Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Samenhändlerin (German Edition)

Die Samenhändlerin (German Edition)

Titel: Die Samenhändlerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
Vom Netzwerk:
wollte sie mit ihm nach Böhmen reisen, ha, er konnte sich schon denken, was sie damit wieder im Schilde führte. Nicht, dass er sich nicht gegen sie zur Wehr setzen konnte! Das hatte er schließlich schon einmal bewiesen – damals, im letzten Mai, im Gartenhaus, als sie es auch darauf angelegt hatte, ihn zu verführen.
    Unmutig schlug er die Beine übereinander. Längst fühlte er sich nicht mehr geschmeichelt bei dem Gedanken, dass sie ihn noch immer begehrte. Ihr Begehren war eine Last, mehr nicht. Es war krank!
    Abermals stieg Wut in ihm auf. Wut, die seine Müdigkeit vertrieb und ihm Kraft verlieh. Da saß er hier in der Küche und machte sich Gedanken darüber, wie er Seraphines Verführungskünste abwehren konnte. Als ob er nicht genug andere Sorgen hatte!
    »Es reicht!« Seine Stimme war heiser, sein Mund trocken, trotz des starken Kaffees, den er in sich hineingeschüttet hatte.
    Er rannte die Treppe hinauf, nahm jeweils zwei Stufen auf einmal, hatte keine Zeit mehr zu verlieren.
    Viel zu lange hatte er sich mit ihren Ausflüchten abfertigen lassen. Ich weiß auch nicht, was in Valentin gefahren ist  – das sollte er ihr glauben?
    Sie hatte seinen Bruder aus dem Haus getrieben. Nun war sie ihm zumindest eine Antwort auf die Frage nach dem Grund schuldig.
    Auf halber Höhe hielt er inne. Atmete durch. Wartete darauf, dass seine Wut verrauchte. Mit Drohungen und Grobheit würde er bei Seraphine nicht weiterkommen, das hatten die letzten Wochen gezeigt. Mehr als einmal hatte sein Vater ihr Vorwürfe wegen Valentin gemacht, und sie hatte sich sturer gestellt als ein Esel. Sie wisse von nichts, könne sich das auch nicht erklären … Ausflüchte, nichts als Ausflüchte.
    Wenn er etwas erreichen wollte, musste er sie mit ihren eigenen Mitteln schlagen!
    Ein grimmiges Lächeln auf den Lippen, erklomm Helmut die letzten Stufen. Vielleicht würde er sich später hassen für das, was er vorhatte. Aber mehr noch würde er sich hassen, wenn er es nicht tat.
    Der Weg war lang und schnurgerade, kein Baum weit und breit, kein Haus oder Kirchturm zu sehen, nichts, woran sich das Auge hätte festhalten können. Sie lief barfuß, ihre Füße versanken in dem dicken Moospolster, das den Weg wie ein Pelz überwucherte. Der Himmel war von einem seltsamen Lila, als ob kurz zuvor ein Gewitter getobt hätte, doch der Boden unter ihren nackten Füßen war trocken, kitzelte die zarte Haut zwischen ihren Zehen …
    »Seraphine, wach auf!«
    Helmut? Woher kam er? Kein Mensch weit und breit, kein Haus und kein Kirchturm zu sehen …
    »Sera!«
    »Helmut?« Sie setzte sich so abrupt auf, dass ihr schwindlig wurde. Kein Traum, sondern Wirklichkeit. Schlagartig war sie wach. »Ist etwas passiert? Hast du Nachricht von Valentin bekommen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nichts dergleichen. Ich … ich wollte dich sehen. Allein. Nur wir zwei, wie früher.« Als wäre es das Selbstverständlichste von der Welt, setzte er sich zu ihr ans Bett. Seine Nähe ließ sie frösteln. Warum war er hier? Was … Der Schwindel kam zurück.
    »Helmut …« Sie sank auf ihr Kissen zurück, nicht ohne zuvor ihre Haare wie ein silbernes Tuch darauf ausgebreitet zu haben. Zögerlich nahm sie seine Hand. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie ihn das letzte Mal berührt hatte. Die Hand war kalt und schlaff. Ihre Sonne, so kalt.
    »Ich habe geträumt«, sagte sie schläfrig. Seltsam, wo bliebder hitzige Eifer, den sie sonst immer in seiner Nähe verspürt hatte? War sie so ruhig und gelassen, weil sie wusste, dass sie nun Zeit hatte? Dass niemand ihn ihr je wieder wegnehmen würde? Er würde ihr für alle Zeiten gehören, jetzt, da Valentin weg war. Für immer und –
    »Ich habe auch geträumt, und davon wollte ich dir erzählen«, unterbrach Helmut ihre Gedankengänge. »Du und ich, wir saßen in einer silbernen Kutsche. Sogar die beiden Rösser, die vorgespannt waren, sahen ganz silbern aus.« Er schüttelte verwundert den Kopf. »Wir hielten uns an der Hand, alles war irgendwie so … innig!«
    »Diesen Traum kenne ich! Vor langer Zeit habe ich ihn selbst einmal geträumt. Helmut!« Sie packte ihn an den Schultern, sein Gesicht war nur noch eine Handbreit von ihrem entfernt, und während sie sprach, achtete sie darauf, dass ihr schlechter Morgenatem ihn nicht erreichte.
    Konnte es sein, dass er endlich aufgewacht war? Dass er endlich sah ? Nach so langer Zeit … Oder was hatte sein Verhalten sonst zu bedeuten?
    Misstrauisch starrte sie ihn

Weitere Kostenlose Bücher