachen.«
    Elisabeth schaute ihn an. Ihre Augen waren dunkel und groß. Sie wollte nicht über die Saline reden. Sie wollte … Als sie das Buch aufhob, das immer noch auf dem Boden lag, spürte sie Georgs Blick im Nacken. Sie wusste, dass sie etwas hätte sagen sollen. Etwas Tröstendes, etwas Erheiterndes vielleicht. Erschrocken stellte sie fest, dass ihr nichts einfiel.
    Georg seufzte. »Ob du’s glaubst oder nicht: Die ewige Hockerei über Zahlenreihen und Aufstellungen ist nichts für mich. So sehr ich mich bemühe, alle Informationen zu sammeln und auszuwerten - manchmal habe ich das Gefühl, dass dadurch alles noch komplizierter wird! Salz hier, Salz da. Mich würd’s nicht wundern, wenn abends auch noch die Suppe versalzen wäre!« Müde stand er auf und streckte sich. Er wollte Elisabeth auf die Stirn küssen, doch im selben Moment drehte sie ihren Kopf, und seine Lippen landeten irgendwo im Geflecht ihrer Hochsteckfrisur.
    Als er kurz darauf gegangen war, erschien ihr die Stille noch bedrückender als zuvor. Sie schaute an ihrem schlanken Leib hinab, fuhr mit den Händen ihre Taille nach. Dort, wo der Stoff in die breiten Bahnen des Rockes überging, schmiegte er sich eng an ihren Bauch. Auf ihre grazile Figur war sie immer stolz gewesen. Manchmal, wenn sie ganz sicher war, dass niemand in der Nähe war, machte sie gymnastische Übungen, bei denen sie ihren Oberkörper streckte und dann wieder beugte. Sie hatte das

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