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Die Salzbaronin

Die Salzbaronin

Titel: Die Salzbaronin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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die Schultern. »Nun, da mein Bruder die Saline leitet, solltet ihr euch am besten gleich mit dem Gedanken vertraut machen, dass sich einiges ändern wird. Lange genug sind all die kleinen Nachlässigkeiten toleriert worden. Dass diese wüste Feierei ein Ende hat, ist nur der Anfang!«
    Nun, da mein Bruder - glaubte Dorothea allen Ernstes, er würde darauf hereinfallen? Dass sie hinter der Sache steckte, daran gab es für ihn nicht den geringsten Zweifel. Nur, was änderte das an der Tatsache? Auf einmal wünschte sich Götz, sein Vater würde neben ihm stehen. Wie geschickt hatte es dieser verstanden, mit dem alten Grafen zu verhandeln!
    Als könne Dorothea Gedanken lesen, sagte sie: »Es ist doch seltsam, wie sich alles wiederholt. Es ist noch gar nicht so lange her, da stand dein Vater hier als Bittsteller vor meinem Vater. Und heute …«
    Heute stehst du hier vor mir! Der Satz stand so laut im Raum, als hätte sie ihn ausgesprochen. Götz’ Wut und Hilflosigkeit waren derart groß, dass er einen Augenblick lang nicht zu sprechen wagte. Was mussten die Grafen für Memmen sein, dass sie einem Weib solche Dreistigkeiten erlaubten!
    Er entschied sich, nicht länger wie die Katze um den Sahnetopf zu schleichen. »Ob das Verbot ein guter Anfang ist, wage ich zu bezweifeln.« Seine Augen waren stahlgrau und kalt. Ohne ihrem Blick auszuweichen, fuhr er fort: »Das, was Sie wüste Feierei nennen, ist die einzige Unterbrechung für die Leute während des ganzen Sommers. Wie anstrengend die doppelten Siedewochen für alle sind, brauche ich Ihnen wohl nicht zu sagen. Es …«
    »Das ist auch so ein Punkt, an dem ich - an dem sich noch etwas ändern musst. Diese ewigen Krankenbesuche beim Salinenarzt, gerade mitten im Sommer! So geht das nicht weiter.« Eine leichte Rötung huschte über Dorotheas Wangen, sie schien sich warmzureden.
    »Ich bin nicht gekommen, um über die Krankenfälle zu reden.« Götz hob beschwichtigend die Hand, als wolle er einen Streit zwischen zweien seiner Arbeiter schlichten. Er fuhr fort, die Ansichten der Leute wiederzugeben, und endete mit den Worten: »Außerdem … die Sonnwende ist das einzige Fest im Jahr, bei dem die von Graauws uns mit ihrer Anwesenheit beehren. Zeugt es nicht von besonderer Verbundenheit zwischen Ihrer Familie und Ihren Arbeitern? Wollen Sie die erste Generation sein, die mit dieser Tradition bricht?« Ha, das hätte sein Vater auch nicht besser sagen können. Vielleicht ein wenig gewandter, vielleicht weniger doppeldeutig.
    Dorothea ging zur Tür, und für einen Augenblick befürchtete Götz, von ihr hinausgeworfen zu werden wie ein Bettler. Doch nichts dergleichen geschah. Anscheinend hatten seine Worte doch überzeugend und ehrlich geklungen. Er hörte, wie sich von draußen Stimmen näherten - das helle Lachen einer Frau, gefolgt von Georgs nicht sehr viel tieferer Stimme. Auch das noch! Dem jungen Grafen jetzt nochmals alles zu erklären - dazu hatte Götz keine große Lust.
    Dorothea und er standen sich gegenüber wie zwei Figuren in einem Scherenschnitt. »Gesetzt den Fall, ich würde nochmals mit meinem Bruder reden …«, kam es atemlos von ihr, als wolle auch sie das Gespräch beenden, bevor Georg dazukam. Ihre Silhouette hob sich dunkel gegen das grelle Licht des Tages ab. Sie war nicht gerade zierlich, für eine Frau sogar eher groß. Aber ihre Maße waren gleichmäßig, das Gewicht gut verteilt. Alles schien am richtigen Platz zu sitzen. Amüsiert über seine Gedanken, bekam Götz ihre letzten Worte nicht mit. Was hatte sie gesagt? Konnte es so etwas wie Was würde dabei für mich herausspringen gewesen sein?
    Götz schaute ihr gerade in die Augen. »Ich würde dafür sorgen, dass alle am Sonntag nach dem Fest pünktlich und mit klarem Kopf bei der Arbeit sind.«
    Die Stimmen draußen waren wieder verschwunden, wahrscheinlich lustwandelte Georg weiterhin mit seiner Gattin.
    Dorothea legte den Kopf etwas schräg. »Hast du die Leute so gut im Griff, dass du mir das versprechen kannst?« Zum ersten Mal während des ganzen Gesprächs klang etwas an, das Götz fast Interesse genannt hätte.
    Die Arbeiter hatten ihn hergeschickt, also würden sie auch auf ihn hören müssen. Er nickte beinahe unmerklich. Er wusste, dass er sie überredet hatte. Mit Mühe unterdrückte er ein Grinsen. Da sprang Dorothea nun Tag für Tag in der Saline herum, aber ihr Einfluss reichte nicht aus, um die Arbeiter so im Zaum zu halten, wie ihm das gelang.
    »Gut. Ich werd’s mir

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