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Die Samenhändlerin (German Edition)

Die Samenhändlerin (German Edition)

Titel: Die Samenhändlerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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an.
    »Vielleicht will dir dieser Traum den Aufbruch in eine neue Zeit zeigen?« Sie sprach leise, fast zögerlich, wollte ihn durch ihre Sicherheit nicht verprellen, es war gut, es war wichtig, dass er selbst verstand.
    »Der Aufbruch in eine neue Zeit«, wiederholte er langsam. Stirnrunzeln, ein Zucken um seinen Mund, alles sprach von höchstem innerem Aufruhr. Ach Helmut … Sie lächelte. Der kurze Anflug von Misstrauen, den sie verspürt hatte, verflog. Er begann tatsächlich zu verstehen.
    »Dann hast du die ganzen Jahre Recht gehabt, und wir gehören tatsächlich zusammen!« Er schluckte. »Dann war Valentin … Er war … nie der richtige Mann für dich!« Die Augen weit aufgerissen, als erschrecke ihn diese Erkenntnis, ergriff erihre Hände, drückte sie, drückte sie so fest an seine Brust, dass sie vor Schmerz fast aufschrie. »Was musst du nur für Qualen erlitten haben … Meine Seraphine!«
    »Ja«, hauchte sie atemlos.
    »Aber …« Er schien mit sich zu kämpfen. »Wenn es für uns beide wirklich eine Zukunft geben soll, muss ich erfahren, was du für uns getan hast. Denn ich habe ja schließlich auf unrühmliche Weise versagt.«
    »Das tut doch jetzt nichts mehr zur Sache«, beeilte sie sich zu sagen, obwohl alles in ihr schrie: Unrühmlich? Wie ein Dummkopf hast du dich verhalten! Auf meinen Gefühlen bist du herumgetrampelt wie ein Stück Vieh. Was habe ich nicht alles getan für dich, für uns, für uns beide –
    »Sera, sag, wie hast du es geschafft, Valentin loszuwerden?« Seine Augen krallten sich an ihr fest, eindringlich, fast fiebrig schaute er sie an.
    »Es war nicht leicht, so viel kann ich dir sagen«, kam es eisiger, als sie wollte. Woher stammte dieser seltsame Zorn, der sich wie eine Schlange um ihr Herz wand? Keine Vorwürfe, nicht jetzt, wo sein Traum ihn endlich hatte aufwachen lassen! »Ich musste mit ansehen, wie Hannah und du das glückliche Ehepaar spieltet. Und musste mich Valentins erwehren, der sehr fordernd war …« Sie wollte eigentlich lächeln, um ihren Worten Leichtigkeit zu verleihen. Um ihm zu zeigen: Schau her, ich habe es gern getan, es ist mir leicht gefallen. Stattdessen spürte sie, wie sich eine tiefe Falte in ihre Stirn grub.
    »Ich weiß doch selbst, dass er dich nie in Ruhe gelassen hat«, antwortete Helmut grimmig. »Warum nur habe ich dies so lange zugelassen?«
    »Du warst anderweitig beschäftigt. Hannah –«
    »Hannah!« Er winkte ab. »Die ist doch jetzt unwichtig. Sag, liebe Seraphine: Wie bist du Valentin schließlich losgeworden?«
    Nun lächelte sie.
    Hannah war unwichtig. Genau wie Valentin. Nun gab es nur noch sie beide …
    »Es war nicht leicht«, wiederholte sie.
    Leicht? Eine schlechtere Beschreibung für ihre letzten Jahre hätte man wohl nicht finden können! Sie holte tief Luft.
    »Andererseits wusste ich, dass alles, was ich unternehme, jede Anstrengung, jede Qual für dich ist!« Sie zögerte noch einen Moment lang, dann stand ihr Entschluss fest. Sollte er ruhig wissen, was sie für ihn getan hatte!
    Nachdem sie angefangen hatte zu erzählen, konnte sie nicht mehr aufhören. Mit jedem Satz wurde es ihr leichter ums Herz. Sie frohlockte. Er war da für sie, schaute sie an, mit großen, verwunderten Augen. Sprachlos ob ihrer Liebe. Hatte er wirklich so wenig mitbekommen? Dann mussten ihre Offenbarungen sein Herz jetzt doch zum Überlaufen bringen! Begierig erzählte sie weiter, erzählte alles. Den Grund dafür, dass sie Valentin überhaupt geheiratet hatte. Ihre Gedanken, als sie Hannah in der Fuchsfalle sah, hilflos. Das Kind, das nicht leben durfte.
    »Und jetzt reisen wir gemeinsam nach Böhmen. Der Aufbruch in eine neue Zeit. Unsere Zeit. Ach Helmut …« Ein glückseliges Seufzen. Matt schloss sie für einen Moment die Augen, genoss die Stille in sich, die sie so lange herbeigesehnt hatte, suchte blind nach seiner Hand. Als sie diese nicht fand, schlug sie die Lider auf, blinzelte. Einmal, noch einmal.
    Und ihr stockte der Atem.
    Helmut stand vor ihrem Bett, keuchend wie ein alter Mann. Tränen liefen über sein Gesicht, er machte keine Anstalten, sie wegzuwischen oder zu verbergen. Der Ausdruck, den sie in seinen Augen sah, sprach von Abscheu und Ekel.
    »Und wenn du der letzte Mensch in ganz Gönningen wärst –niemals würde ich dich mit nach Böhmen nehmen! Nichts, gar nichts mehr will ich mit dir zu tun haben!«
    Angewidert spuckte er vor ihr aus.
    »Du – du bist der Teufel in Person!«

55
    Obwohl Valentin

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