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Die Samenhändlerin (German Edition)

Die Samenhändlerin (German Edition)

Titel: Die Samenhändlerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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die ihn mit ihren Plänen für die Böhmenreise verfolgte, als wäre alles längst abgemachte Sache. Auf sich selbst. Auf Gott und die Welt.
    In der Küche war es dunkel und kalt. Mit Erleichterung entdeckte Helmut jedoch noch ein wenig Glut im Ofen – genug, um daran ein Feuer zu entfachen, Wasser aufzusetzen und auf die wohltuende Wirkung einer starken Tasse Kaffee zu hoffen. Zerschlagen setzte er sich an den Tisch. Die Frauen würden frühestens in einer Stunde aufstehen, bis dahin wurde es wohl nichts mit einem warmen Morgenmahl.
    Als der Wasserkessel zu pfeifen begann, hob er ihn vom Feuer. Einen Augenblick lang wusste er nicht einmal, was er damit hatte anfangen wollen. Kaffee kochen, erinnerte er sich schließlich.
    Helmut kannte Schlaflosigkeit normalerweise nicht. Wenn seine Mutter darüber klagte, hatte er sich stets nur kopfschüttelnd gewundert. Nach einem harten Tag Arbeit kam derSchlaf von allein, war seine Meinung. Nun, es war nicht etwa so, dass es ihm zurzeit an Arbeit gemangelt hätte! Seit Valentin weg war, musste er nicht nur für zwei schuften, sondern für drei oder vier …
    Mutter lief mit ihrem Gebetbuch in der Hand durch die Räume, ließ Kartoffeln anbrennen, verwechselte Zucker mit Salz und war für kaum etwas zu gebrauchen.
    Seraphine … Allein der Gedanke an die Schwägerin reichte aus, um den Zorn wieder anschwellen zu lassen.
    Vater humpelte auf seiner entzündeten Ferse ins Rathaus und war zu Hause mehr als wortkarg. Er wirkte gealtert und hatte manchmal einen derart geistesabwesenden Ausdruck im Gesicht, dass Helmut ihn am liebsten gerüttelt hätte. Der schlitzohrige alte Samenhändler hilflos – das war für Helmut eine ganz neue Erfahrung.
    Einzig bei dem Gedanken an Hannah hellte sich Helmuts Gesicht ein wenig auf. Hannah tat, was sie konnte, um ihn zu unterstützen.
    Zuerst hatte er gedacht, es sei Valentins Verrat, der ihm den Schlaf raubte. Es schmerzte, dass der Bruder so einfach auf und davon war, ohne sich ihm mitzuteilen, ohne ein einziges Wort. Es schmerzte nicht nur ihn, sondern auch die anderen. Und dennoch schliefen sie, während er …
    Nein, es war die Last, jetzt der einzige Sohn zu sein. Das war es, was ihm den Schlaf raubte. Die Erkenntnis ließ ihn verblüfft Luft holen. Mit zittriger Hand übergoss er den gemahlenen Kaffee mit heißem Wasser. Der Röstgeruch, der ihm in die Nase stieg, ließ ihn etwas ruhiger werden.
    Sicher, er war schon immer der älteste Sohn gewesen. Sein Wort hatte beim Vater schon immer mehr gegolten als Valentins. Auf seinen Schultern hatte schon immer mehr Verantwortung gelegen. Er hatte diese Rolle mit Stolz angenommen, hatte sich oftmals geschmeichelt gefühlt, wenn es ihm gelang,den Vater von einer Idee zu überzeugen, auch wenn Valentin damit zuvor gescheitert war. Der älteste Sohn – das war doch etwas!
    Aber immer hatte er Valentin an seiner Seite gewusst. Den Bruder, der ihn unterstützte, auch wenn er womöglich anderer Meinung war. Zu zweit schafften sie alles. Und nun – war er allein. Diese Last drückte Helmut mehr, als er für möglich gehalten hätte.
    Wenn er nur an Böhmen dachte! Sicher, was das Verkaufen anging, war Valentin ihm nicht die größte Hilfe gewesen, aber in allen anderen Dingen gab es keinen besseren Reisebegleiter. Valentin hatte die Augen nicht nur vorn, sondern auch hinten, er sah, hörte, roch mehr als die meisten anderen Männer, die er kannte. Auf seinen Instinkt hatte man sich immer verlassen können, sei es, wenn es darum ging, ein Quartier für die Nacht zu finden, oder den besten Weg über einen Hochwasser führenden Fluss, oder –
    Nun, in diesem Jahr würde er sich auf sich allein verlassen müssen.
    Und wem hatte er das zu verdanken?
    Er musste sich nicht lange mit der Suche nach einer Antwort aufhalten.
    Das Weib bedeutete nichts als Ärger, von Anfang an hatte er das gewusst! Zumindest geahnt, verbesserte er sich. Da tat sie immer so scheinheilig hilflos, spielte so versonnen mit ihrem silberblonden Haar, und niemand merkte, dass sie dabei nicht nur eine Locke um ihren Finger wickelte, sondern alle Menschen mit dazu.
    Und wie sie einen anstarrte mit diesen kieselgroßen, durchscheinenden Augen! Früher, da hatte er sich blenden lassen von ihrer Schönheit, ihrer unnahbaren Eleganz, durch die sie sich von den anderen Mädchen im Dorf abhob. Geschmeichelt hatte er sich gefühlt, wenn sie ihn so anschmachtete. Aber tiefdrinnen war sie ihm noch nie ganz geheuer gewesen. Und nun

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