Die Samenhändlerin (German Edition)
räusperte sich. »So ein Tulpenbuch ist natürlich sehr hilfreich für einen Laien, aber da wir schon ziemlich genau wissen, was wir wollen, sollten wir doch langsam zum Geschäft kommen!« Mit einer auffordernden Geste ging er zurück an den Tisch mit den Körben.
Endlich!, rief Hannah ihm stumm zu.
»Helmut …« Seraphine runzelte die Stirn. Ihr Schwager reagierte jedoch nicht.
»Was ist denn, meine Liebe?«, fragte Valentin stattdessen.
»Je genauer ich das Buch ansehe, desto schlechter finde ich die Zeichnungen«, flüsterte Seraphine. »Schau, die Stängel und die Blätter – sie sehen alle gleich aus. Alle sind gleich hoch, überall wurde dasselbe Grün verwendet – wie langweilig! Der Maler hat jedes Mal nur eine andere Blüte daraufgesetzt.«
»Na und? Um die Blüten geht es doch, wer schaut sich schon die Stängel und das Laub an?« Valentin warf einenungeduldigen Blick zu seinem Bruder hinüber, der schon mitten in der Verhandlung zu sein schien.
Was für eine Geduld er mit Seraphine hat, wunderte sich Hannah nicht zum ersten Mal. Dabei war sie immer so abweisend zu ihm.
»Diese Zeichnungen haben keine Seele!«, rief Seraphine nun eine Spur zu laut. Piet und Helmut wandten sich zu ihr um. »Darüber täuschen auch die wunderschönen Farben nicht hinweg. Das kann ich besser!« Im nächsten Moment zückte sie ihr Bündel und machte sich an dem Knoten zu schaffen. Der Farbkasten und ein Stapel frische Malblöcke – ein Geschenk von Valentin – kamen zum Vorschein.
»Du willst dich doch jetzt nicht hinsetzen und anfangen zu malen?« Die Arme in die Hüfte gestemmt, schaute Hannah auf ihre Schwägerin hinab.
»Doch, das will ich!«, kam es zurück. »Dieser Schönheit muss angemessener Tribut gezollt werden.«
»Aber du kannst doch nicht Hunderte von Tulpen malen – da sitzt du bis Weihnachten dran!« Valentin wollte ihr den Block sanft aus der Hand nehmen, doch Seraphine wehrte ihn ab.
»Das habe ich auch nicht vor, für wie dumm hältst du mich? Ich werde natürlich nur Skizzen von den Sorten machen, für die ihr euch entscheidet. Die Reinzeichnungen mache ich dann später zu Hause.«
»Und was wird aus unserem Ausflug? Wir wollen doch ans Meer!«, sagte Hannah eisig. »Du glaubst doch nicht allen Ernstes, dass ich hier noch länger dumm herumsitzen werde!«
»Wo du dumm herumsitzt, ist mir gleich!«, kam es schnippisch zurück. »Ich werde hier und heute mein eigenes Tulpenbuch beginnen, das ist für Helmut und Valentin eine große Hilfe beim Verkaufen.«
»Sera, was soll denn das«, sagte Valentin tadelnd. Er machte eine entschuldigende Grimasse in Hannahs Richtung, doch diewar schon auf dem Weg zu Helmut, der gerade mit einem Handschlag das Geschäft mit Piet besiegelte.
Valentin seufzte.
»Wenn dir das Malen so wichtig ist, bleibe ich mit dir auf dem Hof. Wir können die beiden anderen ja später wiedertreffen.« Mit hängenden Schultern winkte er Helmut und Hannah nach, die sich bereits strahlend davonmachten.
46
»Weg da!« Mit der bloßen Hand schlug Hannah nach einer besonders vorwitzigen Möwe, die mit Dutzenden anderen um sie kreiste, in der Hoffnung, ein Stückchen Makrele zu ergattern.
»Lästige Viecher«, brummte Helmut, warf ihnen aber dennoch den Kopf seiner Makrele zu. Sofort stürzte sich eine Horde Vögel darauf und zankte sich wild hackend um den Leckerbissen. Helmut rülpste. Der fette Fisch und die gekochten Muscheln, die sie zuvor verzehrt hatten, lagen ihm schwer im Magen. So griff er nach der Flasche Schnaps, die sie ebenfalls für ihre Brotzeit gekauft hatten. Die Flüssigkeit rann heiß und scharf in seinen Magen.
Hannah, die inzwischen auch mit Essen fertig war, wischte ihre Hände an einem Rockzipfel ab. Dann schnürte sie ihre Schuhe auf, schob den Unterrock und den Rock nach oben und ließ sich mit entblößten Beinen rückwärts ins struppige Dünengras fallen. Sie gab ein lautes Stöhnen von sich.
»Was war das denn?«, fragte Helmut augenzwinkernd. »Willst du mich verführen, oder hat dir etwa auch der fette Fisch auf den Magen geschlagen?« Er begann an ihrem Mieder zu nesteln, doch Hannah schlug seine Hand mit einem spielerischen Klaps weg wie zuvor die Möwe.
»Weder noch«, sagte sie. »Ich bin einfach so glücklich!« Sie richtete sich wieder auf. »Weißt du, dass wir so etwas noch nie gemacht haben?« Ihre Augen waren dunkel vor Liebe.
Helmut beschloss, sich dumm zu stellen. »Gerülpst und gestöhnt?« Prompt kassierte er einen
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