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Die Samenhändlerin (German Edition)

Die Samenhändlerin (German Edition)

Titel: Die Samenhändlerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Hannah immer wieder gelang, ihren Finger auf einen seiner wunden Punkte zu legen. Sie kannte ihn mittlerweile wirklich gut.
    Hannah lächelte zufrieden, wurde aber gleich darauf wieder ernst. »In guten wie in schlechten Zeiten – als der Pfarrer uns diesen Spruch wiederholen ließ, waren es nicht mehr als ein paar Worte. Ein Ritual, das eben zu einer Hochzeit gehört wie der Blumenschmuck und der Festtagsschmaus. Aber inzwischen …«
    Helmut nahm ihre Hand und drückte sie. Er verstand so gut, was sie ihm sagen wollte! Ihr gemeinsames Schweigen hüllte sie ein wie eine warme, schützende Decke.
    »Weißt du, als du damals in Gönningen ankamst, war ich nicht sehr begeistert davon«, gestand er unvermittelt.
    Sie lachte leise auf. »Das habe ich gemerkt. Wie du dich geziert hast! Das war wirklich nicht gerade ehrenhaft.Andererseits war dein Verhalten in deiner besonderen Situation auch verständlich.«
    Bevor Hannah wieder auf Seraphine zu sprechen kommen konnte, hob Helmut erneut an: »Was ich eigentlich sagen will: Alles hat sich zum Guten gewendet. Ich … ich kann mir keine andere Frau an meiner Seite vorstellen. Im letzten Winter und im Frühjahr, als du dich so zurückgezogen hast – wie hast du mir gefehlt! Da habe ich gemerkt, dass das Leben ohne dich keinen Spaß mehr macht.« Ein wenig verlegen ob dieses Gefühlsausbruchs stand er rasch auf, dann hielt er Hannah seine Hand hin. »Lass uns gehen, bevor uns die Mücken das letzte bisschen Blut aus den Adern saugen.«
    Hannah schüttelte den Kopf. »Nein, ich möchte dir auch noch etwas sagen.«
    Zögernd ließ er sich wieder neben ihr nieder.
    »Damals, in der Hütte …«
    Helmut stöhnte. »Hannah, nicht schon wieder diese Geschichte, ich –«
    Sie unterbrach ihn, indem sie ihren Zeigefinger auf seinen Mund legte. Goldene Sprenkel tanzten in ihren Augen, ihre Wangen hatten eine leichte Röte angenommen.
    »Damals, als wir nach so langer Zeit wieder miteinander geschlafen haben … Also, was ich dir sagen will … Vielleicht sollten wir noch ein paar Holzschuhe dazukaufen – ganz winzige! Ab Februar können wir die gut gebrauchen …«

47
    Minuten tropften ins Stundenfass, die Zeit kroch wie eine Schnecke durch das von der Sonne verdorrte Gras.
    Nachdem Valentin Seraphine eine Zeit lang beim Malenzugeschaut hatte, ohne dass sie dabei auch nur einmal den Kopf gehoben, geschweige denn etwas zu ihm gesagt hätte, stand er wortlos von dem Tisch auf, den Piet für sie in der Lagerhalle frei gemacht hatte.
    Draußen musste er die Augen zusammenkneifen, so sehr blendete ihn das Sonnenlicht. Ihm knurrte der Magen vor Hunger, und langweilig war ihm auch. Helmut und Hannah waren bestimmt schon am Meer und ließen sich eine salzige Brise um die Nase wehen. Vorher hatten sie sich garantiert ihren Wanst voll geschlagen. Und er drehte hier Däumchen!
    Valentin warf einen letzten Blick in die Halle, wo Seraphine weiterhin in ihre Malerei vertieft war. Sie schien nicht einmal gemerkt zu haben, dass er nicht mehr neben ihr saß. Wahrscheinlich würde sie nicht einmal bemerken, wenn er vor ihr nackt einen Handstand vollführte!
    Undankbares Weib! Mürrisch trat er mit seinem Fuß in den Kies, mit dem der ganze Hof ausgelegt war.
    Bisher verlief die Reise ganz und gar nicht nach seinem Sinn. Er war seiner Frau kein bisschen näher gekommen, ganz im Gegenteil. Angesichts des innigen Miteinanders von Helmut und Hannah, das er hier ständig miterlebte, schmerzte ihn die Kälte, die von Seraphine ausging, noch viel heftiger als zu Hause.
    Ach Seraphine … Sein Seufzen schreckte eine Amsel auf, die den Fremden von einem Walnussbaum aus beobachtet hatte.
    Und nun? Als Antwort ließ sein Magen abermals ein lautes Knurren vernehmen. Er konnte doch wohl schlecht zu Piet in die Küche gehen und nach etwas Essbarem fragen! Ihm war es schon peinlich genug, dass er seinen Besuch bei dem Tulpenzüchter über Gebühr ausdehnte.
    Vielleicht sollte er zu Seraphine gehen, ihr Malzeug zusammenpacken, sie an die Hand nehmen und vom Hof zerren! Stattdessen schlenderte er durch den Hof, als wäre es dasNormalste von der Welt. Er konnte sich natürlich auch dort hinten in den Schatten der Apfelbäume legen und den Herrgott einen guten Mann sein lassen – was für ein aufregender Zeitvertreib!
    Er war schon auf dem Weg in Richtung der Bäume, als ihn ein Geräusch, das aus der Scheune kam, innehalten ließ. Es war ein Frauengesang, eine ihm unbekannte Weise, nicht besonders

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