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Die Samenhändlerin (German Edition)

Die Samenhändlerin (German Edition)

Titel: Die Samenhändlerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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ihrer Kehle hinunterzuwürgen. Beklommen schritt sie den letzten Hügel hinab.
    Wäre da nicht das Licht gewesen, das durch zwei der Fenster schien, hätte man meinen können, der Hof sei verlassen. Das halbe Dach des Haupthauses fehlte, Fensterläden hingen schief in den Angeln, manche Fenster waren mit Brettern zugenagelt. Selbst im düsteren Abendlicht war zu erkennen, dass sich die beiden kleineren Nebengebäude in einem ähnlich desolaten Zustand befanden. Das ganze Anwesen sah aus, als hätte es viele traurige Geschichten zu erzählen.
    Seraphine wollte die Geschichten nicht hören.
    Hier, vor diesem Haus, das aus jeder Pore Armut verströmte, erlebte Seraphine einen Augenblick von Einsamkeit, der erschreckend und beklemmend zugleich war. Plötzlich war alles, was sie längst hinter sich wähnte, wieder da: das Gefühl, am falschen Platz zu sein, das Gefühl von erlittener Ungerechtigkeit, Mutters Duldsamkeit, ihr stummes Bangen vor jedem neuen Tag.
    Aus genau solchen Verhältnissen hatte die Sternenfee sie herausgeholt. Sie hatte damit nichts mehr zu tun.
    Der Gedanke hätte tröstlich sein sollen, und dennochversteinerte Seraphines Gesicht. Sie wollte nicht weiter an dieser alten Narbe kratzen, aus der nur allzu schnell Eiter hervortreten mochte.
    Lass uns weitergehen, wir finden Herrenberg auch so, wollte sie zu Hannah sagen, als diese just in dem Moment an ihr vorbeistürmte.
    »Wer hier wohl haust?« Auch in Hannahs Stimme schwang ein beklommener Ton. Mit der rechten Hand teilte sie das Weißdorngestrüpp, das sich zwischen ihnen und dem Hof ausbreitete. »Jedenfalls habe ich keine Lust, mich lange aufzuhalten. Wir fragen nur kurz nach dem Weg und –«
    Im nächsten Moment ertönte in Bodennähe ein seltsam schepperndes Geräusch. Gleichzeitig begann ein Hund laut und heftig zu bellen.
    Bevor sich Seraphine umschauen konnte, sackte Hannah zusammen. Sie heulte auf wie ein tödlich verwundetes Tier, ihr Gesicht war vor Schmerz verzerrt. »Mein Bein …«
    Seraphines Blick wanderte nach unten, entdeckte zwischen den Stacheln des Weißdorns einen verrosteten Gegenstand. Erschrocken japste sie auf. »Eine Falle! Du bist in eine Falle getreten!« Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie auf Hannahs rechtes Bein, das zwischen den Zähnen einer eisernen Fuchsfalle gefangen war. Dort, wo der Stiefel endete, hatten sich die Krallen in Hannahs Fleisch gebohrt. Blutstropfen traten aus.
    Ohne sich von den Stacheln des Busches abhalten zu lassen, versuchte Seraphine, das Folterwerkzeug mit bloßen Händen zu öffnen. Doch so sehr sie auch zerrte und zog, die Krallen bewegten sich nicht einmal ein winziges Stück.
    »O Gott, was machen wir jetzt bloß?«
    Seraphine schaute auf ihre Hände. Die Knöchel waren aufgeschlagen, Blut rann von ihrem Daumen herab und vermischte sich mit dem Rost der Fuchsfalle. Kalter Schweiß stand auf ihrer Stirn. Vor lauter Anstrengung war ihr schwindlig,beim Luftholen verschluckte sie sich und begann zu würgen. Hannahs Bein … es sah so schrecklich aus! Wie ein lebloses Wesen in den Fängen eines eisernen Gebisses.
    »Du … musst … Hilfe holen«, quetschte Hannah zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    »Aber wo? In dieses Haus gehe ich nicht allein! Wer weiß, wer da …« Tränen schossen Seraphine in die Augen. Das hier hatte sie nicht gewollt! Hannah sollte auf dieser Reise leiden, damit sie von ihrem hohen Ross herunterkam. Sie sollte endlich einsehen, dass sie als Frau für Helmut nichts taugte, dass sie seinem Glück im Wege stand. Aber doch nicht so! Es war schrecklich, einfach schrecklich. Ein Alptraum … Hilflos knetete Seraphine ihre Hände.
    »Herrgott, reiß dich zusammen!«, schrie Hannah, die nach wie vor verzweifelt an der Falle zerrte. »Dein Jammern hilft jetzt nicht weiter! Geh ins Haus und hol jemanden mit Werkzeug. Von allein komme ich hier nicht raus!« Nun wurde auch sie von einem Heulkrampf geschüttelt, und das Weiße ihrer Augen leuchtete in der Dunkelheit. »Geh! Verdammt nochmal, geh!«
    Wie eine von fremder Hand geführte Marionette stakste Seraphine davon. Als hätte sie im Rücken Augen, sah sie Hannah vor sich: gefangen im Gestrüpp des Weißdorns, ihr Haar wirr, das Gesicht von den Stacheln zerkratzt, ihr Bein auf unnatürliche Art verdreht und leblos.
    Du lieber Himmel, warum musste das ausgerechnet ihnen passieren!
    Hannah hilflos und völlig auf mich angewiesen …
    Angestrengt kaute Seraphine auf diesem Gedanken herum.
    Ein Unfall. An

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