Die Samenhändlerin (German Edition)
darüber, dass du dich so wenig um sie kümmerst.«
»Dann lass sie reden, was wissen die schon!«, fauchte Seraphine. Was fiel Valentin ein, ihr Vorschriften machen zu wollen?
Valentin schaute seine Frau betrübt an. »Und du kommst auch nicht mit auf den Acker, obwohl wir dort weiß Gott jede Hand gebrauchen könnten. Lieber schaust du zu, wie sich Hannah in ihrem Zustand abrackert! Und sitzt hier allein …« Er seufzte. »Das ist doch nicht normal, sich so abzukapseln! Hannah wäre bestimmt froh gewesen, wenn du ihr beim Anlegen ihres Beetes geholfen hättest.«
»Das glaube ich gern«, entgegnete Seraphine. »Dann hätte sie noch einen Dummen mehr, der nach ihrer Pfeife tanzt!« Wütend starrte sie auf ihr Blatt. Jetzt war das Grün zu buschig geworden! Am Ende würden Helmuts Kunden glauben, die Astern verwendeten ihre ganze Kraft für das Grün statt für die Blüten! Sie biss sich auf die Lippen. Vielleicht … wenn sie ein paar Blüten mehr malte …
Valentin beugte sich über sie, seine Schulter streifte Seraphines Haar. »Du riechst so gut.«
Sie schüttelte sich, als würde sie von einer lästigen Mücke gestört. Sofort rückte Valentin von ihr ab.
Seraphine lachte stumm in sich hinein. So war er: feige, nicht Manns genug, sie zu nehmen, wie sie war. Ob bei Tag oder bei Nacht. Nachts, da war sie es, die die Initiative ergreifen musste. Wenn sie sich vorstellte, es wären Helmuts Arme, die sie hielten, spielte Valentin bereitwillig mit. Wenn sie ihre Beine öffnete, um Helmut zu empfangen, stöhnte Valentin vor Lust laut auf. Wie dumm er war, schoss es Seraphine dabei manchmal durch den Kopf.
Die Nächte gehörten ihr. Ihr und ihren Träumen. Und solange Helmut nicht frei war, würde Valentin genügen müssen.
Über die Schulter warf Seraphine ihrem Mann einen unwirschen Blick zu. Wie er dastand, von einem Bein aufs andere tretend. Bestimmt hoffte er darauf, dass sie ihn bat, sich zu ihr zu setzen.
Doch sie hatte ihm nichts versprochen. Er hatte gewusst, worauf er sich einließ. Dass ihr Herz Helmut gehörte, hatte sie nie verheimlicht. Er wolle ihr Zeit lassen, hatte Valentin erst gestern wieder gesagt. Zeit wofür?, hatte sie sich stumm gefragt. Trotzdem lauerte er ständig, beobachtete sie, jede Regung, jede Bewegung von ihr.
»Schön wird das. Und so naturgetreu! Dafür, dass du so selten draußen bist, sind dir die einzelnen Sorten wirklich gut gelungen.« Valentin hielt die fertigen Blätter fächerartig in die Höhe.
»Wenn man genügend Fantasie hat, braucht man nicht ständig mit der Gießkanne im Garten zu stehen. Gib her, du verknitterst sie nur«, sagte Seraphine und nahm ihm die Blätter wieder aus der Hand. Eigentlich wollte sie nicht mit ihm streiten. Sie wollte … gar nichts mit ihm.
Valentin lachte. »Das werden sie schon aushalten müssen. Wenn mir das Musterbuch etwas nutzen soll, muss ich es schließlich den Kunden zum Durchblättern in die Hand geben.«
Besitzergreifend drückte Seraphine die Zeichnungen an ihre Brust.
»Das Musterbuch ist für Helmut. Er … er …«, stammelte sie.
»Was soll das heißen?«
Wie er sie anschaute. Wie seine Augen funkelten. Seraphine schauderte. Diesen Blick kannte sie. Er gehörte Menschen mit kleinem Geist. Neidischen, eifersüchtigen Menschen. Solchen wie Hannah. Sie waren es, die immer wieder aufs Neueversuchten, ihre und Helmuts Liebe zu zerstören. Sie atmete tief durch.
»Er ist schließlich der Ältere von euch beiden«, rechtfertigte sie sich leise. »Also soll es ihm gehören. Und jetzt lass mich weiterarbeiten.« Resolut tauchte sie den Pinsel erneut ins Rot. Im nächsten Moment rutschte er vom Rot ins Grün, ins Braun … Ihre Hand wurde von einem eisernen Griff umklammert.
»Hör mir zu, wenn ich mit dir rede! Ich bin dein Mann, auch wenn du das gern vergisst. Wenn du also etwas malst, gehört es mir!« Valentins Adamsapfel hüpfte wild auf und ab. »Wie kommst du darauf, deine Zeit mit Malereien für Helmut zu verplempern, während wir anderen uns den Buckel krumm schaffen? Hätte ich das gewusst, hätte ich dich aufs Feld gejagt, das kannst du mir glauben! Ich –«
Seraphine schrie auf. »Du tust mir weh!« Sie entwand ihre Hand aus seiner Umklammerung, rieb sich die gerötete Stelle. »Immer willst du!«, zischte sie. »Ich, ich, ich – etwas anderes höre ich von dir nicht. Nie denkst du an mich, an meine Gefühle.«
Er lachte höhnisch auf. »Das sagt ja gerade die Richtige. Glaubst du, ich sehe nicht,
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