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Die Samenhändlerin (German Edition)

Die Samenhändlerin (German Edition)

Titel: Die Samenhändlerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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viel und nicht zu wenig Regen, so dass die Zwiebeln wunderbar einziehen konnten. Und unser sandiger Boden ist mit keinem anderen zu vergleichen – perfekt für die Tulpenzucht, wie ich anmerken möchte.«
    »Dafür waren die Zwiebeln, die du uns im letzten Jahr geschickt hast, von weniger erlesener Qualität!« Abrupt legte Helmut die Zwiebeln zurück. »Wir haben uns ehrlich gesagt schon gefragt, ob wir überhaupt noch einmal bei dir kaufen sollen …«
    Hannah verdrehte die Augen. Bedeutete das etwa, dass sie den weiten Weg hierher umsonst gegangen waren?
    »Aber mein Herr, was sind denn das für Töne?«, rief Piet theatralisch aus. »Mit Piet wird man sich immer einig, das wisst ihr doch. Und wenn ihr tatsächlich mit den letztjährigen Zwiebeln weniger – ähm – Erfolg hattet, so werde ich alles tun, um euren Verlust auszugleichen. Schaut euch doch nur diese herrlichen ›Yellow princes‹ an! Und den ›Weißen Schwan‹! Oder die ›Couleur Cardinal‹ – das sind Prachtsorten, genau das Richtige für euch! Ich sehe euch doch an, dass ihr einen Blick für Schönheit besitzt.« Er starrte zu Seraphine hinüber, die unter seinem lüsternen Blick errötete. Im nächsten Moment machte er einen Schritt auf sie zu und nahm ihre Hand. »Die Tulpe ist die Königin der Blumen, so, wie der Diamant der feinste aller Edelsteine ist. So, wie die Sonne den Tag regiert, genauso überstrahlt die Tulpe den Rest der göttlichen Schöpfung. Eine Dame wie Sie weiß um diese Wahrheit, vielleicht sollten Sie Ihrem Gatten einen entsprechenden Rat geben …« Dabei schaute er ihr tief in die Augen.
    Du lieber Himmel, der schlug aber Nägel ein! Hannah blies ihre Backen auf.
    Seraphine strahlte.
    »O ja, Valentin, der Mann hat Recht: Kauft nur dieschönsten aller Tulpen. Die ungewöhnlichsten Farben, die bizarrsten Zeichnungen, die …« Hilfesuchend schaute sie den Züchter an, der noch immer ihre Hand in seiner vom Wetter gegerbten Hand hielt. »Genau kann ich mir Ihre Tulpen gar nicht vorstellen«, gestand sie kleinlaut.
    »Warten Sie, ich hole mein Tulpenbuch, dann können Sie sich ein genaueres Bild von der Schönheit meiner Schätze machen!« Flink wie ein Wiesel rannte Piet davon. »Ich komme gleich wieder!«, rief er über seine Schulter zurück.
    »Was machst du denn da?«, fuhr Valentin Seraphine an, kaum dass sie allein waren. »Natürlich werden wir auch ein paar ungewöhnliche Tulpen kaufen, aber das muss man dem Mann doch nicht gleich auf die Nase binden. Mit deiner Begeisterung machst du unsere ganze Verhandlung zunichte! Wir wollen doch den Preis gehörig drücken!«
    »Aber … ich …«
    »Nun lass sie doch. Seraphine kann sich wenigstens fürs Geschäft begeistern. Im Gegensatz zu gewissen anderen Leuten, die nur vor sich hin dösen«, sagte Helmut missbilligend in Hannahs Richtung gewandt, woraufhin diese lediglich eine wegwerfende Handbewegung machte.
    »Hier, hier ist er, mein ganz besonderer Schatz!« Ein großes Buch auf beiden Händen balancierend, kam der Züchter zurück.
    Noch ein Schatz … Dieser Mann schien von Schätzen nur so umgeben zu sein, schoss es Hannah durch den Kopf. Sie hatte eine ironische Bemerkung auf den Lippen, schluckte sie jedoch hinunter. Es war sicher besser, wenn sie sich jetzt nicht auch noch einmischte, sonst würde dieses Geschäft gar kein Ende mehr finden.
    Sehnsüchtig lugte sie durch die offene Scheunentür nach draußen. Die Sonne schien, und das Meer war nicht weit. Heute Nachmittag sollte sie es sehen, mit eigenen Augen – wenn sie das ihrer Mutter schrieb!
    »Das ist ja einfach unglaublich! Helmut, Valentin – habt ihr das schon gesehen?« Mit glänzenden Augen hielt Seraphine das Tulpenbuch in die Höhe. »Das sind ja Hunderte von Blättern! Der Künstler muss sein Leben damit verbracht haben, Tulpen zu malen.« Fasziniert schaute sie zu Piet hinüber. »Diese Farben – was für eine Leuchtkraft! So etwas habe ich noch nie gesehen.«
    Piet van den Veyen schmunzelte. »Das sind ganz normale Aquarellfarben. Aber Sie haben schon Recht, so ein Tulpenbuch ist wirklich ein Lebenswerk. Vor allem, da ständig Neuzüchtungen dazukommen.«
    Hannah, die nur einen kurzen Blick über Seraphines Schulter in das Buch geworfen hatte, verdrehte die Augen. Wollte Seraphine jetzt tatsächlich Seite für Seite betrachten? Viele Tulpen glichen sich wie ein Ei dem anderen. Dass es sich dabei um verschiedene Sorten handeln sollte, konnte Hannah nicht erkennen.
    Helmut

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